Der Dirigent und künftige Leipziger Opernintendant Ulf Schirmer bleibt bis mindestens 2017 künstlerischer Leiter des BR-Rundfunkorchesters. Ein entsprechender Vertrag mit dem Künstler und Kulturmanager wurde am Freitag in München unterzeichnet. Schirmer habe maßgeblich dazu beigetragen, «das Münchner Rundfunkorchester weit über die Grenzen Bayerns hinaus zu profilieren», sagte der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm.
Er sei überdies ein «Meister der Vermittlung» und arbeite damit ganz im Sinne des öffentlich-rechtlichen Kulturauftrages. Schirmer selbst zeigte sich «total gerührt» und versprach, sich auch in Zukunft dafür einzusetzen, «dass wir weiterhin so innovativ unterwegs sein können». «Wir wollen auch in den nächsten fünf Jahren Entdeckungsarbeit leisten.» Schirmers bisheriger Vertrag wäre 2012 ausgelaufen. Der 52-Jährige gilt als einer der vielseitigsten Dirigenten seiner Generation.
Wieder viele Raritäten auf dem Programm
Auch in der Saison 2011/2012 stehen wieder Repertoire-Raritäten auf dem Programm des Rundfunkorchesters, darunter die Oper «Verkündigung» des von den Nazis mit einem Aufführungsverbot belegten Komponisten Walter Braunfels. Die konzertante Aufführung am 18. Dezember wird live in 32 Länder übertragen. Am 9. Oktober kommt Ernanno Wolf-Ferraris musikalische Komödie «Die neugierigen Frauen» zur Aufführung. Mit Franz Lehárs «Giuditta» in der sogenannten Staatsopernfassung wird am 22. Januar 2012 der Lehar-Zyklus abgeschlossen. Im Rahmen eines Jubiläumskonzertes zum 60-jährigen Bestehen des Rundfunkorchesters dirigiert Schirmer am 6. Mai 2012 Stephen Sondheims Musical-Thriller «Sweeny Todd».
Das Programm der kommenden Saison umfasst darüber hinaus zwei Operngalas mit den Starsopranistinnen Edita Gruberova und Elina Garanca sowie ein Sonderkonzert mit dem Stimmkünstler Bobby McFerrin. Im Rahmen der Mittwochskonzerte präsentiert der Moderator Roger Willemsen einen Abend mit Filmmusik und ein Wunschkonzert mit dem Bariton Michael Volle. Mit drei Terminen fortgesetzt wird die Reihe «Paradisi gloria» mit Sakralmusik des 20. und 21. Jahrhunderts. 2011/2012 gibt es insgesamt 75 Konzerte mit etwa 40 unterschiedlichen Programmen .
«Signal für die Bestandssicherung»
Schirmer ist seit September 2006 als Nachfolger des verstorbenen Marcello Viotti Chefdirigent des Orchesters, das 2005 vor seiner Auflösung stand, nach heftigen Protesten der Öffentlichkeit aber dann doch nicht abgewickelt wurde. BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky wertete die Vertragsverlängerung am Freitag denn auch als «Signal für die Bestandssicherung des Rundfunkorchesters». Dies erfülle ihn mit «ganz, ganz großer Genugtuung». Schirmer habe dem Orchester eine neue Identität gegeben und den Musikern wieder Selbstbewusstsein eingeflößt.
Der in Bremen aufgewachsene Schirmer studierte unter anderen bei Christoph von Dohnányi, Horst Stein und Lorin Maazel. Er war Hausdirigent der Wiener Staatsoper, Generalmusikdirektor des Hessischen Staatstheaters in Wiesbaden und Chefdirigent des Dänischen Rundfunksinfonieorchesters.
2000 wurde Schirmer zum Professor für musikalische Analyse und Musikdramaturgie an die Hochschule für Musik und Theater Hamburg berufen. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist er Generalmusikdirektor der Oper Leipzig, deren Intendanz er zur bevorstehenden Spielzeit 2011/2012 übernehmen wird. Auch bei den Bregenzer Festspielen ist Schirmer ein häufiger Gast. In diesem Sommer leitet er auf der dortigen Seebühne die Neuinszenierung von Umberto Giordanos Oper «André Chenier».