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Neuer Jazz aus der Badewanne

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Zum Tod des Komponisten, Arrangeurs und Bandleaders Peter Herbolzheimer
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Im Baedeker „Rumänien“ folgt unter der Rubrik „Berühmte Persönlichkeiten“ sein Name auf den der gefeierten Mozart-Interpretin Clara Haskil: Peter Herbolzheimer, geboren 1935 als Sohn deutsch-jüdischer Eltern in Bukarest und auch dort aufgewachsen, wanderte 1951 mit seiner Familie nach Deutschland aus. Als junger Musiker spielte Herbolzheimer mit vielen Jazzern der Nachkriegsgeneration in den amerikanischen Clubs, darunter Heinz Koller oder die Mangelsdorff-Brüder.

Hier entstand sein Netzwerk aus erstklassigen Musikern, auf das er später als Bandleader immer wieder zurückgreifen konnte. Auch in seiner Funktion als Posaunist bei Bert Kämpfert lernte er entscheidende Musiker kennen, wie Herb Geller, die van Lier-Brüder oder Ack van Rooyen. Wie seine Kollegen aus der mehr swingenden Big-Band-Fraktion fand auch er den Weg ins Fernsehen. 1976 bestritt er die ZDF-„Jazz-Gala“ mit Gerry Mulligan, Stan Getz, Nat Adderley, Toots Thie-lemans, Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner und Volker Kriegel. 1978 war der Beginn der langjährigen Zusammenarbeit mit Alfred Biolek bei „Bio’s Bahnhof“. Ende der 60er-Jahre verstand man in Deutschland unter Big Band den Sound der Rundfunk-Tanzorchester. Die Jugend gähnte und strömte in Konzerte von Frank Zappa, King Crimson, Keith Jarrett oder Chick Corea. Fusion war angesagt. Peter Herbolzheimer hatte den richtigen Riecher für die Innovation und schaffte es 1969, mit der Gründung von „Rhythm Combination and Brass“ Big-Band-Sound wieder cool und hip zu machen.

Doch nicht nur mit „Rhythm Combination and Brass“ veränderte Herbolzheimer die deutsche Musikszene nachhaltig. Zwei Jahrzehnte später, 1987, wurde er Leiter des neu gegründeten Bundesjugendjazzorchesters, BuJazzO.

Am BuJazzO vorbei machen heute nur noch wenige Jazzmusiker Karriere – das Orchester ist inzwischen eine neidlos akzeptierte Plattform für junge Leute, die kurz vor dem Beginn ihrer professionellen Karriere stehen. Unter den inzwischen beinahe 500 „Ehemaligen“ sind Namen wie Till Brönner, Roger Cicero, Christopher Dell, Hubert Nuss, Axel Schlosser, Peter Weniger, Nils Wogram, Michael Wollny, Steffen Schorn oder Claudio Puntin zu finden.

Als Herbolzheimer 2007 vom Musik-rat in „Rente“ geschickt wurde und das BuJazzO an Jüngere übergab, hatte er gleich wieder neue Ideen. Er gründete zusammen mit Yamaha als Sponsor die GreyHairConvention, eine Big Band für begabte Musiker ab 45. Außerdem war er künstlerischer Leiter der Europäischen Jazzakademie an der Landesmusikakademie NRW in Heek.

Am liebsten komponierte und telefonierte Herbolzheimer in der Badewanne liegend. Auch das folgende Zitat stammt aus einem Badewannen-Interview: „Ich werde seit 20 Jahren gefragt: ‚Big Bands, gibt es das noch?‘ Es gibt heute zwischen 4.000 und 5.000 Big Bands im Amateur- und im schulischen Bereich. Dieses Leben außerhalb der Popwelt spiegelt zum Beispiel das BundesjugendJazzOrchester wider.“

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