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Streit um Entlassung von Intendant Kaufmann dauert an

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Essen (ddp-nrw). Der Streit um den Rauswurf des Essener Philharmonie-Intendanten Michael Kaufmann ebbt nicht ab. Am Mittwoch erneuerte der Dirigent Kurt Masur seine Kritik an der Entlassung. Zugleich bekräftigte er in einer Mitteilung seine Absicht, die Philharmonie Essen nicht mehr zu betreten, «bis der Fall zugunsten von Michael Kaufmann entschieden ist».

 Das für den 7. Dezember geplante Konzert Masurs mit dem Concertgebouw Orchester in Essen ist damit weiter gefährdet. Überdies droht der Philharmonie offenbar der Rückzug wichtiger Sponsoren.

Masur wiederholte seine Aussage, dass er «entsetzt über die plötzliche Entlassung von Michael Kaufmann» sei. Zugleich verwies er darauf, dass Kaufmann der «fähigste und wertvollste Intendant» in Deutschland sei.

Der Dirigent betonte, dass sich sein Schritt nicht gegen das Publikum in Essen oder eine Institution oder Persönlichkeit der Stadt richte. Vielmehr wolle er damit alle Verantwortlichen des Kulturlebens dazu bewegen, «noch einmal genau zu überdenken, wie sehr die inzwischen getroffenen Maßnahmen bereits dem Ansehen der Stadt geschadet haben». Er sei «maßlos traurig» über die Auseinandersetzungen.

Zugleich trat Masur dem Kuratorium der Philharmonie Essen bei - das Gremium spricht sich für einen Verbleib Kaufmanns als Intendant sowie eine neue Betriebsstruktur für die Philharmonie aus. Zudem wurde der Chefredakteur der «Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung», Rüdiger Oppers, als neues Mitglied im Kuratorium aufgenommen, wie die MAN Ferrostaal AG mitteilte.

Der Vorstandsvorsitzende von MAN Ferrostaal und Gründer des Kuratoriums, Matthias Mitscherlich, erklärte, dass sich ein Großteil der Sponsoren von der Philharmonie abwenden werde, wenn es nicht zu einer «einvernehmlichen Lösung unter Einbeziehung von Herrn Kaufmann» komme. «Wesentliche Geldgeber» hätten angekündigt, dass sie ihre finanzielle Unterstützung von einem Verbleib Kaufmanns abhängig machten.

Der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie Essen GmbH (TUP) hatte am 22. September den Vertrag mit Kaufmann wegen Überziehung dessen Etats um 1,5 Millionen Euro in den vergangenen beiden Spielzeiten mit sofortiger Wirkung beendet. Kaufmann kündigte an, sich mit juristischen Mitteln gegen seinen Rauswurf zu wehren. Noch im vergangenen Jahr war der Vertrag des 47-Jährigen bis 2013 verlängert worden. Auf die Stadt kommen nun möglicherweise hohe Abfindungszahlungen zu.

Die Essener Philharmonie nimmt seit ihrer Eröffnung im Juni 2004 unter der Intendanz von Kaufmann einen wichtigen Platz unter den Konzerthäusern Deutschlands und Europas ein. In der vergangenen Spielzeit wurde sie vom Deutschen Musikverleger-Verband für das «Beste Konzertprogramm der Saison 2007/2008» ausgezeichnet.

 

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