Frankfurt/Main - Insgesamt 40 Regalmeter voll Utensilien hat das Frankfurter Institut für Stadtgeschichte aus dem Nachlass des weltberühmten Jazzposaunisten und -komponisten Albert Mangelsdorff erworben. In etwa einem Jahr soll das bis dahin angelegte Archiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Jana Moczarski, Restauratorin des Instituts, gesteht: «Die Restauration ist schon sehr aufwendig», als sie ein brüchiges Plakat von einen Auftritt Mangelsdorffs in Zaragoza 1966 von alten Klebestreifen befreit.
Insgesamt 40 Regalmeter voll Utensilien hat das Frankfurter Institut für Stadtgeschichte aus dem Nachlass des weltberühmten Jazzposaunisten und -komponisten Albert Mangelsdorff erworben. In etwa einem Jahr soll das bis dahin angelegte Archiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich bei dem 2005 gestorbenen Musiker
so einiges angesammelt. Die Archivare staunten nicht schlecht, als
sie den von Witwe Ilo Mangelsdorff zur Verfügung gestellten Nachlass aus der Wohnung im Frankfurter Westend abholten. Schallplattenpreise, Verdienstorden, Tourneepläne, Tonbänder, Kisten voll mit Notenpapier, Instrumente, Briefe und selbst die Rechnung von Mangelsdorffs erster «King»-Posaune hatte die Jazz-Legende aufgehoben. «Es ist einer der größten Nachlässe, die ich bislang bearbeitet habe», sagt Diplom-Archivarin Silvia Stenger, die schon seit rund 20 Jahren beim Institut für Stadtgeschichte arbeitet.
Mangelsdorff war einer der berühmtesten Jazz-Musiker Europas. Sein
internationaler Durchbruch gelang ihm 1958 mit dem Auftritt beim
bedeutenden Newport Jazzfestival. Das Fachmagazin «Downbeat» ehrte ihn in den 80er Jahren als weltbesten Jazzposaunisten, der Deutsche Jazzpreis trägt Mangelsdorffs Namen. Zudem heimste der Frankfurter Musiker zahlreiche weitere Auszeichnungen ein.
«Es ist mir ungeheuer schwer gefallen, mich von den Sachen zu
trennen», sagt Ilo Mangelsdorff und ergänzt: «Es wäre aber sicherlich im Interesse meines Mannes gewesen, und ich weiß die Sachen beim Institut für Stadtgeschichte in guten Händen.»
Dort lagern die Exponate im Magazin 4 der Außenstelle des
Instituts im Stadtteil Bergen-Enkheim. Insgesamt verwahrt das
Institut in seinen Kellern im Karmeliterkloster und in seiner
Außenstelle rund 20 Regalkilometer historisches Material. Dagegen
nehmen sich die 40 Regalmeter aus dem Nachlass Mangelsdorffs doch recht bescheiden aus.
Nun wird dieser Nachlass akribisch aufbereitet. Die Blätter und
Schriften werden konservatorisch verpackt, um sie für die Nachwelt zu erhalten. «Schlechtes Verpackungsmaterial wie etwa Schnellhefter aus Plastik setzt beim Altern Säure frei und beschädigt die Dokumente», verrät Restauratorin Moczarski. Derweil ist ein eigens engagierter Musikwissenschaftler dabei, fünf Kisten voll mit losen Notenblättern zu sortieren und die Kompositionen Note für Note zu erfassen.
«Es würde uns natürlich freuen, wenn die Arbeit sich lohnt und das
Archiv später auch genutzt wird», sagt Archivarin Stenger. Allerdings
wird der komplette Nachlass nicht für die breite Öffentlichkeit
zugänglich sein, sondern nur «zu berechtigten Forschungszwecken»
eingesehen werden können. Der Nachlass des berühmten Musikers soll der Grundstock für ein «Jazz-Archiv» mit weiteren bedeutenden
Zeugnissen der Frankfurter Jazzgeschichte werden. Dazu hatte die
Stadt einen Aufruf unter den Bürgern gestartet und so auch eine
kleine Sammlung vom ehemaligen Jazzkeller-Wirt Willi Geipel erhalten.
Ein Teil des Nachlasses soll später aber auch in Ausstellungen zu
sehen sein, wie etwa die derzeit eingelagerten Instrumente
Mangelsdorffs oder auch ein Trikot von Thomas Rohrbach, einst Spieler des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Das Trikot seines Freundes Rohrbach trug Mangelsdorff bei einem Konzert in den 70er Jahren in der Jahrhunderthalle, weil anderntags ein DFB-Pokalendspiel seines Lieblingsvereins anstand.