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Von Dessau nach Halle: Clemens Birnbaum
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Von Weill zu Händel - Clemens Birnbaum wird Direktor der Stiftung Händel-Haus Halle

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Mit einem simplen Satz erklärt Clemens Birnbaum seine Liebe zur Alten Musik: «Das 18. Jahrhundert ist mir ästhetisch näher als andere Jahrhunderte», sagte er der Nachrichtenagentur ddp. Jetzt ist der Musikwissenschaftler und Philologe zur Barockmusik zurückgekehrt. Birnbaum wird zum 1. August neuer Direktor der Stiftung Händel-Haus in Halle. Zuvor hatte er acht Jahre lang das Dessauer Kurt-Weill-Fest geleitet und war dessen Intendant.

Doch Birnbaums Faible für Barockmusik geht zurück auf seine Studienzeit in Köln und Berlin. Mit «großem Genuss» habe er damals Händel-Oratorien in einem Chor gesungen, erinnert er sich. Der 1963 im hessischen Hanau geborene Birnbaum studierte in Berlin unter anderem beim renommierten Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus, ehrenamtlich organisierte Birnbaum damals die Berliner Tage für Alte Musik. Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und als Dramaturg am Stadttheater Gießen wurde er Manager an der Akademie für Alte Musik Berlin, um 2000 Chefdramaturg und stellvertretender Intendant der Dresdner Musikfestspiele zu werden.

Seine Liebe zur Alten Musik, seine Kenntnis des Barock und seine Qualität als Musikmanager hatten die Findungskommission überzeugt, die damit befasst war, einen Nachfolger im Amt des Direktors der Stiftung Händel-Haus zu bestimmen. Zugleich wird ihm jetzt in Halle die Leitung der Händel-Festspiele übertragen, die unter dem Dach des Händel-Hauses organisiert werden.

Das Dessauer Kurt-Weill-Fest verlässt Birnbaum «im sehr, sehr Guten», wie er sagt. Zu hören ist dort, dass sein Abgang dort bedauert wird. Für Birnbaum, der verheiratet ist und eine Tochter hat, schließt sich indes ein Bogen von Weill zu Händel. In der Zeit, in der Kurt Weill wirkte, wurde die Alte Musik wiederentdeckt und vielfach neu interpretiert. Über die Moderne der 1920er Jahre ist Birnbaum nun zum Barock zurückgekehrt.

Birnbaum setzt jetzt in Halle auf eine stärkere Profilierung der Händel-Festspiele gegenüber den Händel-Festivals in Göttingen und Karlsruhe. «Wir müssen auf Qualität setzen, nicht auf Masse.», so der künftige Direktor der Stiftung. Birnbaum kündigte zudem an, er werde den Hauptakzent seiner Arbeit auf Händel und sein Werk legen. Darüber hinaus sei er aber daran interessiert, «ausgehend von Händel auch interkulturelle Fragen zu stellen und in die politische Bildung hineinzugehen». Da ein Teil von Händels Opern auf Libretti beruhe, die während der Kreuzzüge spielen, sei heute ein «interreligiöser Dialog darüber möglich». Auch wolle er die Kinder- und Jugendarbeit am Händel-Haus fortsetzen. Nach der Renovierung des Händel-Hauses und der Neugestaltung der Ausstellung, die auch auf neue Medien setze, sei es möglich, neue Gruppen von Besuchern für das Haus zu interessieren.


 

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