Wer unter www.nmz.de nach Peter P. Pachl sucht, stößt auf rund 700 Artikel, die der Autor seit 1997 in unserer Zeitung oder für nmz Online geschrieben hat. In den vergangenen Jahren waren das meist noch spät nachts oder am kommenden Vormittag zuverlässig gelieferte, kenntnis- und detailreiche Kritiken zu Musiktheater-Premieren aus Berlin oder von überall dort her, wo eine vielversprechende Produktion zu seinem leidenschaftlich gepflegten Interessengebiet anstand: der deutschsprachigen postwagnerianischen Oper etwa eines Franz Schreker, Engelbert Humperdinck, Hans Pfitzner oder Siegfried Wagner.
Dass der vom Opernbetrieb weitgehend vernachlässigte Wagner-Sohn zumindest ein Stück weit ins Bewusstsein rücken konnte, ist vor allem Peter P. Pachls Verdienst, der nicht nur die maßgebliche Monografie verfasste („Siegfried Wagner. Genie im Schatten“, München 1988), sondern sein Werk auch als als Regisseur und Vorstandsmitglied der 1972 – noch während seines Studiums der Musik-, Theater- und Sprechwissenschaften – von ihm gegründeten Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft pflegte. 1980 rief er das Pianopianissimo Musiktheater München ins Leben, mit dem er Versunkenes hervorholte und auf die Bühne brachte. Auch bei seinen Stationen als Intendant und Dramaturg, unter anderem in Rudolstadt und Hagen sowie bei den Berliner Symphonikern setzte er sich für abseitige Werke im schillernden Stilbereich zwischen Spätromantik und Moderne ein. Bis zuletzt steckte der rastlos aktive Überzeugungstäter in den Proben für Anton Urspruchs Oper „Die heilige Cäcilia“. Deren Uraufführung in Hattingen erlebte der kurz und schwer Erkrankte nicht mehr; Regieassistent Chang Tang machte „die visionär-phantastische Ideenflut Pachls zu einer Durchlaufprobe als Theater auf dem Theater“, so Roland H. Dippel in seinem Premierenbericht auf nmz Online. Am 15. November ist Peter P. Pachl im Alter von 68 Jahren in Bochum verstorben. Wir vermissen ihn.