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Johannes Kreidler und Nike Wagner. Foto: Martin Hufner
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Zweite Ausgabe des Deutschen Musikautorenpreises der GEMA – Die Würfel sind gefallen

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Der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA wurde gestern abend im axica-Gebäude in Berlin erneut vergeben. In einer Art moderiertem Gala-Dinner sind in 9 Kategorien Preise vergeben worden, die, bis auf den Preis der Nachwuchsförderung (10.000 Euro), Ehrenpreise sind. Wir twitterten live von der Veranstaltung. Unter den Preisträgern befanden sich Jan Delay, Rebecca Saunders, Carola Bauckholt und Johannes Kreidler.

Die Veranstaltung, unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“ verlief völlig harmlos. Preisträger, Autoren und Festredner (Kulturstaatsminister Bernd Neumann) lobten überschwenglich die Arbeit der GEMA, was auch wenig verwundert, leben sie ja zum Teil von den Tantiemen, die sie von der GEMA erhalten. Auch der „GEMA-kritische“ Komponist Johannes Kreidler unterstrich den Wert der GEMA-Tätigkeit, betonte jedoch die Bedeutung des Internets mit einer Umkehrung der gängigen Formulierung, dass es das Internet nicht ohne Content gäbe: „Es gibt auch immer mehr Content, weil es das Internet gibt.“ Carola Bauckholt hielt ein Plädoyer für experimentelles Musizieren und die musikalischen Randbereiche: „Die Arbeit am Rand schafft Raum.“ Gleichwohl blieben die eingesetzten Filmeinspieler zur Vorstellung der Nominierten im Bereich neuer Musik fade. Das durch sie in Szene gesetzte Bild kennt man seit etwa 30 Jahren, meinte Preis-Mitbeobachter Arno Lücker.

Kulturstaatsminister und Schirmherr der Veranstaltung Bernd Neumann spannte seinen Schutzschirm für die Urheber weit auf. Er konnte in seinem Grußwort nicht verhehlen, dass es ihm nicht gefalle, dass bei Vergehen gegen das Urheberrecht im Internet nicht das Sperren der Internetzugänge der Urheberrechtsverletzer in Deutschland sich durchsetzen lasse, obwohl dies in England und Frankreich erwogen werde (die sogenannte Three-Strikes-Regelung). Eine europäische Harmonisierung sei hier anzustreben. In welcher Richtung, ist offensichtlich. Ebenso sieht Neumann in der öffentlichen Verhandlung der Online-Petition zur GEMA eher ein Chance zur Klarstellung dessen, was die GEMA wirklich mache.

Angesichts solcher Wünsche wirkt seine positive Würdigung der einzusetzenden Enquete-Kommission „Internet und Digitale Gesellschaft“ nicht als eine Angelegenheit mit offenem Ausgang und freiem Diskurs. So wirken auch die Aufrufe seitens GEMA und Musikindustrie, diesen Diskurs zu führen, eher halbherzig.

Der Deutsche Musikautorenpreis selbst krankt aber auch an anderer Stelle. Zwar wird betont, dass die Jury vollkommen unabhängig handle, wenig weiß man aber über die Art und Weise, welche Kriterien dabei zum Tragen kommen. Geht es tatsächlich um die Würdigung der Arbeit der Autoren und Komponisten im vergangenen Jahr, wie Bettina Müller (GEMA-Sprecherin) mutmaßte. Das scheint, gerade auch angesichts der Würdigung der Laudatoren, die immer den kompletten Lebensweg miteinbezogen haben, unwahrscheinlich. Hier wäre sicher etwas mehr Transparenz wünschenswert.

Die Preisträger:

  • Kategorie Komposition Dance: Alex Christensen
  • Kategorie Jazz: Nils Wogram
  • Kategorie Text Schlager: Joachim Horn-Bernges
  • Kategorie Experimentelle Musik: Carola Bauckholt
  • Kategorie Komposition Rock/Pop: David Roth, David Jost, Pat Benzner (u.a. Tokio Hotel)
  • Kategorie Instrumentalmusik: Rebecca Saunders
  • Kategorie Text Rock/Pop: Jan Delay
  • Kategorie Nachwuchsförderung: Johannes Kreidler
  • Kategorie Lebenswerk: Michael Kunze
  • Erfolgreichstes Werk: Silbermond


 

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