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Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.

Nikolaus Lahusen verstorben
Der 44-jährige Pianist Nikolaus Lahusen ist seinem schweren Krebsleiden erlegen. Er wird in der internationalen Musikwelt und im Bremer Kulturleben große Lücken hinterlassen, neben seinem Lehrauftrag an der Musikhochschule war er im Vorstand der Philharmonischen Gesellschaft. In dieser Funktion initiierte er so interessante Konzertprojekte wie die Philharmonischen Doppelkonzerte, bei denen zwei Konzerte einem Komponisten gewidmet waren, oder die „Nacht der Klaviere“ in der Glocke. In den schwierigen Monaten der Umwandlung des Philharmonischen Staatsorchesters in die Bremer Philharmoniker GmbH spielte er immer eine konstruktive und wichtige Rolle.

Schneider-Schott-Musikpreis an Poppe
Der Preisträger des Schneider-Schott-Musikpreises 2005 ist der Komponist, Dirigent und Pianist Enno Poppe. 1969 im Sauerland geboren schuf er bereits mit zehn Jahren erste Kompositionen. Er studierte Dirigieren und Komposition an der Hochschule der Künste Berlin, unter anderem bei Friedrich Goldmann und bei Gösta Neuwirth. Er ist als Pianist und als Dirigent in ganz Europa tätig und seit 1998 Dirigent des „ensemble mosaik“. Die Jury des „Schneider-Schott-Musikpreises 2005“, bestehend aus Harald Budweg, Dorothea Enderle, Christiane Krautscheid, Manfred Reichert und Jörg Widmann, hat sich einstimmig für die Verleihung des mit 13.000 Euro dotierten Preises an den Komponisten ausgesprochen.

Pianistin und Hochschullehrerin Traute Murtfeld
Am 9. März 2005 starb die Pianistin und Hochschullehrerin Traute Murtfeld. Die am 3. August 1938 in Frankfurt geborene Künstlerin studierte bei August Leopolder und legte bei Paul Baumgartner in Basel ihr Konzertexamen mit Auszeichnung ab. 1961 erhielt sie den Förderpreis beim Deutschen Hochschulwettbewerb, 1964 eine Medaille und den „Prix Suisse” beim Concours International de Genève. Murtfeld konzertierte als Solistin mit zahlreichen Orchestern des In- und Auslands, unter anderem mit dem Prager Rundfunkorchester, der Philharmonica Hungarica, der Basler Orchestergesellschaft und dem Schweizer Festspielorchester. Im ZDF trat sie 1966 mit den Bamberger Symphonikern auf. Als Begleiterin renommierter Solisten wurde sie auch immer wieder zu Rundfunkaufnahmen eingeladen. Schwerpunkt ihres Wirkens war jedoch die Lehrtätigkeit, zunächst am Institut für Musikpädagogik sowie an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim, in den letzten Jahren ihres Lebens unterrichtete sie an der Musikhochschule Franfurt am Main. Traute Murtfelds Wirken ging dennoch weit über den Frankfurter Raum hinaus. bm

Dirigent Carlo Maria Giulini
Der italienische Dirigent Carlo Maria Giulini ist am 14. Juni im Alter von 91 Jahren in Brescia gestorben. Giulini studierte Geige an der Academia di Santa Cecilia in Rom, wurde Bratschist und spielte unter Klemperer, Walther und Furtwängler. Bald wechselte er selbst in die Dirigentenlaufbahn und studierte bei Alfredo Casella. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er Chefdirigent des Rundfunkorchesters in Rom. 1952 wechselte er an die Scala, wo er vor allem selten gespielte Werke einstudierte, mit Visconti und Zefirelli arbeitete und legendäre Produktionen mit Maria Callas leitete. 1956 gab Giulini die Chefdirigentenstelle an der Scala auf und arbeitete von nun an ohne feste Bindung. Covent Garden und das Philharmonia Orchestra London luden ihn häufig ein;1967 kehrte er der Oper den Rücken und konzentrierte sich ausschließlich auf den Konzertsektor, und hier vor allem auf Johannes Brahms, Anton Bruckner und Gustav Mahler. Sein ausgeprägter Hang zum Perfektionismus und seine Abneigung gegen glamouröse Auftritte brachten ihm den Ruf des „heiligen Carlo“ ein. Er selbst sah sich stets als „Diener der Musik“.

Chief Zender
Kein trotziges Bravo mischte sich in den Buhsturm für Hans Zenders drittes Musiktheaterwerk „Chief Joseph“, das an der Berliner Lindenoper uraufgeführt wurde. Die Meisterschaft, mit der Zender hier komplex rhythmisierte und mikrotonal orchestrierte Nummerntypen miteinander verzahnt, konnte nicht von den Schwächen seines konsequent moralisierenden und undramatischen Thesenlibrettos über diesen gescheiterten Vermittler zwischen Indianern und Weißen ablenken. Peter Mussbachs Regie erwies sich als wenig hilfreich, Ensemble und Orchester unter Johannes Kalitzke waren über jeden Zweifel erhaben. Ausführliche Besprechung folgt. jmk

Die komponierte Verantwortung
Mikis Theodorakis zum 80. Geburtstag

Auch das gibt es manchmal in der Neuen Musik: Da wendet sich ein junger Komponist aus Griechenland, der sich immerhin bei einem Olivier Messiaen in der musikalischen Analyse unterweisen ließ, von der Avantgarde ab, kehrt in seine eigene Heimat zurück und übernimmt dort sozusagen die „musikalische Verantwortung“ für alles, was in Gesellschaft und Politik im Griechenland seiner Lebensjahre vorgeht. Die Lieder des am 29. Juli 1925 geborenen Mikis Theodorakis, aber auch seine symphonischen Werke reflektieren auf mannigfache Weise die Geschehnisse in Griechenland: die deutsche Besetzung im Zweiten Weltkrieg, den Bürgerkrieg, die Papadopoulos-Zeit mit ihren Schrecknissen, persönliche Leiden und Qualen, die der Komponist erfuhr. Theodorakis’ Musik erhebt sich dabei über jeden nur-agitatorischen Gestus: Bei allem direkten Engagement gewinnt sie in vielen Werken eine autonome künstlerische Qualität. Die Avantgarde früherer Zeiten hat sich ja inzwischen so diversifiziert, dass es keine Schwierigkeit bereiten sollte, das Schaffen des Komponisten Mikis Theodorakis der Musik unserer Zeit zuzurechnen. gr

Bacharchiv mit neuem Geschäftsführer
Ab Januar 2006 wird Dettloff Schwerdtfeger (31) die Geschäftsführung der Stiftung Bach-Archiv Leipzig übernehmen. Er löst Bernhard Heß ab, dessen Arbeitsvertrag wegen Unstimmigkeiten mit dem Stiftungsrat nicht verlängert wurde. Von 1997 bis 2001 war Schwerdtfeger Direktor der internationalen Stockhausen-Kurse in Kürten. Seit 2002 ist er Managementberater und beriet etwa die Bühnen der Stadt Münster, das Kulturamt des Landschaftsverbandes Rheinland, die Opern der Stadt Berlin oder das Philharmonische Orchester Südwestfalen.

Zwitschermaschine und Literaturopern
Am 28. Juni 2005 feiert der Komponist Giselher Klebe seinen 80. Geburtstag. 1950 gelang ihm mit dem Orchesterwerk „Die Zwitschermaschine” nach dem gleichnamigen Bild von Paul Klee der Durchbruch bei den Donaueschinger Musiktagen. Seit den frühen Erfolgen in den 50er-Jahren gilt Giselher Klebe als einer der markantesten Repräsentanten der Neuen Musik in Deutschland. Vor allem wegen seiner im Zentrum seines Schaffens stehenden Opern wurde er immer wieder im Vergleich dem Komponistenkollegen Hans Werner Henze zur Seite gestellt.

Kronprinz und drei Komponisten
Kleines Feuilleton als Wiedergutmachung

Es gibt eine Druckfehlerteufelanekdote aus alten deutschen Kaiserzeiten: In einer renommierten Zeitung war in einer Hofnachricht über den Kronprinzen von einem „Knorrprinz“ zu lesen, so als handelte es sich bei der künftigen Majestät um den Erfinder eines gleichnamigen Suppenwürfels. Die notwendige Korrektur des Setzerunglücks führte dann zu einer noch größeren Peinlichkeit: aus dem „Kronprinz“ wurde ein „Kornprinz“, eine Art Reklamefigur für eine Schnapsbrennerei. Die Anekdote kam uns in den Sinn, als wir in den letzten zwei Ausgaben der nmz drei Komponisten wie Kron-, Knorr- und Kornprinzen durcheinander brachten. Also: Das Foto auf Seite 44 unten der nmz 5-05 zeigt nicht, wie in der Bildzeile behauptet, die Komponistin Isabel Mundry neben ihrem Kollegen und Lebensgefährten Brice Pauset, sondern neben dem Komponisten Cornelius Hummel. In der Berichtigung eine Ausgabe später (6-05, S. 2) wurde aus Cornelius Hummel dann fälschlicherweise Cornelius Schwehr, wobei dem armen Schwehr auch noch das „h“ entzogen wurde, obwohl er doch gar nicht anwesend war. Als kleine Wiedergutmachung für die Beteiligten und an unsere Leser zeigen wir hier noch einmal, zur Sicherheit schön getrennt, die beiden ursprünglich gemeinten Akteure des Bilderverwirrspiels: Isabel Mundry (links) und Brice Pauset (rechts), von Beruf Komponisten, nicht Kopisten, Kommanditisten oder Kompilatoren.

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