Es ist vor allem Max Raabe zu verdanken, dass der Name Walter Jurmann jetzt wieder herumspukt. Denn wie Frank Sinatra und seine klassischen Entertainer-Kollegen erwähnt er regelmäßig die Macher der Lieder, die er ausgegraben hat. Und so erfährt nun das Publikum , dass der Gorilla, der 'ne Villa im Zoo hat, von Walter Jurmann & Bronislaw Kaper stammt, den „siamesischen Zwillingen“ der späten Weimarer Republik. Getextet hat diesen Unsinnsschlager Fritz Rotter, der auch verantwortlich ist für die „lyrics“ zu Jurmanns größtem Evergreen: „Veronika, der Lenz ist da“.
Der gebürtige Wiener Walter Jurmann hatte 1927 seine Karriere als „flüsternder Sänger“ angefangen in der Berliner Eden-Bar. Und bald hatte ihn auch die Schallplattenindustrie entdeckt. „Ultraphon“ verpflichtete ihn als Komponisten und Refrainsänger. Schauspieler wie Curt Bois (der Homer aus Wenders' „Der Himmel über Berlin“) und Diseusen wie Greta Keller gaben sich im Studio die Klinke in die Hand - und sangen seine Chansons. Nachdem die Comedian Harmonists seine „Veronika“ zum Hit gemacht hatten, kam 1931 der große Durchbruch als Tonfilmschlagerkomponist. Jurmann schüttelte die Melodien nur so aus dem Ärmel, aber das Orchestrieren war ihm lästig und so suchte er bald nach einem „Arrangeur“. Fritz Rotter machte ihn mit Bronislaw Kaper bekannt. Nun war das Triumvirat komplett: Fritz Rotter, Walter Jurmann & Dr. jur. Jazz, wie Kaper wegen seines Jurastudiums genannt wurde. Bis 1933, bis zur sog. „Entjudung“ der Ufa, lieferte das Traumteam Filmschlager am laufenden Band: für Richard Tauber, Jan Kiepura, Hans Albers (der den Gorilla besang) und Dolly Haas, dem Tomboy jener Jahre.
Wie so viele ihrer jüdischen Kollegen emigrierten Jurmann & Kaper im Frühling 1933 nach Frankreich. Paris war in diesem Jahr zum Zufluchtsort geworden für Erich Pommers ehemalige „Tonkörper“ bei der Ufa: Werner Richard Heymann, Friedrich Hollaender, Franz Wachsmann & Allan Gray. Ein Jahr lang versorgten Jurmann & Kaper französische Music Hall-Stars wie Lys Gauty & Tino Rossi mit Chansons. Bis sie im Sommer 1934 vom legendären M-G-M-Boss Louis B. Mayer für Hollywood entdeckt wurden. Bis Anfang der vierziger Jahre komponierte das Schlagertandem Hits für die Stars des Studios: Judy Garland, Allan Jones, die Marx Brothers oder Jeanette MacDonald, die das unsterbliche „San Francisco“ schmettern durfte. 1937 gelang ihnen dann sogar noch ein Jazzstandard mit „All God's Chillun Got Rhythm“, den im Marx Brothers-Film „A Day At The Races“ Ivie Anderson & das Duke Ellington Orchestra zum Swingen brachten. Walter Jurmann starb am 17. Juni 1971 in Budapest. Seine Melodien aber werden weiter in aller Welt gesungen, zuletzt auch wieder von Max Raabe auf seiner wunderbaren Liedsammlung „Übers Meer“.