Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.Edith Picht-AxenfeldOrgel hat sie noch bei Albert Schweitzer studiert. Ihren Ruf begründete sie durch ihre Konzertreisen als Bach- und Beethoven-Interpretin, mal am Cembalo, mal am Klavier: Edith Picht-Axenfeld. Das pianistisches Rüstzeug gaben ihr Anna Hirzel-Langenhahn und Rudolf Serkin. Mit 18 Jahren hatte sie das Musiklehrerexamen in der Tasche, mit 19 feierte sie ihr Berlin-Debüt und mit 23 kam sie vom 3. Warschauer Wettbewerb 1937 mit dem Chopin-Preis nach Hause. Bei Erich Dofleins Freiburger Interpretationskursen machte die 14-Jährige mit zeitgenössischen Werken auf sich aufmerksam. Man findet sie auf Programmen namhaftester Festivals und Schallplattenlabels, solistisch oder mit Kammermusikpartnern wie Nicolas Chumachenco, Alexandre Stein, Aurèle Nicolet, Heinz Holliger und Dietrich Fischer-Dieskau. In ihrer Geburtsstadt Freiburg wirkte sie an der Musikhochschule über 30 Jahre in einer Professur für Klavier und historische Tastenin-strumente. Viele Schüler folgten ihr zu ihren Kursen zwischen Boswil und Tokio, zwischen Darmstadt und St. Moritz. Ihren Lebensmittelpunkt hatte sie aber über 60 Jahre lang auf dem Birklehof in Hinterzarten im Schwarzwald, dort wo Kurt Hahn und ihr Ehemann, der schon 1982 verstorbene Kulturphilosophe Georg Picht („Die deutsche Bildungskatastrophe“) 1932 das einzigartige musische Landerziehungsheim begründet hatten, das sich der Reformpädagogik verpflichtet fühlt. Dort zeitigte ihr musikalischer Einfluss besondere Wirkung. Sie prägte das musikalische Profil, wirkte ein auf Geist und Atmosphäre dieser Schule und gab ihr durch ihren persönlichen Einsatz den Ruf als Förderungsstätte für musikalisch begabte Schüler, belohnt durch nachhaltige Erfolge bei “Jugend musiziert“. Am 19. April verstarb sie im Alter von 86 Jahren.
(Eckart Rohlfs)
Giuseppe Sinopoli
„Guten Morgen, ich heiße Giuseppe Sinopoli. I. Akt, bitte!“ So führte sich der 34-jährige Giuseppe Sinopoli im Januar 1980 in der Deutschen Oper Berlin ein. Es war die erste Orchesteralleinprobe für „Macbetto“ von Verdi; zu der Neuinszenierung dieser Oper hatte ich den jungen Dirigenten eingeladen. Regie führte Ronconi, das Bild stammte von Damiani und Renato Bruson gab sein Deutschland-Debüt. Das Engagement barg ein gewisses Risiko, denn Giuseppe war damals durchaus nicht unumstritten. Nun, es wurde sein Durchbruch zur Weltkarriere und die bestürzende Tragik seines jähen Todes lässt einem den Atem stocken: An demselben Pult, von dem er seine Karriere startete, starb er 20 Jahre später. Wir kannten uns von der Neuen Musik her und begegneten uns in unserer gemeinsamen Liebe zu Bruno Maderna. Für ihn empfand Giuseppe die größte Bewunderung – das schlug sich nieder in der Widmung, die er 1978 dem Cellokonzert voransetzte, welches er im Auftrag von Donaueschingen für mich schrieb. Wir haben dieses Werk sehr häufig zusammen musiziert und meistens überließ er mir (speziell in den USA) die erklärenden Worte vor den Aufführungen und amüsierte sich königlich darüber, was ich über sein Opus zu sagen wusste.
Dann seine Kochkünste: Fisch geriet ihm stets meisterlich, seine „Pasta“-Rezepte waren manchmal abenteuerlich. Ich erinnere mich an „Spaghetti auf Whisky-Basis“; eigentlich mochten nur wir beide dieses köstliche Gericht – er wegen seiner Autorenschaft, ich aus Freundschaft. Alle anderen Gäste äußerten sich lobend, aber etwas gequält. Nur noch ein paar Worte darüber, wie es zu meiner Einladung zum „Macbetto“ kam: Im März 1976 spielte ich innerhalb des Royan-Festivals das erste Cello-Konzert von Cristobal Halffter unter Giuseppes Leitung, und hier war es das erste Mal, dass ich ihn mit einem großen Orchester erlebte. Ich war derart fasziniert von seinem Dirigat, dass ich ihn spontan einlud, in Berlin (ich hatte damals noch gar nicht meinen Job als Intendant angetreten) eine Oper herauszubringen. Er hat mir dies nie vergessen! Und nun fehlt mir seine tiefe Freundschaft und unser ständiger musikalischer Gedankenaustausch. Giuseppe Sinopoli bleibt ständig bei mir präsent.
(Siegfried Palm) – (siehe auch unseren ausführlichen Nachruf auf Seite 38
Der Jazzmusiker , Chef des „Modern Jazz Quartet”, ist am 29. März im Alter von 80 Jahren in Manhattan gestorben. Lewis prägte das Quartet als Pianist, Bandleader, Komponist und Arrangeur. Seit ihrer ersten Platte 1952 hatte die Gruppe bis in die 90er-Jahre nichts von ihrer starken Ausstrahlungskraft verloren. Lewis kam am 3. Mai 1920 im US-amerikanischen Bundesstaat Illinois auf die Welt. Er studierte Anthropologie und Musik an der Universität von New Mexico. 1942 lernte er in der Armee den Schlagzeuger Kenny Clarke kennen. Dieser führte ihn nach dem Krieg in die Dizzy Gillespie Band ein. 1949 arbeitete Lewis als Solist und Arrangeur für den Trompeter Miles Davis und dessen „Capitol Orchestra“. Das „Modern Jazz Quartet“ gründete Lewis im Jahr 1951. Die Gruppe bestand erst aus Lewis (Piano), Milt Jackson (Vibraphon), Percy Heath (Bass) und Clarke (Schlagzeug), Connie Kay löste Clarke 1955 ab.
Kneisel nach Brandenburg
Christian Kneisel ist neuer Intendant in Brandenburg. Der 47-Jährige ist als Musikwissenschaftler und Komponist und an der Berliner Akademie der Künste tätig gewesen. Theater-Geschäftsführer ist Andreas Wansing. Kneisel will der 80.000 Einwohner zählenden Stadt einen neuen Nutzungsschlüssel für ihr Theater geben, das im Jahr 2000 für 26 Millionen Mark neu erbaut wurde: 60 Prozent Theater- und 40 Prozent Kongress-Betrieb. Im Mittelpunkt soll das Musiktheater stehen.
Und weiter dreht sich der Bestand...
Drei Köpfe, die exemplarisch fürs ewig sich drehende Personalkarussell stehen: Andre Hebbelinck verließ das Ensemble Modern und ging von Frankfurt nach Berlin, wo er zum neuen Team des Intendanten der Berliner Festspiele gehört. Neben Hebbelinck, der für Musik und die Festwochen zuständig sein wird, bestellte Sartorius drei weitere Projektleiter: den Schweizer Autor und Regisseur Markus Luchsinger (Theater/Tanz), Matthias Osterwold (Neue Musik/Neue Medien/Performance) und Silke Zimmermann (Öffentlichkeitsarbeit). Gemeinsam mit seinen neuen Projektleitern wird Sartorius eine neue Konzeption für die Festspiele erarbeiten. Unter anderem will das Team die thematischen Schwerpunkte für die Jahre 2003 bis 2005 festlegen. Sartorius hatte die Intendanz der Festspiele zu Jahresbeginn übernommen. Als neues Festspielhaus wurde am 21. April das „Haus der Berliner Festspiele“, die ehemalige Freie Volksbühne, eröffnet.
Elmar Weingarten gab seinen Intendantenposten nach dem „Sündenfall“ der Berliner Philharmoniker, dem Konzert mit den „Rock-Opas“ Scorpions, ab und schaffte somit Platz für den quirligen Franz Xaver Ohnesorg, der bereits im Herbst seine Arbeit aufnimmt. Weingartens Bayreuth-Konzept, das er zusammen mit Nike Wagner vorlegte, liegt allerdings im Moment auf Eis.
In Frankfurt gibt es seit beinahe 30 Jahren die Junge Deutsche Philharmonie. Das Orchester sticht durch seinen Anspruch einer echten Mitbestimmung bei Programm-, Solisten und Dirigentenwahl aus der Masse der Jugendorchester heraus. Auch der bisherige Geschäftsführer Hans-Peter Wirth stammt aus dem Orchester. Er war dort in den Anfangsjahren Kontrabassist. Nach fünf Jahren Amtszeit verlässt Wirth nun die Junge Deutsche Philharmonie und geht zum aufstrebenden Münchener Kammerorchester unter Christoph Poppen.
Das Kuratorium der Bamberger Symphoniker hat den Orchesterintendanten Mathias Weigmann fristlos entlassen. Die Kündigung wurde einstimmig gebilligt und rückwirkend ausgesprochen, gab der bayerische Kunstminister und Kuratoriumsvorsitzende, Hans Zehetmair (CSU), in Bamberg bekannt. Unter Weigmanns Führung war das Orchester in eine Finanzkrise geschlittert und hatte mehrere Millionen Mark Schulden angehäuft. Allein die Überschreitung des Budgets im ersten Quartal 2001 um weitere 700.000 Mark rechtfertige eine zweite fristlose Kündigung, sagte Zehetmair. Zugleich muss Weigmann sein Amt als erster Vorsitzender des Orchester-Trägervereins aufgeben.