Anna Skryleva wird Generalmusikdirektorin in Magdeburg +++ Ariane Matiakh wird Generalmusikdirektorin in Halle +++ Marek Janowski – Neuer Chefdirigent in Dresden +++ Peter Eötvös +++ Aribert Reimann +++ Jörg Widmann +++ H.-C. Rademann +++ Den Dirigenten Gustav Kuhn und Pieter Jan Leusink werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen
Von der Moskwa an die Elbe – Anna Skryleva wird Generalmusikdirektorin in Magdeburg
Anna Skryleva wird zum 1. August 2019 Generalmusikdirektorin des Theaters Magdeburg. Im Oktober 2018 dirigiert sie bereits das 2. Sinfoniekonzert der Magdeburgischen Philharmonie mit Werken von Gioacchino Rossini, Giuseppe Verdi und Richard Strauss.
Nach ihrer pianistischen Ausbildung am Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau kam Anna Skryleva 1999 nach Deutschland, um ihr Klavierstudium an der Universität der Künste Berlin bei Professor Klaus Hellwig fortzusetzen. Später nahm sie Dirigierunterricht bei Professor Lutz Herbig in Düsseldorf. Zwischen 2012 und 2015 wurde Anna Skryleva als 1. Kapellmeisterin und stellvertretende GMD zuerst am Schleswig-Holsteinischen Landestheater und anschließend am Staatstheater Darmstadt engagiert. Hier dirigierte sie Konzerte mit Werken von Messiaen, Françaix, Berlioz, Britten und Strawinsky sowie Opern von Verdi, Wagner, Puccini, Humperdinck, Weber, Weill und anderen. Im Juni 2015 gastierte Anna Skryleva mit der Produktion des Staatstheaters Darmstadt „Madame Butterfly“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Seit der Spielzeit 2017/18 ist Anna Skryleva Chefdirigentin der Klassik Philharmonie Hamburg.
Französische Musikbotschafterin – Ariane Matiakh wird Generalmusikdirektorin in Halle
Die französische Dirigentin Ariane Matiakh wird ab der Spielzeit 2019/20 neue Generalmusikdirektorin der Staatskapelle und der Oper Halle. Das gab die Theater, Oper und Orchester GmbH bekannt. Matiakh übernimmt die Nachfolge von Josep Caballé Domenech, der zur Spielzeit 2013/14 nach Halle kam. Mit Matiakh engagiere das Fünfspartenhaus eine Dirigentin, die nicht nur das Konzert-, Opern- und Ballettrepertoire von der Klassik bis in die Gegenwart beherrsche, teilte die Gesellschaft mit, sie werde auch die lange Tradition der Barockmusikpflege in der Händel-Stadt fortführen. Die 38-Jährige studierte in Wien bei Leopold Hager und besuchte Meisterklassen bei Seiji Ozawa. Von 2005 bis 2009 war sie erste Assistentin an der Opéra und dem Orchestre National de Montpellier. Zu ihren Engagements in der Saison 2017/18 gehören Auftritte mit dem MDR Sinfonieorchester, der Niederländischen Radiophilharmonie, der Opera du Rhin Strasbourg, der Göteborger Oper und dem Niederländischen Ballett. In Anerkennung ihrer Verdienste um das Musikleben in Frankreich und um die französische Kultur im Ausland wurde Ariane Matiakh 2014 vom Französischen Kultusministerium der Ehrentitel „Chevalier de l‘Ordre des Arts et des Lettres“ verliehen.
Marek Janowski – Neuer Chefdirigent in Dresden
Ab der Konzertsaison 2019/20 wird Marek Janowski Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Der 1939 in Warschau geborene und in Deutschland ausgebildete Künstler war von 2002 bis 2015 Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB). Zuvor amtierte er unter anderem als Chefdirigent des Orchestre de la Suisse Romande (2005/12), des Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo (2000/05) und des Orchestre Philharmonique de Radio France (1984/2000). Außerdem war er Chef am Pult des Gürzenich-Orchesters in Köln (1986/90) und der Dresdner Philharmonie (2001/03).
Peter Eötvös
Der ungarische Komponist und Dirigent Péter Eötvös wird mit der Goethe-Medaille 2018 ausgezeichnet. Ins-titutspräsident Klaus-Dieter Lehmann übergab das offizielle Ehrenzeichen der Bundesrepublik am 28. August, dem Geburtstag des Dichterfürsten, bei einem Festakt in Weimar.
Der 1944 in Siebenbürgen (gehört heute zu Rumänien) geborene Eötvös engagiert sich auch stark in der Nachwuchsausbildung, gibt internationale Meisterkurse und lehrt in Köln und Karlsruhe. Im Jahr 1991 hat er das „International Eötvös Institute“ in Budapest gegründet, im Jahr 2004 die „Eötvös Contemporary Music Foundation“ zur Förderung junger Komponisten und Dirigenten.
Aribert Reimann
Den Preis für das Lebenswerk im Rahmen des Theaterpreises „Der Faust“ erhält dieses Jahr Aribert Reimann. Der Komponist und Liedbegleiter, geboren am 4. März 1936 in Berlin, hat ein zahlreiche Gattungen und Formen umfassendes Œuvre vorgelegt. Am Anfang seiner Karriere als Bühnen-Komponist stand die Zusammenarbeit mit Günter Grass. Mit „Ein Traumspiel“ nach August Strindberg begann 1965 seine Arbeit als Opernkomponist. In den folgenden Jahrzehnten tat er sich als Komponist wichtiger Literaturopern hervor. Die Verleihung des Deutschen Theaterpreises findet am Abend des 3. November im Theater Regensburg statt.
Jörg Widmann
Der Klarinettist, Komponist, Dirigent und Musiker Jörg Widmann erhält in diesem Jahr den mit 15.000 Euro dotierten Robert-Schumann-Preis für Dichtung und Musik. Dies teilte die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz mit. Er wird für seine Kompositionen ausgezeichnet, in denen, so die Begründung der Jury, er mit „unbezähmbarer Neugier nach Musikorten sucht, die vor ihm noch keiner betreten hat“. Der Preis wird seit 2012 von der Mainzer Strecker-Stiftung finanziert und war zunächst auf drei Verleihungen beschränkt, jetzt will die die Stiftung ihr Engagement langfristig fortsetzen. Bisherige Preisträger waren Pierre Boulez, Wolfgang Rihm und Aribert Reimann. Foto: Bienert
H.-C. Rademann
Der Dirigent Hans-Christoph Rademann bekommt den neu gestifteten Internationalen Heinrich-Schütz-Preis. Damit werden, so die Intendantin des Heinrich Schütz Musikfestes, Christina Siegfried, dessen „überragendes Engagement“ für das Werk des Komponisten, „dessen klingende Bewahrung, überzeugende Interpretation und lebendige Vermittlung“ gewürdigt. Die von Bildhauerin Franziska Schwarzenbach gestaltete Schütz-Medaille aus Silber wird nach Angaben des Festivals künftig jährlich vergeben. Ebenfalls jährlich findet das Schütz-Musikfest an den wichtigsten Lebensstationen des Komponisten in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen statt.
MeToo-Debatte: Aktuelles aus Tirol und Holland – Den Dirigenten Gustav Kuhn und Pieter Jan Leusink werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen
Die MeToo-Debatte reißt nicht ab. Nun hat nach den Vorwürfen sexueller Übergriffe der Vorstand der Tiroler Festspiele Erl Gustav Kuhn von den geplanten Dirigaten entbunden. Die Beurlaubung von Kuhn gelte bis zur „endgültigen Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe“, teilten die Festspiele mit. Aus der künstlerischen Leitung hatte sich Kuhn bereits Ende Juli zurückgezogen. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch eine im österreichischen Kanzleramt angesiedelte Gleichbehandlungskommission beschäftigen sich mit dem Fall. Vor zwei Monaten hatten die Sopranistin Bettine Kampp und die Mezzosopranistin Julia Oesch aus Deutschland, die Violinistinnen Aliona Dargel aus Weißrussland und Ninela Lamaj aus Albanien und die Schweizer Sopranistin Mona Somm in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen Kuhn erhoben. Die Frauen schrieben von „anhaltendem Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen“, „ungehemmter Aggression“ sowie „Mobbing, öffentlicher Bloßstellung, Demütigung und Schikane“.
Mehrere Sängerinnen haben auch den niederländischen Bach-Dirigenten Pieter Jan Leusink der sexuellen Belästigung beschuldigt. Der 60-Jährige habe sie sexuell unter Druck gesetzt, erklärten vier Frauen dem niederländischen TV-Magazin „Brandpunt“. Leusink, Gründer und Dirigent von The Bach Choir & Or-chestra of the Netherlands, gilt als bekannter Barock-Dirigent. In einer von seinem Anwalt verbreiteten Erklärung weist er die Vorwürfe als haltlos zurück. Es ist im Rahmen der MeToo-Debatte der zweite größere Fall von möglicher sexueller Belästigung in der niederländischen Klassik-Szene. Anfang August hatte das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester seinen Chefdirigenten Daniele Gatti wegen „unpassenden Verhaltens“ entlassen.