Lieber Gerhard, 47 Jahre lang haben wir gemeinsam versucht, unserer Musikkultur einen angemessenen Stellenwert in unserer zunehmend trivialisierten Gesellschaft zu verschaffen. In unterschiedlichen Funktionen, mit unterschiedlichen Mitteln, teils auch durchaus unterschiedlichen Meinungen. 47 Jahre lang warst Du mein ziemlich bester Freund, Kritiker, Lebensberater, älterer Bruder. Wie ich weiß, wäre es Dir widerlich, in dieser Situation von mir einen detailgeschmückten Nachruf auf Dich lesen zu müssen.
Immerhin ist es Dir gelungen, Dich auch noch im letzten Moment, wie bei Deinen Manuskripten üblich, pünktlich in unsere gemeinsame Zeitung einzubringen. Wir ConBrio-Menschen werden ohnedies an Dich denken, viel über Dich reden. Uns die tausend – oder zehntausend – ernsten, komischen, traurigen und fröhlichen Situationen in Erinnerung rufen, die uns verbanden. Die Dich, das Hyper-Individuum, zu einem Team-Player unserer Redaktion geraten ließen.
Du warst ein nur zum Teil geschliffener Solitär mit durchaus scharfen Kanten und faszinierenden, auch verstörenden Einlagerungen, von dem ich vor allem folgendes gelernt habe: Bilde Dich fort, bleib informiert, suche Wahrheit, bestehe auf Qualität.
Und: Kämpfe, auch wenn die Kräfte nachlassen, unerbittlich für gewonnene Erkenntnisse, für erkannte Werte, ohne sie je zum Dogma zu erheben. Dafür danke ich Dir.
Traurig:
Dein Theo