Mainz/Ludwigshafen (nmz-ddp). Für die Staatskapelle Halle, die erst kürzlich aus der Fusion der Hallenser Philharmonie und des Opernorchesters der Stadt entstand, dürfte es ein Schlag ins Kontor gewesen sein. Der Generalmusikdirektor des Orchesters, Karl-Heinz Steffens, wird neuer Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Der 47-Jährige tritt am 1. August 2009 die Nachfolge von Generalmusikdirektor Ari Rasilainen an, wie das Kulturministerium am Montag in Mainz mitteilte.
Der neue Chefdirigent übernimmt ab Sommer für vier Spielzeiten die musikalische Leitung des größten rheinland-pfälzischen Orchesters in Ludwigshafen. Der bisherige Direktor Rasilainen hatte bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass er seinen Vertrag 2009 nicht verlängern werde. Nach insgesamt sieben Spielzeiten will sich der finnische Dirigent verstärkt internationalen Gastspielverpflichtungen widmen.
Der 1961 in Trier geborene Steffens erhielt seine musikalische Ausbildung an der Musikhochschule Stuttgart. Nach ersten Engagements an Opernhäusern in Kassel und Frankfurt war er viele Jahre als Solo-Klarinettist im Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks tätig. Im Jahr 2000 wurde er zum Solo-Klarinettisten der Berliner Philharmoniker gewählt. Als Solist arbeitete er mit Dirigenten wie Lorin Maazel, Kurt Masur und Colin Davis zusammen. Besonders gefördert in seiner Karriere wurde er von Daniel Barenboim.
Seit 1. April 2008 ist Karl-Heinz Steffens Generalmusikdirektor der Staatskapelle Halle und der städtischen Oper. Erst am vergangenen Samstag (6.12.) dirigierte er erstmals an der Oper Halle. Mozarts "Don Giovanni" wurde zum nachhaltigen Erlebnis für das Hallenser Publikum. Der Grund für Steffens, sich ein zweites Standbein in Rheinland-Pfalz zu schaffen, ist offenbar die desolate Haushaltslage der Saalestadt und die daraus resultierenden Einsparungen für Oper und Staatkapelle. Beide Institutionen wurden vor ca. zwei Wochen gemeinsam mit den Sprechtheatern der Stadt in eine Theater, Oper und Orchester GmbH überführt. Für die Staatskapelle Halle bringt dieses „Kulturkombinat“ verheerende Folgen: sie muss ihre 152 Musiker auf 99 reduzieren oder den Personalbestand per Haustarifvertrag auf 120 Vollzeitstellen aufteilen.
Wie das Internetportal HalleForum.de mitteilt, sei Karl-Heinz Steffens Übernahme der Aufgaben bei der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Absprache mit Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados erfolgt und umfasse maximal 12 Wochen im Jahr. Szabados versucht unterdessen, die Situation schön zu reden. Sie interpretiert das Interesse von Rheinland-Pfalz als Zeichen, dass man deutschlandweit auf die hohe Qualität der Kultur der Saalestadt aufmerksam geworden sei. Dies zeige wie begehrt in Halle tätige Musiker sind und sei als Auszeichnung zu verstehen, so Szabados gegenüber HalleForum.de.