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Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2000/10
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Ein Leben lang war er ein „unsung hero“ der Pop-Musik: Jack Nitzsche, weder verwandt noch verschwägert mit Friedrich Nietzsche, dessen 100. Todesjahr sich gerade jährte. In den 60er- und 70er-Jahren veredelte der „Kollaborateur“ mit seinen Ideen und manchmal auch seinem Klavierspiel unzählige Produktionen, die allesamt Klassiker der Popmusik wurden. So hätten Phil Spectors legendäre, aufpeitschende „Wall of Sound“-Platten ohne ihn viel „dünner“ geklungen. Aber dank Nitzsches Arrangeurkünsten haben sie sich in das Pop-Unterbewusstsein eingegraben: „Da Doo Ron Ron“ von den Crystals, „Be My Baby“ von den Ronettes und Ike & Tina Turners „River Deep, Mountain High“. „The Lonely Surfer“ hatte sein erster und einziger Instrumentalhit geheißen, den er als Solokünstler verzeichnen konnte. Ansonsten trieb er sich ein Leben lang in den großen Musik- und später auch Filmstudios von Hollywood im Hintergrund herum, arrangierte finessenreiche Streichersätze für Stevie Wonder und komponierte für Jackie DeShannon („Needles and Pins“). „Der Arrangeur als Übermensch – eine Nitzsche-Version der Pop-Geschichte“, so hat Mitte der 70er-Jahre der „Bomp!“-Kritiker Greg Shaw seine Hymne auf den in Chicago geborenen Allrounder genannt. Zu dieser Zeit freilich lagen seine Erfolge schon etwas zurück, seine grandiosen Platten mit den Rolling Stones („You Can’t Always Get What You Want“) oder Neil Young („Harvest“). Seit dem Nicolas-Roeg-Film „Performance“ hatte er sich inzwischen aber auch einen Namen als Filmkomponist gemacht. Sein exotisch-bizarrer Score zu „Einer flog übers Kuckucksnest“ wurde für den Oscar nominiert. Den Academy Award selbst erhielt er dann 1983, als Komponist von „Up Where We Belong“, das Jennifer Warnes & Joe Cocker in „Ein Offizier und Gentleman“ gesungen haben. Eine seiner schönsten Filmmusiken schrieb er 1991 für Sean Penns Regiedebüt „Indian Runner“. Nach wilden Drogen- und Alkohol-Jahren war es in den 90ern ruhiger um ihn geworden. Jack Nitzsche starb am 25. August im Alter von 63 Jahren in Los Angeles. vr

Pop-Mastermind Jack Nitzsche totEin Leben lang war er ein „unsung hero“ der Pop-Musik: Jack Nitzsche, weder verwandt noch verschwägert mit Friedrich Nietzsche, dessen 100. Todesjahr sich gerade jährte. In den 60er- und 70er-Jahren veredelte der „Kollaborateur“ mit seinen Ideen und manchmal auch seinem Klavierspiel unzählige Produktionen, die allesamt Klassiker der Popmusik wurden. So hätten Phil Spectors legendäre, aufpeitschende „Wall of Sound“-Platten ohne ihn viel „dünner“ geklungen. Aber dank Nitzsches Arrangeurkünsten haben sie sich in das Pop-Unterbewusstsein eingegraben: „Da Doo Ron Ron“ von den Crystals, „Be My Baby“ von den Ronettes und Ike & Tina Turners „River Deep, Mountain High“. „The Lonely Surfer“ hatte sein erster und einziger Instrumentalhit geheißen, den er als Solokünstler verzeichnen konnte. Ansonsten trieb er sich ein Leben lang in den großen Musik- und später auch Filmstudios von Hollywood im Hintergrund herum, arrangierte finessenreiche Streichersätze für Stevie Wonder und komponierte für Jackie DeShannon („Needles and Pins“). „Der Arrangeur als Übermensch – eine Nitzsche-Version der Pop-Geschichte“, so hat Mitte der 70er-Jahre der „Bomp!“-Kritiker Greg Shaw seine Hymne auf den in Chicago geborenen Allrounder genannt. Zu dieser Zeit freilich lagen seine Erfolge schon etwas zurück, seine grandiosen Platten mit den Rolling Stones („You Can’t Always Get What You Want“) oder Neil Young („Harvest“). Seit dem Nicolas-Roeg-Film „Performance“ hatte er sich inzwischen aber auch einen Namen als Filmkomponist gemacht. Sein exotisch-bizarrer Score zu „Einer flog übers Kuckucksnest“ wurde für den Oscar nominiert. Den Academy Award selbst erhielt er dann 1983, als Komponist von „Up Where We Belong“, das Jennifer Warnes & Joe Cocker in „Ein Offizier und Gentleman“ gesungen haben. Eine seiner schönsten Filmmusiken schrieb er 1991 für Sean Penns Regiedebüt „Indian Runner“. Nach wilden Drogen- und Alkohol-Jahren war es in den 90ern ruhiger um ihn geworden. Jack Nitzsche starb am 25. August im Alter von 63 Jahren in Los Angeles. vr Hessischer Jazzpreis

Der Gießener Musiker, Hochschullehrer und Publizist Ekkehard Jost erhält den Hessischen Jazzpreis 2000. Eine Expertenjury befand den Musikwissenschaftler und Musikpädagogen für würdig, den mit 10.000 Mark dotierten Preis zu erhalten, weil er „die besten Eigenschaften eines Musikers, Hochschullehrers und Publizisten wie kaum ein anderer“ vereine, so die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner. Als Musiker entwickelt er seit den 70er-Jahren den freien Jazz in Deutschland mit, als Dozent an der Gießener Universität ist es sein Bestreben, den Studierenden ein umfassendes Bild der zeitgenössischen Musik zu vermitteln und als Publizist wurde er für seine stilanalytischen und sozialgeschichtlichen Veröffentlichungen zum zeitgenössischen Jazz bekannt.

Gerhard Hamann verstorben

Der langjährige Weggefährte des Deutschen Kammermusikkurses ”Jugend musiziert” Gerhard Hamann ist tot. Hamann, Sohn des Hamburger Quartett-Primarius Bernhard Hamann, studierte Cello bei Arthur Troester und André Navarra, bei Enrico Mainardi und Pablo Casals besuchte er Meisterkurse. Er war Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, 1. Preisträger des Conservatoire National Supérieur de Musique Paris für Cello und Kammermusik. Er war Solocellist beim Niedersächsischen Symphonie-Orchester Hannover, bei der Stockholmer Philharmonie und dem Dänischen Rundfunksymphonieorchester. Seit 1978 war er Professor für Cello und Kammermusik an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen. Er gehörte zu den ersten und beliebtesten Dozenten der Kammermusik-Förderkurse für Preisträger der Bundeswettbewerbe ”Jugend musiziert”, die Eberhard Schmidt 1964 ins Leben rief, und nahm nach seiner Rückkehr aus dem Ausland die Berufung des Präsidiums des Deutschen Musikrats in die Leitungsgruppe der Deutschen Kammermusikkurse ”Jugend musiziert” an. Er gründete und leitete die internationalen Meisterkurse für Kammermusik in Bollnäs und Sveg (Schweden). Er war nicht nur ein hervorragender Kammermusiklehrer sondern gehörte zu den Vordenkern, wenn es darum ging, neue Akzente zu setzen: Es ging ihm immer um das Menschliche, Empfindsame, um die Musik und darum, junge Musiker an das Wesen von Kammermusik heranzuführen. 2001 wollte er letztmals einen Kammermusikkurs für ”Jugend musiziert” leiten, aber es war ihm und uns nicht mehr vergönnt – er wird uns fehlen. Nach schwerer Krankheit starb er 65-jährig am 10. September 2000. ik

Jens Thomas

Der „Internationale Jazzpreis Nürnberg”, eine alle zwei Jahre verliehene Auszeichnung, geht in diesem Jahr an den 29-jährigen Pianisten Jens Thomas. Er erhält den Preis für seine Improvisationen über Ennio Morricones Filmmelodien. Stifter des mit 10.000 Mark dotierten Preises ist Bruno Schnell, der Herausgeber der „Nürnberger Nachrichten”.

Komponist Josef Tal 90

Am 18. September wurde der israelische Komponist Josef Tal 90. Der Sohn eines Rabbiners studierte in Berlin Komposition, musste 1934 jedoch vor den Nationalsozialisten flüchten. Im damaligen Palästina arbeitete er als Fotograf, Pianist und Harfenist im Palestine Orchestra, dem Vorgängerorchester des Israel Philharmonic Orchestra, seit 1937 als Dozent für Klavier und Komposition an der Jerusalemer Musikakademie, deren Leiter er 1948 wurde. An der Hebräischen Universität Jerusalem war er von 1965 bis 1970 Leiter der Musikwissenschaftlichen Abteilung, außerdem war er ab 1961 Direktor des Studios für elektronische Musik der Universität. Seine Komponistenkarriere kam erst relativ spät in Gang, getragen von vielen Kompositionsaufträgen aus Deutschland. Seine Opern sind oftmals Auftragswerke deutscher Bühnen, nur „Massada”, seine zweite Oper von 1973 für Stimmen und Zuspielband, wurde in Jerusalem uraufgeführt. An der Zwölftontechnik ausgebildet, schuf Tal viele seiner Werke für Elektronische Musik, allerdings gelang es ihm, die Erfahrungen mit serieller, permutierender und variierender Kompositionsweise auf das traditionelle Instrumentarium zu übertragen.

Attila Balogh in München gestorben

Der Gründer und Leiter des Amati-Ensembles, der ungarische Musiker und Dirigent Attila Balogh, starb 65-jährig in München. Balogh, der in seiner Heimatstadt Budapest und in München und Freiburg Violine und Viola studierte, war in den 60er-Jahren zeitweilig Mitglied der Berliner Philharmoniker und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Mit dem 1989 in München neu gegründeten Amati-Ensemble, einem Zusammenschluss von Studenten oder Absolventen namhafter deutscher Instrumentalpädagogen, war Balogh, der aufgrund eines Unfalls seit 20 Jahren nur noch dirigierte, so erfolgreich, dass er eine eigene Abonnement-Reihe in der Münchener Residenz bekam und weltbekannte Solisten einladen konnte.

Staatsoper trennt sich von Thomas Langhoff

Der von Thomas Langhoff auf drei Inszenierungen angesetzte Mozart-Zyklus an der Berliner Staatsoper ist geplatzt. Langhoff, auch Intendant des Deutschen Theaters, wird „Cosi fan tutte“ nicht inszenieren und damit die mit „Figaros Hochzeit“ (1999) und „Don Giovanni“ (2000) begonnene Arbeit nicht abschließen. Opernintendant Georg Quander habe sich mit Langhoff, Herbert Kapplmüller (Bühnenbild) und Yoshio Yabara (Kostüme) auf die Trennung verständigt. Hintergrund: Nach der letzten Premiere im Rahmen der Mozartfestspiele zu Pfingsten hatte es überwiegend negative Kritiken für Langhoff gegeben. „Das Ergebnis war nicht so befriedigend, dass es eine Fortsetzung der Zusammenarbeit gerechtfertigt hätte“, sagte ein Sprecher der Staatsoper ergänzend.

Zimmermann 70

Der Kirchenmusikkomponist Heinz Werner Zimmermann wurde am 11. August 70 Jahre alt. Kaum ein zweiter Musikschaffender hat wie er versucht, geistliche Musik mit Hilfe aktueller Klangtechniken und Spielweisen zu modernisieren. So kombiniert der Fortner-Schüler und Strawinsky-Verehrer in seinen Werken traditionelle Gattungen wie Psalmkonzerte, Streichquartette oder Kantaten mit Jazzelementen. Seine 1981 in Minneapolis uraufgeführte „Missa profana” beispielsweise ist für Chor, Solisten und Dixieland-Jazzband komponiert.

Zum Tod von David Shallon

Als vielseitig ausgebildeter Musiker (Violine, Viola und Horn) erfüllte David Shallon das Dirigieren vom Instrumentalen her mit Kompetenz und mitreißender Gestaltungskraft. 1950 in Tel Aviv geboren, studierte er unter anderem bei Hans Swarowsky in Wien und sammelte als Assistent Leonard Bernsteins entscheidende Erfahrungen, bevor ihm 1980 der internationale Durchbruch gelang. Neben seiner Tätigkeit als Chefdirigent der Düsseldorfer Symphoniker und dann des Jerusalem Symphony Orchestra widmete er sich regelmäßig der Arbeit mit Nachwuchsorchestern, etwa mit der Jungen Deutschen Philharmonie, die er seit 1979 wiederholt leitete. CD-Einspielungen dokumentieren sein Engagement für die zeitgenössische Musik, insbesondere der israelischen, sowie die Zusammenarbeit mit seiner Frau, der Bratschistin Tabea Zimmermann. David Shallon starb am 15. September in Tokio an den Folgen eines Asthmaanfalls.

Dreimal Silber und Bronze für D
Die Ergebnisse des ARD-Wettbewerbes München YCA-Vorrunde in Leipzig

Ein höheres Spitzenniveau als in den Vorjahren brachte der diesjährige
ARD-Wettbewerb in München. In drei der sechs Kategorien sprach sich die Jury für erste Preise aus und zwar für die ukrainische Sängerin Zoryaba Kushpler, die in Hamburg studierte, für den Engländer Konrad Jarnot, der zuletzt die Mannheimer Musikhochschule besuchte, und für das aus dem estischen Tallinn stammende Klavier-Duo Mati Mikalai/Kai Ratassepp. Im Gesangsfach gab es einen 2. Preis für Nathaniel Webster aus den USA und 3. Preise für die Deutschen Stefanie Krahnenfeld, Christa Mayer und Friedemann Röhlig, die in Essen, Augsburg, München und Stuttgart ihre Ausbildung erhielten. Mit zweiten Preisen wurden ausgezeichnet: die ungarische Flötistin Rozália Szabó, die in Budapest und Stuttgart studierte, jetzt dort in Orchestern praktiziert, der Münchner Henrik
Wiese, seit 1995 Soloflötist an der Bayerischen Staatsoper, die deutsche
Bratschistin Danuta Waskiewicz, ausgebildet in Frankfurt, jetzt Mitglied im Berliner Philharmonischen Orchester, ferner das Piano-Duo d’Accord (unser Foto) mit Sebastian Euler (D)/Shao-Yin Huang (Taiwan), hervorgegangen aus der Münchner Musikhochschule. Der Soloflötist im Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken Kersten McCall aus Freiburg und Karlsruhe erhielt einen dritten Preis. Unter den nur vier angemeldeten Streichquartetten wurde mit einem zweiten Preis das französisch-kanadisch-amerikanische Avalon-Quartet gewürdigt, mit einem dritten Preis das Quartetto Prometeo aus Italien. Ohne erste Preise blieben die Fächer Viola, Flöte und Streichquartett.

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