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Von Klaus Huber bis Titi Winterstein
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Nachrichten aus der musikalischen Welt

Botschafter des Sistema
Würth-Preis 2008 an Gustavo Dudamel

Seit 1991 zeichnen die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) und die Stiftung Würth herausragende Persönlichkeiten, Ensembles oder Projekte des Musiklebens aus, die in besonderer Weise Ziele und Werte der Jeunesses Musicales realisieren. In diesem Jahr ehrt die Jeunesses Gustavo Dudamel, einen jugendlich temperamentvollen Dirigenten, der zur internationalen Galionsfigur des venezolanischen Jugendorchestersystems und damit der Jeunesses Musicales Venezuela wurde und mit dem die JMD auch eine jahrelange persönliche Beziehung verbindet.

Gustavo Dudamel ist der derzeit wohl berühmteste Absolvent des venezolanischen Jugendorchestersystems. Mit den Auftritten der nationalen Sinfonica della Juven­tud Venezolana Simón Bolivar unter seinem Dirigat – wichtigster Brückenkopf in Europa waren die von der Jeunesses Musicales Deutschland in den Jahren 2000, 2002, 2005 und 2007 veranstalteten Tourneen – wurde Gustavo Dudamel zum Botschafter des „Sistema“ und verschaffte ihm weltweit Bekanntheit und Ansehen. Er gilt als der lebendige Beweis dafür, dass dieses äußerst breit angelegte musikalische Sozialprojekt, das im Jahr 2000 mit dem Würth-Preis der JMD ausgezeichnet wurde, auch eine sehr hohe qualitative Spitze hervorzubringen vermag. Die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Würth-Preises findet am 13. September in Baden-Baden statt.

 

Ausdruck und Bekenntnis
Musikpreis Salzburg 2009 geht an den Komponisten Klaus Huber

Klaus Huber. Foto: Charlotte OswaldDie Premiere für den „Musikpreis Salzburg – Internationaler Kompositionspreis des Landes Salzburg“ war 1996. Damals erhielt Salvatore Sciarrino die mit insgesamt 100.000 Euro dotierte Auszeichnung. Von dieser Summe werden jeweils 20.000 Euro an den Träger eines Förderpreises abgezweigt. 2009 wird der Preis zum zweiten Mal vergeben. Die Jury – bestehend aus Harry Vogt (WDR), Sylvain Cambreling (Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters) und Salvatore Sciarrino – entschied sich für den Schweizer Komponisten Klaus Huber. In der Jurybegründung heißt es: „Der Komponist Klaus Huber, 1924 in Bern geboren, gilt seit den frühen 70er-Jahren als Ausdrucks- und Bekenntnismusiker, als Übermittler existenzieller Botschaften. Mit dem Preis soll das Lebenswerk eines bis heute produktiven Künstlers gewürdigt werden, dessen innovative Musik nicht von seinem großen pädagogischen und gesellschaftspolitischen Engagement zu trennen ist.“

So war Huber von 1979 bis 1982 Präsident des Schweizerischen Tonkünstlervereins. 1983 machte er die erste Reise nach Nicaragua und traf sich mit dem Schriftsteller Ernesto Cardenal. Es folgte die Uraufführung des politischen Oratoriums „Erniedrigt – Geknechtet – Verlassen – Verachtet...“ in Donaueschingen. Zurzeit wendet sich Huber vermehrt mikrointervallischen Strukturen zu, die er aus arabischen Kulturen ableitet und mit europäischen Traditionen verknüpft. Den Förderungspreis erhält 2009 der Komponist Franck Christoph Yeznikian.

Überzeugend als Mensch
Nachruf auf den Musikwissenschaftler Eberhard Rebling

Er verkörperte eine selten gewordene Kombination: als deutscher Musikologe zu den Linken zu zählen und sich noch im hohen Alter zu engagieren. Für Eberhard Rebling, geboren 1911 in Berlin, führte der politische Weg aus der nationalsozialistischen Opposition zur SED und über die PDS zur Linkspartei. An politischem Mut und Widerstandsgeist mangelte es ihm nicht. Im Untergrund von Den Haag, wohin er 1936 emigrierte, bot er im Krieg jüdischen Kindern Asyl. Der SS entkam er nur knapp, Partne­r­in Lin Jaldati überlebte Auschwitz. Die Rückkehr nach Ostberlin 1952 brachte Probleme anderer Art. Funktionen als Chefredakteur der Zeitschrift Musik und Gesellschaft und als Rektor der Musikhochschule Hanns Eisler bedeuteten, einen immensen Spagat auszuhalten. Rebling überzeugte als Mensch und war nicht zu brechen. Gemeinsam mit seiner Frau Lin Jaldati und seinen Töchtern Ka-tinka und Jalda engagierte er sich für die Reaktivierung vergessener jiddischer Musikkultur – das war in der DDR politisch lange suspekt, brachte schließlich beachtlichen Bühnenerfolg. Wissenschaftliche Arbeit lief stets parallel. Sie begann 1935 mit einer soziologisch orientierten Promotion bei Arnold Schering zum Stilwandel deutscher Musik um 1750. Rebling, Sohn einer preußischen Offiziersfamilie, interessierte sich für das Genre Ballett und verfasste Schriften zum traditionellen Tanz in Indien und Indonesien.
Entwürfe zu einer marxistischen Musikwissenschaft blieben Fragment.
Er war ein leiser Mensch, aber keiner, der still blieb. Zuletzt hielt er Vorträge zum antifaschistischen Widerstand. Als 96-Jähriger wurde er im vergangenen Herbst in Yad Vashem in Jerusalem mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Am Samstag, den 2. August 2008 ist Eberhard Rebling in Königs-Wusterhausen verstorben. fk

Titi Winterstein

Zwei Jahre nach dem Tod des Wegbereiters der Musik deutscher Zigeuner, des Geigers Schnuckenack Reinhardt (1921–2006), hat die deutsche Sintimusikszene einen weiteren herausragenden Musiker verloren: Am 13. Juni 2008 verstarb der Geiger Titi Winterstein im Alter von nur 56 Jahren an den Folgen einer schweren Erkrankung nach mehr als 35 Jahren Präsenz auf internationalen Bühnen. Seine letzten Auftritte waren Ende 2007.

Elmar Bozzetti

Ende Juli verstarb Elmar Bozzetti, der als Lehrer, Seminarleiter, Musiker, Orchesterleiter, Schulbuchautor und Pianist Münsters Kulturleben jahrzehntelang mitgeprägt hat. Bozzetti war am Schlaungymnasium und dem Gymnasium Wolbeck als Lehrer tätig. Anfang der 80er-Jahre wurde er zum Fachleiter Musik am Studienseminar für Referendare berufen, später wurde er Fachberater für Musik beim Regierungspräsidenten. he

Beethoven-Haus

Der Direktor des Händel-Hauses in Halle, Philipp Adlung, ist zum neuen Direktor des Beethoven-Hauses Bonn berufen worden. Der 41-jährige Jurist und promovierte Musikwissenschaftler wird zum 1. Juli 2009 die Nachfolge von Andreas Eckhardt antreten, wie die Stadtverwaltung Halle (Sachsen-Anhalt) mitteilte. Adlung ist seit Anfang 2007 Direktor des Händel-Hauses Halle und war zuvor in der Zeit-Stiftung für den Bereich Musikförderung sowie als Geschäftsführer des Bucerius-Kunstforums in Hamburg tätig. Adlung werde alle laufenden Projekte im Händel-Haus vollenden und das Händel-Festjahr 2009 mit den Jubiläumsfestspielen leiten, hieß es. Über die Nachfolge werde das Kuratorium der Stiftung Händel-Haus entscheiden.

Preis für Boulez

Der Dirigent und Komponist Pierre Boulez wurde vom Europäischen Kulturforum Straßburg-Baden-Baden zusammen mit der Europäischen Kulturstiftung pro Europa mit dem Deutsch-Französischen Kulturpreis ausgezeichnet. Er erhielt die undotierte Auszeichnung im Rahmen einer Feier im Stadttheater Baden-Baden. Die Laudatio hielt der Intendant des Festspielhauses Baden-Baden Andreas Mölich-Zebhauser. Er würdigte  das Lebenswerk seines Freundes und Nachbarn Pierre Boulez, der seine Kompositionen zumeist in seinem Domizil oberhalb des Festspielhauses verfasst. Der Cellist Benedikt Klöckner umrahmte den Festakt und erhielt seinerseits einen Förderpreis. pk

Grätz folgt Maaß

Ronald Grätz wird am 1. September 2008 das Amt des Generalsekretärs des Instituts für Auslandsbeziehungen e.V. (ifa) von Prof. Dr. Kurt-Jürgen Maaß übernehmen. Bereits im Februar wurde er vom ifa-Präsidium in Stuttgart für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Maaß, der seit 1998 Generalsekretär des ifa war, schied Mitte Juli aus Altersgründen aus. Der 49-jährige Deutsch-Brasilianer leitet gegenwärtig das Goethe-Institut in Lissabon. Seine fast zwei Jahrzehnte lange Erfahrung in der Außenkulturpolitik und die dabei erworbenen fundierten Kenntnisse im Dialog der Kulturen überzeugten die Mitglieder des ifa-Präsidiums.

Ronald Grätz wurde in São Paulo/Brasilien geboren und besuchte dort die deutsche Schule, später Schulen in Hessen. Er studierte Germanistik, Theologie und Philosophie an den Universitäten Tübingen und Frankfurt/Main. Seine Berufslaufbahn führte ihn zunächst in den Campus Verlag, zu Projekten der UNESCO in Brasilien und anschließend im Dienst des Goethe-Instituts nach Kairo, Barcelona, Moskau, München und schließlich nach Lissabon. Die Präsidentin des Instituts für Auslandsbeziehungen, Ursula Seiler-Albring, begrüßte die Wahl: „Herr Grätz wird das ifa als wichtigsten Kunstvermittler weltweit, Impulsgeber im internationalen interkulturellen Dialog und Berater für die Auswärtige Kulturpolitik in eine erfolgreiche Zukunft führen.“ Das ifa ist die älteste Mittlerorganisation für Auswärtige Kulturpolitik Deutschlands. Es wird gefördert durch das Auswärtige Amt, das Land Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart. www.ifa.de

 

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