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Winnetous Hausmusikus

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Zum Tod des Filmkomponisten Martin Böttcher
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Drei große Unterhaltungskomponisten haben in den sechziger Jahren den Sound der Bundesrepublik geprägt: Bert Kaempfert, Peter Thomas und Martin Böttcher. Alle drei hatten ihren ganz eigenen Kino-Sound: Kaempfert orchestrierte das deutsche „Wunderland bei Nacht“, Thomas schuf die Gruselmusik für die Edgar-Wallace-Reihe und Böttcher war der Hauskomponist von Winnetou.

Angefangen hatte der Berliner Martin Böttcher seine musikalische Karriere kurz nach dem II. Weltkrieg beim Tanz- und Unterhaltungsorchester des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks, wo er auch als Gitarrist den Bassisten Hans Last kennen gelernt hat. James Last ist dann auch Mitte der fünfziger Jahre bei seiner ersten wichtigen Filmmusik mit dabei: „Die Halbstarken“. „Mr. Martin‘s Band“ lieferte den angejazzten Teenager-Soundtrack für Georg Tresslers Klassiker mit Horst Buchholz und Karin Baal. Den typischen streicherlastigen Böttcher-Sound (mit Mundharmonika-Einlagen) hat er dann 1958 für Tresslers schönsten Film „Endstation Liebe“ entwickelt, wieder mit Buchholz.

Nach einem Intermezzo mit den „Pater Brown“-Filmen mit Heinz Rühmann ist er dann wie Thomas bei Wallace und dem Produzenten Horst Wendlandt gelandet. Wendlandt hat ihn dann 1962 für seine erste Karl-May-Verfilmung verpflichtet: „Der Schatz im Silbersee“. Die „Old-Shatterhand-Melodie“ daraus entwickelte sich zum Hit und später zum Evergreen. „Der Schatz im Silbersee“ gilt als die Geburtsstunde des Euro-Western. Und als die Italiener den Stil zum Italo-Western weiter entwickelt haben, haben sie anfangs auch Böttchers „Winnetou“-Sound kopiert. Bis Ennio Morricone bald einen ganz eigenen Kino-Sound für das Genre kreiert hat. Bis zum Schwanengesang der Serie „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ von 1968 blieb Böttcher seinem „Blutsbruder“ treu. Danach verlegte er seinen Schwerpunkt auf die Fernseharbeit. Er lieferte Musiken für diverse Folgen von „Derrick“ oder „Der Alte“. Weil das ZDF für die Serie „Schwarzwaldklinik“ unbedingt sparen wollte, hat Böttcher auf dieses Angebot verzichtet. Am 19. April ist Martin Böttcher im Alter von 91 Jahren gestorben. Bleiben werden seine „Winnetou“-Melodien.

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