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Dank für die Auszeichnung: Hans Drewanz am Klavier. Foto: Charlotte Oswald
Dank für die Auszeichnung: Hans Drewanz am Klavier. Foto: Charlotte Oswald
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Personalia 2014/12

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Der Dirigent Hans Drewanz erhielt den Darmstädter Musikpreis 2014 +++ Der Saxophonist Klaus Kreuzeder verstarb 64-jährig +++ Carl Bechstein Wettbewerb für Kinder und Jugendliche wurde zum ersten Mal ausgetragen

Der Musikmeister für eine kunstliebende Stadt und ihre Bürger
Der Dirigent Hans Drewanz erhielt den Darmstädter Musikpreis 2014

Er kam 1963 als damals jüngster deutscher Generalmusikdirektor an das damals noch als Landestheater firmierende, heutige Staatstheater Darmstadt. Er sollte das hohe Amt, das einstmals der junge Karl Böhm als Musikchef besaß, über dreißig Jahre bekleiden. Eine Schreckensvorstellung? Immer derselbe Taktstock-Schwinger in Oper, Konzert und Chorwerk? Mitnichten. Hans Drewanz bewies, dass Kontinuität, verbunden mit Können, Kunstfertigkeit, Bildung und Neugier eine eigene Qualität besitzen. Denn Hans Drewanz „hockte“ nicht drei Jahrzehnte auf der berühmten Darmstädter Rosenhöhe in seiner Wohnung, sondern immer ganz woanders: in der weiten Welt der sogenannten „Frau Musica“, die nach den unseligen Zeiten des Dritten Reiches wieder wunderbar bewohnbar geworden war. Das Darmstädter Landestheater setzte sich damals irgendwie an die Spitze der Erkundungen. Ein Intendant wie Gustav Rudolf Sellner, der später die Berliner Deutsche Oper führte, ein Regisseur wie Harro Dicks, der aus dem lange verschütteten Opernfundus sowie den neuen Hervorbringungen jüngerer Komponisten die aufregendsten Spielpläne zauberte, ohne das klassische Repertoire zu vernachlässigen, das war die Atmosphäre der fünfziger und frühen sechziger Jahre in Darmstadt: eine Aufbruchsstimmung nach den Verwerfungen der Vergangenheit, ein Gefühl auch beim Publikum, für das die Kunst ein gravierender Bestandteil einer bürgerlich geprägten Lebenskultur ist – Thomas Mann hat das einmal für seine Heimatstadt Lübeck auf eine griffige Formel gebracht: Lübeck als geistige Lebensform. Das kann man auch für Darmstadt übernehmen: Darmstadt als geistige Lebensform.

In diese Atmosphäre trat Hans Drewanz in seine Darmstädter Position ein. Er musste keine Veränderungen annoncieren. Er fügte sich dramaturgisch perfekt in die Darmstädter Theater- und Musikstruktur ein. Und: Das war wohl das Schönste – er konnte das Darmstädter Publikum (ein paar Quengler gibt es natürlich immer und überall) auf seine weiten Musikreisen mitnehmen. Wer die Statistiken liest, kommt aus dem Staunen nicht heraus, was eine mittlere deutsche Theaterbühne so an Aufregendem zu bieten vermag, jedenfalls einmal vermochte: In der Oper mehr als hundertzehn Titel, die Drewanz in dreißig Jahren allein in Darmstadt dirigierte, im Konzert zwei bis dreimal so viele Werke von Komponisten aus vier Jahrhunderten, von Monteverdi bis zu Strawinskys „Psalmensymphonie“, von Marc-Antoine Charpentiers „Magnificat“ bis zu Hans Ulrich Engelmanns „Stele für Georg Büchner“. Die große Klassik wurde nicht übersehen. Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert und Schumann, Brahms und Bruckner kehrten immer wieder in den Programmen auf. Und Gustav Mahler fand bei Hans Drewanz schon vor dem großen Mahler-Boom die gebührende Beachtung als Übergang in die Musikwelt der Moderne. Nach Mahler konnte das Publikum auch die Musik eines Bartók, Schönberg, eines Berg, Henze oder Karl Amadeus Hartmann besser verstehen. Gerhard Rohde

Kulturbotschafter im Rollstuhl
Der Saxophonist Klaus Kreuzeder verstarb 64-jährig

Ende der 80er gehörte er zum Marienplatz wie das Glockenspiel im Rathaus. Er saß in seinem Rollstuhl an der Ecke Kaufingerstraße/Weinstraße und war umringt von Touristen aller Nationen und Altersklassen: Damals war der Saxophonist Klaus Kreuzeder eine Institution und bereits Ende 30. Für den, der seine Mark in die Kiste vor dem Rollstuhl warf, war nicht immer klar, wen er da vor sich hatte. Denn Kreuzeder war kein gewöhnlicher Straßenmusiker, der womöglich seine Behinderung als Mitleids-Monstranz vor sich hertrug. Kreuzeder war damals schon mehr als ein Jahrzehnt Profi – und eine bemerkenswerte Karriere sollte noch vor ihm liegen.

1950 im oberfränkischen Forchheim geboren, wuchs Kreuzeder in Altdorf bei Nürnberg auf. Zwischen seinem ersten und zweiten Lebensjahr war er an Polio erkrankt und seither an den Rollstuhl gefesselt. 1971 trat Kreuzeder mit „Ex Ovo Pro“ beim Free-Open-Air-Festival in Höhn auf, von 1973 bis 1982 spielte er bei der Jazzrock-Band Aera. Das Instrumental-Duo „Sax As Sax Can“ bildete er von 1988 bis 2000 mit dem Gitarristen Henry Sincigno. Ab 2001 trat Klaus Kreuzeder in der Band von Miroslav Nemec, bekannt als Kriminalhauptkommissar Ivo Batic aus der Fernsehreihe Tatort, auf, mit dem er auch freundschaftlich verbunden war. Der Saxophonist arbeitete mit Eberhard Schoener zusammen und trat mit Sting, Al Jarreau, Stevie Wonder, Jack Bruce, Gianna Nannini, Bill Withers, Konstantin Wecker und Udo Lindenberg auf.

Kreuzeder, der in der Behinderten-Bewegung politisch aktiv war, trat 1996 zusammen mit Henry Sincigno als Kulturbotschafter bei den Paralympics in Atlanta auf.

Auf Wunsch der bayerischen Landtagsfraktion der Grünen gehörte er am 23. Mai 2009 und am 30. Juni 2010 zu den Delegierten der Bundesversammlung, die in Berlin den Bundespräsidenten wählen. Am 3. November erlag Kreuz-eder in München einer Krebserkrankung. ak

Geschwister-Duos und mehr im Schloss Britz
Carl Bechstein Wettbewerb für Kinder und Jugendliche wurde zum ersten Mal ausgetragen

Preise im Wert von mehr als 10.000 Euro vergab die Carl Bechstein Stiftung am Sonntag, 16. November 2014, beim Preisträgerkonzert des ersten Carl Bechstein Wettbewerbs für Kinder und Jugendliche im Kulturstall von Schloss Britz in Berlin. 43 Klavierduos aus ganz Deutschland nahmen an dem Wettbewerb teil.

Eine glanzvolle Premiere erlebte der Wettbewerb im idyllischen Ambiente von Schloss Britz. Die Stimmung war ausgezeichnet, das Niveau außergewöhnlich hoch. Dieses spiegelte sich auch in den Programmen der teilnehmenden Klavierduos und vor allem im wundervollen Preisträgerkonzert: Zum krönenden Abschluss spielten dort Nina Ding und Tsuzumi Namikawa aus Braunschweig (Erste Preisträgerinnen der Altersgruppe IV) Danse macabre op. 40 von Camille Saint-Saëns. Den Ersten Preis in der Altersklasse I teilten sich die Duos Lisa Marie Großerichter und Maximilian Haberstock aus München sowie Florentine und Marie Lehnert aus Leipzig. Den Ersten Preis in der Altersgruppe II gewann das Duo Tabea Antonia und Daniel Vincent Streicher aus Berlin. Ebenfalls ein Geschwister-Duo – Markus und Cornelia Nick aus Karlsruhe – sicherte sich den Ersten Preis in der Altersgruppe III.
Die drei jungen Komponisten Philipp Krebs, Clemens K. Thomas und Niklas Anczykowski konnten die Uraufführung ihrer Werke erleben, die von der Carl Bechstein Stiftung für den Wettbewerb in Auftrag gegeben worden waren. Für die beste Interpretation der Werke vergab die Stiftung in den verschiedenen Altersgruppen jeweils einen Sonderpreis. Weitere acht Sonderpreise stellte als Kooperationspartner der Bärenreiter Verlag in Form von Notengutscheinen zur Verfügung. Zur Jury zähltzen die  erfahrenen (Duo-)Pianisten und Klavierpädagogen Prof. Wolfgang Manz (Vorsitzender), Mona Bard, Simone Foth, Prof. Gil Garburg und Prof. Gerrit Zitterbart, Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats und Kuratoriumsvorsitzender der Carl Bechstein Stiftung, unterstrich in seinem Grußwort die bedeutende Rolle von Stiftungen für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen. Die Carl Bechstein Stiftung leistete mit ihrem Engagement im Bereich der Nachwuchsförderung einen wesentlichen Beitrag dazu. Ein Filmbericht über den Wettbewerb demnächst auf www.nmzmedia.de

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