Das Geburtstagskonzert im Leverkusener Schloss Morsbroich, das Konzert „Tagträume“, veranstaltet von der HfMT Köln und dem Deutschen Komponist:innenverband sowie „Mouvements“ der Konzertreihe Leverkusener Musiker bildeten die Birthday-Trilogie: drei verschiedene Räume und Veranstaltungen, in denen das Publikum musikalisch zu den bisherigen Lebensstationen, Lebenserfahrungen und Lebenswegen des 80-jährigen Jubilars mitgenommen wurde. Familie, langjährige musikalische und kulturelle Verbündete, Wegbegleiter und Interpreten, Ehrengäste und Zuhörer feierten York Höller.
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York Höller empfängt den Applaus des Publikums. Foto: Wolfgang Weiss
Die musikalische Gestik voll ausgeschöpft
Tänzerisch, schwungvoll, präzise, strahlend und lustvoll eröffnete das Minguet Quartett mit dem 1. Satz des Kaiserquartetts von Joseph Haydn das Geburtstagskonzert im festlichen Spiegelsaal. Als Elfjähriger besuchte Höller das Haydn-Oratorium „Die Schöpfung“, ein Schlüsselerlebnis, woraus sein regelmäßiges Komponieren von Streichquartetten erwuchs. Mit seinem nun erklingenden Streichquartett „Drei Fragmente“ (1966), einem studentischen Frühwerk, löste sich York Höller von der seriellen Musik und „kreierte seinen eigenen Stil von Freiheit“, wie er selbst sagt. Seine persönliche Kompositionstechnik mit erweiterten Klanggestalten geht dabei auf Arnold Schönbergs Zwölftontechnik zurück. Als Geburtstagshommage folgte das spätromantische Scherzo in F-Dur von Schönberg. Seit dem rapiden Verlust seines Sehvermögens komponiert Höller mit Midi-Flügel und einem accessiven Notationsprogramm.
„Tagträume“
Ein so komponiertes Stück ist das „Assonanzen“-Quintett (20017/18) mit Hinzunahme des Bassetthorns in der Tradition von Mozart und Brahms. Der Solist Nikolaus Friedrich entlockte des Bassetthorns leise filigrane Echos mit Streichern und kurzen Klangflächen. Bei dem anschließenden kleinen Überraschungs-Empfang im Jagdzimmer bewunderte unter anderem die Kulturdezernentin und Dramaturgin Dr. Andrea Klitzing die musikalische Bandbreite seiner Musik. York Höller antwortete: „Die Notationsmöglichkeit ist begrenzt, aber dies schöpfe ich voll aus.“
Die Atmosphäre im Kammermusiksaal der HfMT Köln war vom Schüler-Lehrer Verhältnis mit York Höller geprägt. Das eigene studentische Werk „Epitaph“ (1969) sowie das spätere Werk „Tagträume“ (1994/95) von York Höller umrahmten Kompositionen der ehemaligen Schüler Ying Wang (mit ihrem Werk „Glissadulation“ für Ensemble) und Vassos Nicolaou (mit „Schichten und Geschichten“ für Ensemble). Die Freude über das musikalische und persönliche Wiedertreffen war groß. Der Rektor, Herr Prof. Claus, begrüßte das Publikum. Besondere Momente waren im Verlauf des Konzertes die persönlichen Interviews des Musikwissenschaftlers Dr. Rainer Nonnenmann mit den anwesenden Komponisten.
„Mouvements“
Die Komponistin Camille van Lunen, die die langjährige Konzertreihe kuratiert, lud das Publikum dazu ein, nun auch hier den 80. Geburtstag des weltberühmten Komponisten York Höller zu feiern. Mit französischer Klangsprache und Werken von Philippe Manoury und Claude Debussy, denn Höller verbrachte einige Zeit in Paris und am Pariser IRCAM. Die „Monogramme“ von York Höller (1995-2003) markieren Hommagen. Die Cellistin Valerie Fritz und die Pianistin Nina Gurol zeigten solistisch hochprofessionelle warmherzige Anschlags- und Streichnuancen. In den „Mouvements für Violoncello und Klavier“ (2010) von York Höller verschmolzen beide Interpretinnen ihre instrumentale Gestik.
Wie hält der Jubilar sich fit? Seine täglichen morgendlichen Übungen und Fahrrad-Hometraining möchte er nicht missen. Wir wünschen York Höller weiterhin Erfüllung in und mit seinen bereits geschriebenen Werken sowie Inspiration zu neuen Ufern, darauf dürfen wir gespannt sein. Herzlichen Dank für Ihre Musik, lieber Herr York Höller! Es ist sicher: sie wird präsent bleiben.
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