Gerade hatten wir alle uns so gefreut: Lang schon vor dem zu erwartenden Druckluft-Sommermärchen in Südafrika bescherten uns Stefan Raab und die putzi-futzi supersüss-natürliche Abiturientin Lena ein nationales, kollektives Glücksgefühl samt identitätsstiftendem Adrenalinrausch, da spielt ausgerechnet unser Ex-Bundespräsident den üblen Spielverderber. So aber schießt er sich selbst als „Satellite“ ins All, leider funktionslos. Nennt man sowas Weltraum-Schrott?
Nicht dass Horst Köhler in seinem Amt viel bewirkt hätte – den Kulturschaffenden präsentierte er sich eher als Event-Abgraser denn als Programmatiker oder Sinn-Stifter. Unverständlich, dass er zu seiner realistischen Erkenntnis, die Bundeswehr stütze zumindest im weiteren Sinne auch blanke Wirtschaftsinteressen, nicht stehen kann. Ist natürlich grundgesetzwidrig, das aber sind die ungleichen Bildungs-Chancen in diesem unserem Land doch auch. Vom Zerbröseln der Pressefreiheit ganz zu schweigen.
Insofern hätte er – augenscheinlich hypersensibel, wie er ist – gar nicht nochmal antreten dürfen. Aber dass er uns jetzt auch noch den nationalen Song- Contest-Riesenspass verdirbt, wird ihm die deutsche Entertainment-Industrie nicht so schnell vergessen. Oder hat er vielleicht doch rücksichtsvoll mit dem Rücktritt gewartet, bis die erste Lena-Feier in Hannover vorbei war? Ganz im Sinne eines perfekten National-Marketings? Es bleiben Fragen offen…