Hauptbild
Foto: Rainer Mohrs
Foto: Rainer Mohrs
Hauptrubrik
Banner Full-Size

„Am liebsten wäre ich selbst Musik“

Untertitel
Zum 80. Geburtstag der Darmstädter Komponistin Barbara Heller
Publikationsdatum
Body

Malerei, Musik, Natur, Menschen – das sind die Inspirationsquellen der Komponistin Barbara Heller. Am 6. November 1936 in Ludwigshafen als Tochter des Restaurators für Kirchenkunst Eugen Heller geboren, fühlt sich Barbara Heller besonders zur bildenden Kunst hingezogen.

In einigen Werken verschwinden die Grenzen zwischen Musik und Malerei: Es gibt graphische Kompositionen, etwa die „Ton-Zeichen“ (1988) oder „Spielpläne“ für ein beliebiges Instrument (1990), mit gemalten Zeichen für musikalische Gesten und Tonverläufe, nach denen man improvisieren kann. Ihr Lektor beim Schott-Verlag, Rainer Mohrs, schreibt: „Und dennoch ist es in erster Linie die Musik, die alle ihre künstlerischen Bestrebungen zusammen hält. ‚MMM: Meer (mehr) Musik als Malerei‘ (1978), dieser Titel eines Klavierstücks symbolisiert ihre Philosophie, ihren persönlichen ‚Pfad‘ durch die unzähligen  Möglichkeiten eines Lebens als Künstlerin.

Mensch und Natur sind die beiden anderen Pole ihres Schaffens. Die Natur ist ihr Inspirationsquelle, etwa das Rauschen des Meeres in einer kleinen Bucht auf ihrer Lieblingsinsel La Gomera, das sie in ihrem hörenswerten Streichquartett ‚La Caletta (2008) eingefangen hat. Oder in dem Zyklus ‚Klangblumen‘ für Violine (Flöte) und Klavier (2008), der in 14 Sätzen verschiedene Blumen reflektiert. Menschen sind für Barbara Hellers Komponieren ebenfalls sehr wichtig: Viele Stücke entstanden auf Anregungen von Interpreten, sind nach Begegnungen mit Musikerinnen und für sie entstanden, etwa der Klavierzyklus ‚Klangspuren‘ (2012) für einen Karlsruher Schülerwettbewerb, den Sontraud Speidel initiierte.“

Barbara Heller studierte 1954–57 an der Mannheimer Musikhochschule Klavier und Komposition (bei Hans Vogt), später 1962/63 Komposition bei Harald Genzmer in München. Seit 1956 besuchte sie die Darmstädter Ferienkurse für neue Musik und war später Vorstandmitglied des „Instituts für Neue Musik und Musikerzie-hung Darmstadt“. Ihr besonderes Engagement galt der Musik von Komponistinnen aus dem 17. bis 20. Jahrhundert, deren Werke damals meist vergessen waren. Sie war Mitbegründerin des „Arbeitskreises Frau und Musik“ (1978) und gab zusammen mit Eva Rieger seit 1992 im Verlag Schott eine Serie „Frauen komponieren“ heraus, mit Musik für Klavier, Orgel, Violine, Cello, Flöte oder Gesang, unter anderem von Fanny Mendelssohn, deren Musik sie besonders schätzt, aber auch mit zahlreichen zeitgenössischen Erstveröffentlichungen. Mit dem Klavier ist sie besonders eng verbunden, lehrte 1958–62 als Klavierdozentin in Mannheim und trat viele Jahre lang als Pianistin und Klavierbegleiterin auf. Neben der Klaviermusik ist die Kammermusik der zweite Schwerpunkt im Werk Barbara Hellers. „Herbstmusik“ ist der Titel einer CD zum 80. Geburtstag (WERGO). Auch ihr politisches Engagement kommt zum Ausdruck: in der Komposition „Lalai – Schlaflied zum Wachwerden?“, 1989 für Frauen geschrieben, die im Iran unter dem Chomeni-Regime aus politischen Gründen in islamischen Gefängnissen saßen. Ein filmisches Portrait der Komponistin ist in den nächsten Wochen im Kino zu sehen: www.unterwegs-in-der-musik.de.

Dr. Rainer Mohrs, Cheflektor SCHOTT MUSIC
 

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!