Hauptbild
Ursula Haselböck

Ursula Haselböck beim Amtsantritt 2020

Hauptrubrik
Banner Full-Size

Stabwechsel in schwerer Zeit: Ursula Haselböck startet Festspiele-Intendanz in Mecklenburg-Vorpommern

Autor
Publikationsdatum
Body

Schwerin - Die neue Intendantin der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ist ein Kind der Berge, hat nun den Schweriner See im Norddeutschen Tiefland vor der Nase und genießt auch das, wie sie sagt. Die aus Österreich stammende Musikmanagerin Ursula Haselböck tritt am 1. September ihren Posten als Chefin eines der größten deutschen Klassik-Festivals an. Im vergangenen Jahr kamen zu den 191 Konzerten der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern rund 94 000 Besucher.

Die 38-Jährige übernimmt das Steuer in schwieriger Zeit. Aufgrund der Corona-Krise mussten im 30. Jahr des Festivals, das bis dahin nur Wachstum kannte, ein Großteil der Konzerte abgesagt werden. Der Festspielfrühling im März fiel komplett dem Lockdown zum Opfer und in der Sommersaison konnten bis Ende August nur 30 Veranstaltungen in stark verkleinerter Form über die Bühne gehen. «Die Zeiten sind etwas seltsam», sagt Haselböck und ist für Ärmel hochkrempeln: «Wir wollen das Beste daraus machen.» Viele Konzerte wurden auf Herbst und Winter verschoben. Statt der traditionellen Advents- und Neujahrskonzerte soll es nun einen regelrechten Festspielwinter geben. «Es wird sehr viel mehr Konzerte geben als sonst, da habe ich auch die Chance, Land und Leute kennenzulernen.»

Der Corona-Sommer hat für das Festival schwere wirtschaftliche Folgen. Der scheidende Intendant Markus Fein, der am 1. September die Leitung der Alten Oper Frankfurt/Main übernimmt, bat das Publikum im Mai um Spenden in Höhe von einer Million Euro für einen privaten Festspiele-Rettungsschirm. Bisher sind rund 840 000 Euro zusammengekommen. Das ganze Team sei gerührt und ergriffen über die Unterstützung aus dem Land und weit über dessen Grenzen hinaus, sagt Festspiele-Sprecher Christian Kahlstorff. «Wir sind optimistisch, dass wir bis zum Jahresende unser Ziel erreicht haben werden.»

Auch Markus Fein ist überzeugt, dass das Festival, das er sechseinhalb Jahre geleitet hat, die Corona-Wirren übersteht. «Die Festspiele werden die derzeitigen und künftige Herausforderungen meistern - das Festival ist zu wichtig, die Wurzeln im Land und bei den Menschen zu tief, der Hunger der Menschen nach Kultur zu groß und die Kreativität des Teams zu groß.»

Feins Fußstapfen sind groß. Er öffnete die Festspiele für breite Publikumskreise - mit niedrigschwelligen Angeboten wie Fahrradkonzerten und Cross-over-Projekten wie dem Detect-Festival für junge Leute in Neubrandenburg. In seiner Zeit wuchsen die Besucherzahlen kräftig. Fein blickt dankbar zurück: «Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sind in meinen Augen Deutschlands schönstes und innovativstes Festival.»

Haselböck betritt indes kein ihr völlig unbekanntes Terrain: Als Dramaturgin arbeitete sie die letzten sieben Jahre am Konzerthaus Berlin unter Intendant Sebastian Nordmann. Der heute 49-Jährige leitete die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern von 2002 bis 2008.

Haselböck entstammt einer Musikerfamilie und studierte selbst Cello. Sie gilt als hervorragend vernetzt in der Welt der klassischen Musik. Ihr Amtsvorgänger Fein ist überzeugt: «Die Zukunft der Festspiele ist bei Ursula Haselböck in den allerbesten Händen.» Das Programm für 2021 trägt noch seine Handschrift. Welche Akzente will die Neue ab 2022 setzen? «Ein wichtiger Schwerpunkt ist für mich die Junge Elite», sagt Haselböck. «Das ist für mich die DNA des Festivals: Spürnase zu sein für junge Künstler, die vielleicht noch nicht so bekannt sind, die hier ihre ersten großen Auftritte feiern dürfen. Das finde ich wunderschön, das will ich weiterführen und noch verstärken.»

Mit der Festspiele-Reihe «Junge Elite» haben die bisherigen Intendanten seit Festivalgründer Matthias von Hülsen beste Erfahrungen gemacht. Viele einstige Preisträger halten später als Stars den Festspielen die Treue und kommen für Auftritte immer wieder. Beispiele sind die Geiger Julia Fischer und Daniel Hope oder der Cellist Daniel Müller-Schott.

Ort
Autor