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Ich wusste sofort, dass unser Sound imposant enden würde“: die Dirty Americans. Foto: Archiv
Ich wusste sofort, dass unser Sound imposant enden würde“: die Dirty Americans. Foto: Archiv
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Das Warten ist tot, es lebe das Kribbeln

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Dirty Americans als Rock’n’Roll-Herzkammer ohne Flimmern
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In jeder Kindheit gibt es Tage, die existierten weil sie funktionierten. Die erste allein geknotete Schleife, das richtige Ergebnis in der Mengenlehre oder der gelungene und den Eltern präsentierte Linoleum-Schnitt mit Tusche aus dem Werkunterricht. Diese Herzkribbelattacken bleiben haften, unvergessen und kehren nur zufällig wieder. Dann gilt es, sie zu erkennen. Etwa, wenn man sich zum Musiksucher entwickelt hat, nach dem Klang fahndet, der das Trampeln der Ameisenstaaten auslöst, nach dem Album giert, das schmerzlich die Kindertage zurück empfindet. In der Generation der nun 30-Jährigen ist das musikalisch zwei Mal passiert: Das Doppelalbum „Use your Illusion I + II“ von Guns N’ Roses und der Grungemaßstab „Ten“ von Pearl Jam.

In diesem Jahr könnte sich das ändern. „Strange Generation“ nennt sich das Debutalbum der „Dirty Americans“, die mit diesem Sound, Titel und Bandnamen nur aus Detroit (USA) kommen dürfen. Zwar verbindet man auch Patriotismusrocker „Kid Rock“ mit Detroit, aber vom Range eines Musikers scheint er verglichen mit den Stadtkollegen „Dirty Americans“ weit entfernt zu sein. Zu gewaltig, groß und mächtig schleppen sich die „Dirty Americans“ durch die 13 Songs ihres Albums. So monströs, dass die Plattheit als Stilmittel gerne akzeptiert wird. „Yes“, meint Gitarrist Jeffrey Piper, „it’s just a big sound“. Und dafür hätte er eine intensive Umarmung verdient.

Ganz so einfach war es aber doch nicht die „Dirty Americans“ zu taufen. 2000 hießen die „Dirty Americans“ noch „The Workhouse Movement“ und gingen unter anderem mit Slipknot auf Tour. Man entliebte sich musikalisch und löste die Band auf. 2003 riefen Jeffrey Piper (Gitarre), Myron (Gesang) und Pete Bever (Bass) die Dekade der „Dirty Americans“ aus. Bis auf den Schlagzeuger handelte es sich seltsamerweise um die alte „Workhouse“-Besetzung. Trommelnder Ersatz wurde im Internet per Annonce gefunden und die erste Probe wurde von der Polizei persönlich beendet. „Das war sensationell“, grinst Jeffrey Piper, „insbesondere wenn man bedenkt, dass die gleichen Typen unter einem anderen Bandnamen nicht mehr miteinander konnten, sich an die Gurgel gingen und kreativ zerstritten waren“. Hört sich extrem vereinfacht an. Wenn es unter dem Namen Bohlen nicht mehr geht, dann eben unter dem Pseudonym Siegel…

Jeffrey Piper fügt aber noch gewichtigere Gründe für die Kreativverwandschaft an. „Wir pflegen nun als Dirty Americans einen völlig anderen Gitarrensound, so wird der Gesang endlich von einem ansprechenden Ambiente begleitet und passt damit zum Rest der Band“. Für Jeffrey Piper zwei entscheidenden Schritte das Klangbild der „Dirty Americans“ zu konfigurieren. Aber auch die Rolle des neuen Schlagzeugers Jeremiah Pilbeam wird vom Rest der Band in den Fokus gerückt. „Als Jeremiah zu uns kam, änderte sich alles“, erzählt Jeffrey Piper. „Er kam mit einem John-Bonham-Schlagzeug, das größer als mein Auto war. Ich wusste sofort, dass unser Sound imposant enden würde“, so Hellseher Jeffrey Piper. Die Gitarrenriffs der „Dirty Americans“, ihre Stringenz der Geräuschwelt und der passende Produzent (Paul Ebersold von 3 Doors Down) schufen einen von der Plattenfirma beschriebenen „Arena Rock Sound“, den es lange nicht mehr gegeben hat. Kribbeln auslösend. Spätestens beim dritten Song drückt der gesamte Körper mit „11G“ aufs Gaspedal um beim letzten Song angekommen einen unstoppbaren Neidkrampf auf die „Dirty Americans“ evoziert. „Ein Sound“, ergänzt Jeffrey Piper, „der im Studio konstruiert wurde und nicht so spontan kam, wie man es aufgrund des Albums annehmen könnte. Wir haben viel probiert und versucht die Atmosphären der Songs textlich zu treffen. ‚Car Crash‘ ist ein gutes Beispiel. Im Song geht es um die Gewalt, die einem widerfahren kann. Die Gitarrensounds symbolisieren darin eine nachdenkliche Grundstimmung“.

Dabei ist es songtechnisch nicht unbedingt die Originalität der „Dirty Americans“, die hängen bleibt. Eher eine Hommage an die besten Rockzeiten. Die „Dirty Americans“ grüßen „The Cult“, sie verneigen sich vor „Guns N’ Roses“, ziehen den Hut vor „Queens of the Stone Age“ oder zollen respektvoll „Monster Magnet“ ihren Tribut. Das größte Verdienst der „Dirty Americans“ ist aber, dass sie keine klebrigen Abziehbilder sind, sondern in ihren Vorbilder den eigenen Weg gefunden haben und allerhöchstens deren nicht umgesetzte Ideen interpretieren.


Also so, wie es bei jeder neuen Band sein sollte. Über diesem Klangfundament thront als eindeutigste Bastion der Ehrlichkeit die Gesangslinie, die sofort klar macht, dass es die „Dirty Americans“ ernst mit einem meinen. Sänger Myron hat das Timbre, die Tonfarbe und die Stimmbandemotion, die den Hörer beim Song verweilen lässt und treffende Schlußakzente setzt. Keine Ablenkungen erlaubt. Nun heißt es für die jüngere Generation dabei sein, wenn ihre Guns N’ Roses geboren werden.

Gewinnspiel:

Die nmz verlost drei signierte Promo Singles „Strange Generation“ der Dirty Americans. E-Mail an: info [at] musicoutlook.de (info[at]musicoutlook[dot]de), Betreff: DA, Adresse nicht vergessen, die ersten drei Einsendungen ab dem 5. Mai gewinnen, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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