München - Der Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker, Christian Thielemann, hat den Kampf um seine Chefposition noch nicht aufgegeben. «Ich empfinde die Lage als noch nicht geklärt», sagte er dem «Münchner Merkur» (Dienstagausgabe). Das Tischtuch zwischen ihm und dem Orchester sei nicht zerschnitten.
Der Münchner Stadtrat hatte am 22. Juli fast einstimmig beschlossen, Thielemanns Vertrag nicht über die Saison 2010/2011 hinaus zu verlängern. Der Dirigent hatte den ihm angebotenen Vertragsentwurf nicht akzeptiert. Demzufolge hätte ihm das Letztentscheidungsrecht in künstlerischen Fragen genommen werden sollen, berichtet der «Münchner Merkur». «Ich habe das Gefühl, hier wird auf eine Trennung hingearbeitet», sagte Thielemann dem Blatt. «Und das von jemandem, dem dies nützt.» Er werde sich Mitte September mit dem neu gewählten Orchestervorstand treffen.
Thielemann zeigte sich offen für andere Leitungskonstruktionen. Ein Modell nach dem Vorbild der Berliner Philharmoniker, bei dem Chefdirigent, Intendant und Orchestervertreter in einer Art Direktorium Strittiges regeln, lehnte er nicht ab. «Man kann andere Konstruktionen durchaus diskutieren», sagte Thielemann.
[update, 18.8.]: Stadt nicht zu Nachverhandlungen mit Stardirigent Thielemann bereit
München - Im Streit um die Zukunft von Christian Thielemann als Münchner Generalmusikdirektor hat die Stadt München noch einmal klargestellt, dass es keine Nachverhandlungen mit dem Künstler geben werde. Die Entscheidung des Stadtrates, den Vertrag nicht zu verlängern, sei bindend, sagte Jennifer Kozarevic, Sprecherin des Münchner Kulturreferates am Dienstag auf Anfrage. «Nachverhandlungen mit Herrn Thielemann sind nicht geplant.»
Kozarevic betonte, die Vorschläge zur künftigen Zusammenarbeit zwischen Orchester, Generalmusikdirektor und Intendant könnten «nicht weiter zur Disposition stehen». Einzig der Stadtrat sei befugt darüber zu entscheiden, welche weiteren Schritte zu gehen wären.
Trotzdem soll es im September noch einmal Gespräche zwischen Thielemann und dem Orchestervorstand der Münchner Philharmoniker geben. Dies bestätigte ein Sprecher des Orchesters. Dabei solle geprüft werden, «was noch zu machen ist». Einzige Lösung sei bislang, dass Thielemann dem vorliegenden Vertragsentwurf doch noch zustimme.