Magdeburg - Der Schweizer Julien Chavaz wird neuer Generalintendant des Theaters Magdeburg und Nachfolger von Karen Stone. Über seine Ernennung entschied der Stadtrat am gestrigen Donnerstag in geheimer Abstimmung, wie das Theater mitteilte. Chavaz übernimmt ab August 2022 die Nachfolge von Karen Stone. Die 68 Jahre alte gebürtige Engländerin und eingebürgerte Deutsche leitet das Haus seit 2009.
Pressemeldung des Theaters Magdeburg:
Neuer Gipfelstürmer für das Theater Magdeburg
Julien Chavaz als neuer Generalintendant ab der Spielzeit 2022/2023 gewählt
Der Schweizer Julien Chavaz, 1982 in Bern geboren, wurde am 3. 12. 2020 vom Stadtrat der Landeshauptstadt Magdeburg zum neuen Generalintendanten des Vierspartenhauses gewählt. Damit tritt der 38-Jährige zur Spielzeit 2022/2023 die Nachfolge von Karen Stone an, die nunmehr in der elften Spielzeit die Geschicke des Theaters Magdeburg mit großem Erfolg leitet.
Der derzeitige Intendant der Neuen Oper Fribourg (NOF), Schweiz, schaut zuversichtlich auf die neue Herausforderung: »Ich freue mich sehr auf Magdeburg, eine Stadt im Aufschwung, die sich in die Zukunft orientiert. Besonders reizt mich am Theater Magdeburg eine spartenübergreifende Ästhetik und eine moderne Theaterauffassung dem Publikum anzubieten. Die Nachwuchsförderung und die Zusammenarbeit mit nationalen und interna-tionalen Partnern werden dabei eine zentrale Rolle spielen.«
Diese Vision hat die Findungskommission, bestehend aus dem ehemaligen Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins und derzeitigen Intendanten des Deutschen Theaters Berlin, Ulrich Khuon, dem Intendanten der Deutschen Oper Berlin, Dietmar Schwarz, der Intendantin des Schauspielhauses Graz und designierten Intendantin des Deutschen Theaters Berlin, Iris Laufenberg, dem ehemaligen Opernintendanten des Nationaltheaters Mannheim und Ständigem künstlerischer Berater der Staatsoper Hamburg, Klaus-Peter Kehr sowie Uwe Hoberg, Referatsleiter der Staatskanzlei und des Ministeriums für Kultur, Theater und Orchester, absolut überzeugt. Die Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport der Landeshauptstadt Magdeburg, Regina-Dolores Stieler-Hinz, hat diese Findungskommission geleitet und fasst das Ergebnis mit ihren eigenen Gedanken zusammen: »Unser Kandidat brennt für das Theater. Er geht respektvoll mit dem Erbe von Karen Stone um, nimmt den Schwung unserer Stadt Magdeburg mit und wird mit seinem internationalen Netzwerk und jungen Nachwuchskünstler*innen zeitgemäße Akzente setzen.«
Tatsächlich ist die Internationalität ein wichtiger Bestandteil der Vita von Julien Chavaz. Als Assistent hat Chavaz mit namhaften Regisseuren an Produktionen in der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und den USA mitgewirkt und in den vergangenen Jahren eigene Produktionen über die Schweiz hinaus auf die Bühne gebracht. Im Schweizerischen Fribourg äußerten sich die Freiburger Nachrichten enthusiastisch über seine Produktion von Händels »Acis und Galatea«: »Eine beeindruckende Inszenierung. Schlicht-weg grandios«, lautete das Fazit der Kritik. Auch in Den Haag wurde die Inszenierung gefeiert. »Eine Produktion voller Schwung, die Humor, Abstraktion und Musikalität zusammenbringt«, lobte die niederländische Theaterzeitschrift Theaterkrant. 2018 inszenierte er in Paris Schostakowitschs »Moskau, Tscherjomuschki«, nominiert von »Le Monde« als beste Produktion des Jahres.
Julien Chavaz wird ab dem 1. August 2022 für fünf Spielzeiten das Theater Magdeburg als Generalintendant leiten.
Julien Chavaz setzt auf Nachwuchsförderung. Er wolle junge Künstlerinnen und Künstler entdecken, ihnen eine Chance geben und Talente entwickeln, damit Magdeburg als Zentrum für den künstlerischen Nachwuchs stehe, sagte der 38-jährige Schweizer am Freitag in Magdeburg. Zudem suche er die Zusammenarbeit mit anderen kulturellen Akteuren wie dem Puppentheater oder der freien Szene. «Die jungen Künstler von morgen sind nicht schon institutionalisiert», sagte Chavaz.
Chavaz sagte, er wolle sich auch für eine spartenübergreifende, starke Ästhetik und moderne Theaterauffassung einsetzen. «Das Theater muss immer stark sein. Es es darf ab und zu einem nicht gefallen. Es muss aber ständig relevant sein, manchmal berühren, manchmal hochlustig, manchmal ganz traurig. Wir müssen starke Bilder entwickeln, wir müssen Geschichten erzählen, die man bestimmt nicht mit solchen großen Emotionen auf dem Fernseher erleben kann.» Chavaz sprach von der unersetzbaren Stärke des Theaters. Es sei eine «Traummaschine, Ort der Debatte und der Auseinandersetzung mit zentralen Fragen unserer Gesellschaft».