Soeben wurde Viktor Schoner vom Verwaltungsrat der Württembergischen Staatsoper zum Opernintendanten ab 2018 ernannt. Schoner ist derzeit Künstlerischer Betriebsdirektor an der Bayerischen Staatsoper und eher nur Fachleuten bekannt – auch weil er sich vom „Bling-Bling“ der Münchner Oper ferngehalten hat.
Nach dem eher an intellektueller Werkdurchdringung und feinsinniger Ästhetik orientierten Leitungsteam Wieler-Morabito kommt nun ein erfahrener Praktiker. Der 1974 geborene Schoner – ausgebildeter Bratscher und Musikwissenschaftler – ist wesentlich durch die Arbeit unter dem inzwischen legendären Gérard Mortier geprägt: Er hat in dessen Salzburger Zeit das System Festspiele sowie die internationale Star-Szene kennengelernt und war Mitbegründer der Talentschmiede „Akademie Musiktheater“; er hat während Mortiers Ruhrtriennale das Umbauen und Spiel an „opern-ungewohnten“ Orten gelernt und praktiziert; er hat in Mortiers Pariser Jahren das Semi-Stagione-System mitgetragen.
Seit 2008 in München, wenn auch oft nur ergänzend zur „Premierenauswahl“ des Casting Directors Pål Moe tätig, sorgt Schoner dort für beste Besetzungen eines großen Repertoirehauses. Er gilt als „bestens vernetzt“, ist im Umgang nie abgehoben, sondern uneitel freundlich und eloquent. Aus all dem wird erkennbar, dass Stuttgart eine erfreulich realitätsnahe Entscheidung getroffen hat: Da kommt ein erfahrener, vielseitiger Pragmatiker, dem auch die kommenden „schweren Jahre“ zuzutrauen sind – denn dem Staatsopernkomplex steht eine Renovierung bevor, deren Dauer sich wohl erst bei tief offener Baugrube realistisch einschätzen lässt.
Da wird ein Mann gebraucht, der an wechselnden, unkonventionellen Spielorten wohl oft auch im Stagione-System anberaumte Produktionen organisieren und die dafür geeigneten Künstler-Teams kennt und zusammenstellen kann – kein selbst Regie führender Sensibilist. Dafür scheint der verheiratete Vater von zwei Kindern der richtige „Mann mit Bodenhaftung“.