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«Vorreiter der deutschen Krimi-Szene» - «Derrick»-Darsteller Horst Tappert ist tot

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München (ddp-bay). Selten war ein Schauspieler so sehr mit seiner Rolle verbunden wie er. Horst Tappert war «Derrick» - jener Kommissar, der 24 Jahre lang immer mit Stil und in feinem Zwirn in der gleichnamigen ZDF-Krimiserie auf Verbrecherjagd ging. Am Samstag ist Horst Tappert im Alter von 85 Jahren in einer Klinik im Kreis München gestorben.

Seine Ehefrau Ursula sagte am Montag der Zeitschrift «Bunte»: «Bis vor kurzem ging es meinem Mann noch gut, er war voller Zuversicht. Doch in den letzten Tagen verschlimmerte sich sein Zustand zusehends.» Näher wollte sie sich zu dem Krankheitsverlauf nicht äußern. «Es ist traurig, aber jetzt hat er seine Ruhe. Mein Mann hatte ein erfülltes Leben», betonte die Frau, mit der Tappert seit 1957 in dritter Ehe verheiratet war.

   Bei seinen Fans löste der Tod des Schauspielers große Betroffenheit aus. Tappert sei «ein Phänomen» gewesen, schrieb etwa Diana kurz nach Bekanntwerden der Nachricht in ein Kondolenzbuch auf dem Internetportal bunte.de «Meine Lieblingsserie ist mit ihm verstorben. Ein großartiger Schauspieler lebt nicht mehr», betonte sie. In weiteren Kommentaren wurde Tappert als «der Beste, den es gab», als «Urgestein des deutschen Fernsehens» oder als «Vorreiter der deutschen Krimi-Szene» gewürdigt. Auch Tapperts Kollege Fritz Wepper, der «Derricks» ewigen Assistenten Harry Klein gespielt hatte, zeigte sich am Montag vom Tod des Schauspielers «tief getroffen». Näher wollte er sich zunächst nicht äußern.

   Als Oberinspektor Stephan Derrick war Tappert ab 1974 zur Kultfigur geworden. In mehr als 100 Ländern wurden die Fälle ausgestrahlt. 281 waren es insgesamt - von denen nur drei ungelöst blieben. Als Derrick in der letzten Folge, die am 16. Oktober 1998 ausgestrahlt wurde, vom Oberinspektor zum Präsidenten der Europolzentrale befördert wurde, ehrte das ZDF den Serienhelden mit einer ganzen Abschiedswoche im Programm. Tappert habe mit seiner Rolle zum Ansehen der Bundesrepublik in der Welt beigetragen, war schon zehn Jahre zuvor bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes hervorgehoben worden.

   Tappert selbst, der am 26. Mai 1923 in Wuppertal als Sohn eines Beamten zur Welt kam, hatte indes öfter den Wunsch, aus der Serie auszusteigen, wie er in seinen Memoiren schrieb. Und zwar immer dann, «wenn Derrick mir auf die Nerven ging». Er habe aber die Arbeitsplätze seines Teams «nicht durch eine Laune gefährden wollen».

   Zur Schauspielerei kam Tappert über Umwege: Nach Kriegsende hatte er sich zunächst als Buchhalter beim Theater in Stendal beworben, fing dann als Aushilfsarbeiter an und debütierte dort schließlich in der Spielzeit 1945/46 auch als Darsteller. Nach Engagements an verschiedenen Bühnen, darunter in Göttingen, Kassel oder an den Münchner Kammerspielen, war Tappert ab Ende der 50er auch in zahlreichen Kinofilmen zu sehen. So etwa in «Die Trapp-Familie in Amerika» (1958) oder «Und Jimmy ging zum Regenbogen» (1970). Als eine seiner Paraderollen galt die des Chef-Posträubers in der dreiteiligen TV-Produktion «Die Gentlemen bitten zur Kasse» (1966). Der ganz große Durchbruch aber folgte mit «Derrick».

   2004 kehrte er - zumindest mit seiner Stimme - für eine liebevolle «Derrick»-Trickfilm-Persiflage an der Seite von Wepper noch einmal in dieser Rolle auf die Leinwand zurück. Den legendären Satz «Harry, fahr schon mal den Wagen vor», der so nie in einem «Derrick»-Drehbuch stand, musste er damals gar nicht mehr sagen. «Ich hol den Wagen ja schon. Ich kann es langsam nicht mehr hören», klagte da der ewige Assistent als Comic-Figur.

   Zuletzt lebte Tappert sehr zurückgezogen. «Mag sein, dass ich mich seltsam anstelle, aber ich schätze die Ruhe mit meiner Frau. Kontakt mit alten Kollegen pflege ich auch nicht mehr, die meisten sind ohnehin schon tot. Ich will noch einige Zeit da sein», sagte er im vergangenen Mai der «Bunten».