Politiker mit künstlerischer Weltkarriere gibt es nicht viele. Einer der populärsten, der brasilianische Musiker, Komponist, Buchautor und ehemalige Kulturminister Brasiliens Gilberto Gil, konnte am 26. Juni seinen 80. Geburtstag begehen. Dieser Ehrentag war gleichzeitig Starttag einer Europatournee: Gelegenheit für uns Europäer, den legendären Vater des Tropicalismo live zu sehen und zu hören.
Geboren und aufgewachsen in Salvador da Bahia, begründete Gil in den 1960er-Jahren, zur Zeit der brasilianischen Militärdiktatur (1964–1985), zusammen mit seinem Weggefährten Caetano Veloso den Tropicalismo als neue Musikrichtung: Eine Mischung aus populärer brasilianischer Musik mit internationalen Pop- und Reggae-Elementen.
Legendär ist auch seine Gesangseinlage als Kulturminister zusammen mit dem damaligen Generalsekretär Kofi Annan in der UN-Generalversammlung in New York 2004, wo er „Toda Menina Baiana“ sang. 2003 war er unter dem damaligen linken Präsidenten Luiz Lula da Silva der erste Schwarze in dem Amt in Brasilien geworden – und nutzte die Politik, um für Brasiliens Kultur zu werben.