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Theaterwelt trauert um Thomas Langhoff - Intendant des Deutschen Theaters starb mit 73

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Berlin - Der Berliner Schauspieler und Theaterregisseur Thomas Langhoff ist am Samstag im Alter von 73 Jahren gestorben. Das teilte das Berliner Ensemble mit. Der langjährige Intendant des Deutschen Theaters in Berlin galt als einer der wichtigsten Regisseure des deutschen Bühnenbetriebs und Meister des Realismus.

 

Als Sohn des bedeutenden Theaterleiters Wolfgang Langhoff am 8. April 1938 in Zürich geboren, lebte er nach der Rückkehr der Familie aus der Schweizer Emigration in Ost-Berlin. An der Theaterhochschule in Leipzig wurde Langhoff zum Schauspieler ausgebildet. Seine Bühnenlaufbahn begann er 1964 mit einem Engagement am Hans Otto Theater in Potsdam. Er spielte unter anderem den Tellheim in Gotthold Ephraim Lessings "Minna von Barnhelm" und den Lukas in Maxim Gorkis "Nachtasyl".

Seit 1971 arbeitete Langhoff als Schauspieler und Regisseur beim Fernsehen. Er wirkte an Filmen wie "Guten Morgen, du Schöne" (1980) und "Der Biberpelz" (1994) mit. Zur Bühnenregie kehrte er Ende der 1970er Jahre am Berliner Maxim Gorki Theater zurück, Regiearbeiten am Deutschen Theater Berlin folgten. Gastinszenierungen führten ihn nach Frankfurt am Main, Hamburg, München und Wien.

1991 übernahm Langhoff für zehn Jahre die Intendanz des finanziell angeschlagenen Deutschen Theaters in Berlin, an dem auch sein Vater von 1946 bis 1963 Direktor war. Thomas Langhoff habe seine Intendanz geradezu als "familiäre Verpflichtung empfunden", sagte der derzeitige Intendant Ulrich Khuon am Sonntag.

"Seelenkundschafter von intimster Genauigkeit"

"Er hat es geschafft, in dieser schwierigen Phase ästhetische und menschliche Verbindungen zwischen Ost und West zu stiften, und er hat dieses wichtigste Theater der DDR kraftvoll neu positioniert. Als Regisseur war er ein Seelenkundschafter von intimster Genauigkeit", sagte Khuon weiter.

Langhoff inszenierte am Deutschen Theater unter anderem Gerhart Hauptmanns "Der Biberpelz" und Ödön von Horvaths "Geschichten aus dem Wiener Wald". Mit seiner Version von Botho Strauß' Homer-Adaption "Ithaka" erzielte er nach Kritikermeinung "einen Sieg über Vorurteile, über die Lethargie und Erfolglosigkeit an seinem Haus - und vielleicht auch einen Sieg über Botho Strauß".

Langhoff führte Regie bei den Wiener Festwochen und an der Wiener Volksoper. Seit 2001 arbeitete er als regelmäßiger Gastregisseur am Bayerischen Staatsschauspiel. In der Akademie der Künste in Berlin sei Langhoff seit 2006 "als streitbarer und charmanter, diskussionsoffener und großzügiger Direktor der Sektion Darstellende Kunst für das Programm der letzten Jahre prägend", gewesen, sagte Akademie-Präsident Klaus Staeck. "Sein Tod reißt eine nicht zu schließende Lücke in das Herz des Theaters", betonte er.

"Die großen Realisten der Dramatik Tschechow, Ibsen, Gorki, Hauptmann, Strindberg waren sein Lebensthema, seine letzte künstlerische Arbeit", schätzte das Berliner Ensemble, für das Langhoff neun Inszenierungen schuf, im Rückblick ein. Es spielte Langhoffs "Kirschgarten"-Inszenierung am Tag seines Todes.

Das Deutsche Theater will dem Regisseur und Schauspieler postum die Ehrenmitgliedschaft verleihen. Es habe sie ihm kürzlich angetragen und Langhoff habe gerne angenommen, teilte das Theater mit.
 

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