Tänzer klagt gegen Kündigung durch Semperoper +++ Pfeiffer-Poensgen und Ginthör ausgezeichnet +++ Thomas Bauer verlässt Europäische Wochen +++ Sebastian Gille +++ Hartmut Haenchen +++ Insa Pijanka +++ Inga Humpe
Tänzer klagt gegen Kündigung durch Semperoper
Der Solist István Simon aus dem Ballett der Semperoper setzt sich nun gerichtlich gegen seine Entlassung zur Wehr. Zudem fordert er Schadensersatz vom Land Sachsen als Arbeitgeber. Das meldete die Sächsische Zeitung kurz vor Druck dieser Ausgabe der nmz. Die Semperoper hatte dem Ersten Solisten die fristlose Kündigung ausgesprochen. Der Grund: „Zerstörung des Vertrauensverhältnisses“. István Simon hatte Bedenken in Bezug auf ethische und professionelle Aspekte des Verhaltens des Ballettmeisters Gamal Gouda und meldete dies bereits im September 2017 seinem Ballettdirektor.
Das Haus reagierte mit einer Freistellung Simons.
Dagegen hatte dieser vor dem Arbeitsgericht Dresden geklagt. Das Arbeitsgericht lehnte seinen Antrag auf Weiterbeschäftigung in einem einstweiligen Rechtsschutzverfahren zunächst ab. Nun wird die Sache erneut vor Gericht verhandelt. Die Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) hat die fristlose Kündigung als „absolut unangemessen“ bezeichnet.
Weiter heißt es in der Pressemitteilung der VdO: „Ein Mitarbeiter, der auf der Suche nach Hilfe und Unterstützung seinem Dienstherrn über eine Situation berichtet, die ihn zunehmend bei der Erfüllung seiner dienstlichen Verpflichtungen belastet hat, wird anschließend als Aggressor behandelt und für seinen Mut, Missstände zu beklagen mit einer fristlosen Kündigung seiner wirtschaftlichen und künstlerischen Lebensgrundlage beraubt. Es stellt sich die Frage, wie unter solchen Umständen noch konstruktiv eine Debatte über Missstände bei den Arbeitsbedingungen in der Kunst und speziell im Tanz geführt werden kann.“
Pfeiffer-Poensgen und Ginthör ausgezeichnet
Im Rahmen der Deutschen Orchesterkonferenz in Halle wurde Isabel Pfeiffer-Poensgen, Kulturministerin von Nordrhein-Westfalen, mit dem Hermann-Voss-Kulturpreis der Deutschen Orchestervereinigung ausgezeichnet. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde ihr für ihren Einsatz zugesprochen, den Kulturhaushalt des Bundeslands deutlich zu steigern. Den undotierten Sonderpreis erhielt Albert Ginthör, Vorstand des Orchesters des Staatstheaters am Gärtnerplatz, für sein humanitäres Engagement. Er hatte den von endgültiger Abschiebung bedrohten Musiker Ahmad Shakib Pouya persönlich nach Afghanistan begleitet, um seine Wiedereinreise nach Deutschland zu erreichen. Einen Bericht zum Schwerpunkt Musikvermittlung der Orchesterkonferenz lesen Sie in der Juni-Ausgabe der nmz.
Thomas Bauer verlässt Europäische Wochen
Die Europäischen Wochen Passau trennen sich von ihrem Intendanten Thomas E. Bauer. Wie die Passauer Neue Presse unter Berufung auf die Vorsitzende des Trägervereins der Festspiele, Rosemarie Weber, berichtete, solle die Trennung noch vor Beginn der Saison 2018 am 20. Juni vollzogen werden. Seit einiger Zeit hatte es Differenzen zwischen Bauer und dem Förderverein über die künftige Ausrichtung und Finanzierung des Festivals gegeben. In welcher Form es nun in diesem Jahr stattfinden wird, war bis zum Redaktionsschluss der nmz noch nicht klar. Thomas Bauer, der als Geschäftsführer des Festivals Kulturwald auch das Programm des von ihm initiierten Konzerthauses Blaibach verantwortet, hatte die Leitung der Europäischen Wochen im September 2016 angetreten.
Sebastian Gille
Der Saxophonist Sebastian Gille erhält den je zur Hälfte vom Land Rheinland-Pfalz und vom Südwestrundfunk gestifteten SWR Jazzpreis 2018. Die Auszeichnung wird ihm am 15. Oktober 2018 beim Internationalen Festival „Enjoy Jazz“ in Ludwigshafen überreicht. Im Preisträgerkonzert wird Sebastian Gille mit seinem Quartett (Elias Stemeseder, Klavier, Robert Landfermann, Kontrabass und Jim Black, Schlagzeug) auftreten. Ebenfalls nominiert für den SWR Jazzpreis waren der Vokalist Theo Bleckmann und die Harfenistin Kathrin Pechlof. Der älteste Jazzpreis Deutschlands ist mit 15.000 Euro dotiert.
Hartmut Haenchen
Der Dirigent Hartmut Haenchen erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Leipziger Richard-Wagner-Siftung. Haenchen habe sich in seinem Schaffen immer wieder mit Wagners Spuren beschäftigt, begründete der Vorstand die Entscheidung. Er war unter anderem Mitglied des Dresdner Kreuzchores, arbeitete in Halle, Berlin und Schwerin und war Chefdirigent der Niederländischen Philharmonie in Amsterdam. Haenchen beschäftigte sich immer wieder mit den Werken Wagners und übernahm 2016 und 2017 das Dirigat der „Parsifal“-Neuinszenierung bei den Bayreuther Festspielen.
Insa Pijanka
Die Politik- und Wirtschaftswissenschaftlerin Insa Pijanka wird neue Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz. Der Konstanzer Gemeinderat habe sie Mitte April in einer nichtöffentlichen Sitzung gewählt, teilte die Philharmonie mit. Pijanka werde damit Nachfolgerin von Beat Fehlmann, der nach fünf Jahren in Konstanz ab der Saison 2018/19 die Intendanz der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz übernimmt. Die 1974 in Mannheim geborene Pijanka war Konzertdramaturgin und Orchesterdirektorin am Staatstheater Kassel und gründete 2007 die Orchesterakademie des Staatsorchesters Kassel mit.
Inga Humpe
Bei der 30. Verleihung des Fred Jay Preises am 15. Mai 2018 in Berlin wird Inga Humpe mit dem renommierten Textdichterpreis für ihre deutschsprachigen Liedtexte gewürdigt, teilte die GEMA mit. Die Textdichterin, Komponistin und Sängerin habe die deutsche Popmusik über viele Jahre maßgeblich geprägt, sagt die Jury. Der Preis würdigt Songwriter, die sich um die Schaffung, Förderung und Verbreitung deutscher Texte verdient gemacht haben. Mit Songs wie „Wir trafen uns in einem Garten“ oder dem Hit „36 Grad“ bewege sie sich mühelos zwischen kultureller Relevanz und kommerziellem Erfolg.