Unter dem Motto «Tradition und Moderne» hatte Peter Theiler 2018 sein Amt als Intendant der Semperoper begonnen. Die Corona-Pandemie zwang ihn zum Improvisieren. Doch am Ende konnte er fast alle Pläne umsetzen.
Dresden - Peter Theiler nimmt als Intendant der Semperoper in Dresden Abschied und verlässt das Haus mit guten Gefühlen. «Es hat Spaß gemacht», sagte der 68-jährige Schweizer am Freitag in Dresden. Für ihn sei es eine Ehre gewesen, dieses schöne Haus geleitet zu haben. «Ich gehe eigentlich ganz zufrieden.» Er habe den Eindruck, das Haus in einem guten Zustand an seine Nachfolgerin zu übergeben - an Nora Schmid. Die Semperoper bleibe damit in «Schweizer Hand». Seinen Lebensmittelpunkt will Theiler in der Elbestadt behalten. Seine Frau und er seien Dresdner geworden.
Theiler war vor seiner Station in Dresden Intendant in Nürnberg und kam mit Beginn der Spielzeit 2018/2019 an die Elbe. Damit bekam die Sächsische Staatsoper nach sechs Jahren Vakanz einen Nachfolger für die 2012 gestorbene Ulrike Hessler. Bis zu Theilers Ankunft wirkte der Kaufmännische Geschäftsführer Wolfgang Rothe als kommissarischer Intendant. Theiler sollte der Semperoper wieder mehr internationale Strahlkraft verleihen. Nach gut eineinhalb Jahren war er wegen der Corona-Pandemie zum Improvisieren gezwungen.
Daran erinnerte er am Freitag noch einmal. Er habe die Architektur des Spielplanes ändern müssen, bis auf Rossinis «Wilhelm Tell» seien aber alle von ihm geplanten Stücke auf die Bühne gekommen. Die Strauss-Oper «Capriccio» wurde wegen des Lockdowns vor leerem Saal aufgezeichnet und bei Arte ausgestrahlt. «Der Bau war zu, wir haben darauf reagiert.» Das sei aber Schnee von gestern. Letztlich habe diese Zeit die Sächsischen Staatstheater - zu denen auch das Staatsschauspiel Dresden gehört - zusammengeschweißt.
Zu Theilers Bilanz gehören mehr als 1500 Aufführungen, darunter 44 Opern- und neun Ballett-Neuproduktionen. Drei Opern wurden als Auftragswerke der Semperoper in Dresden uraufgeführt, dazu fünf Ballette. Theiler setzte auf Kooperationen mit Häusern etwa in Tokio, San Francisco und Paris: «Für mich ist Oper Musiktheater. Das ist mein Credo immer gewesen.» Musiktheater müsse eine gesellschaftliche Relevanz haben.
Theiler soll offiziell am Samstag verabschiedet werden - vor der Premiere der Oper «Benvenuto Cellini» von Hector Berlioz. Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) würdigte ihn schon vorab. «Er hinterlässt ein bestens aufgestelltes Haus mit zahlreichen internationalen Kooperationspartnern und einem hervorragenden internationalen Ruf», erklärte Klepsch am Freitag. Theiler habe die internationale Vernetzung der Oper verstärkt, mit selten gespielten Werken das Repertoire erweitert und den Nachwuchs gefördert.
Pünktlich zu Abschied Theilers zog die Semperoper am Freitag Bilanz zur Saison, die in wenigen Tagen endet. Demnach stieg die Auslastung im Kerngeschäft Oper, Ballett und Konzerte der Staatskapelle auf gut 90 Prozent und erreichte damit fast das Niveau vor der Pandemie (2019: 92 Prozent). Die Oper erzielte Karteneinnahmen von knapp 17,7 Millionen Euro. Das entspricht einen Kostendeckungsgrad von 35 Prozent.