Body
Mit seinem dokumentarischen Spielfilm «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» wird der am 25. November 1942 in Riga geborene Rosa von Praunheim über Nacht berühmt.
Berlin (ddp). Als der Film 1973 in der ARD ausgestrahlt werden soll, schaltet sich der Bayerische Rundfunk demonstrativ ab und löst so heftige Debatten aus. In der Folge gründen sich in der Bundesrepublik die ersten Schwulengruppen.Seinem Image als schwuler Provokateur ist Praunheim, der bürgerlich eigentlich Holger Mischwitzky heißt, bis heute treu geblieben. Für Aufregung sorgt er beispielsweise mit provokanten Thesen und Dokumentarfilmen über den Umgang der Homosexellen in Deutschland mit Aids (1984) oder durch seine medienwirksame Outing-Aktion, in der er 1992 unter anderem die Homosexualität von Prominenten wie Hape Kerkeling und Alfred Biolek öffentlich machte.
Seine besondere Affinität zu älteren Damen führt unter anderem zu den Filmen «Unsere Leichen leben noch »(1981) und «Rote Liebe» (1980/81) - sowie zur medienwirksamen Verlobung mit Evelyn Künneke, die er 1974 in seinem Film «Axel von Auersperg» als Erzbischof besetzt. Für «Horror Vacui» (1984) und «Anita - Tänze des Lasters» (1988) entdeckt er die Berliner Exzentrikerin Lotti Huber. Über sie dreht er 1990 den halbdokumentarischen Film «Affengeil». In «Ich bin meine eigene Frau» setzt er das Leben des Berliner Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf für die Leinwand um.
Praunheims filmisches Werk umfasst inzwischen rund 40 Kurzfilme sowie Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen. Betätigt hat er sich auch als Dramatiker, Maler und Lyriker. Soeben ist sein erster Gedichtband «Mein Armloch» erschienen. Zu seinem 60. Geburtstag kommt sein neuester Film «Kühe vom Nebel geschwängert» in die Kinos.