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Junge Formation, preisgekrönt: Syrse (2.v.re.) und das Breakout Ensemble er- hielten 2014 ein Stipendium der Landeshauptstadt München. Foto: V. Gonzales
Junge Formation, preisgekrönt: Syrse (2.v.re.) und das Breakout Ensemble er- hielten 2014 ein Stipendium der Landeshauptstadt München. Foto: V. Gonzales
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Offensiv für die Veränderung zeitgenössischer Musik

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Das Breakout Ensemble for Contemporary Music München
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Akademisch geprägte Neue Musik, insbesondere die Tradition in Deutschland mit atonalen und seriellen Stilen, wird oft mit abstrakten Klängen oder Geräuschcollagen assoziiert, sei also anstrengend und nicht unbedingt im konventionellen Sinn hörfreundlich. Dieses Stereotyp möchte das Breakout Ensemble for Contemporary Music München seit April 2014 (nomen est omen) aufbrechen, indem es die global präsente Vielfalt an Genres zeitgenössischer Musik einbezieht und versucht, mit dem Niveau klassischer Ausbildung zu vereinbaren.

Die Initiative, das Breakout Ensemble zu gründen, kam von der Sängerin Diana Syrse. Sie hatte zunächst in Mexiko, dann am California Institute of Fine Arts in Los Angeles (USA) studiert und dort einen Master im Bereich Performer-Composer erworben. Ihren zweiten Master in Komposition machte sie in München an der Hochschule für Musik und Theater, wo sie Komponistenkollegen gefunden hatte: „Sie sind wie ich zugleich Interpreten – Katharina Susanne Müller als Violinistin, Hans-Henning Ginzel als Cellist und Jacopo Salvatori als Pianist – und haben ebenso Interesse an Musik für ein junges Publikum.

Wir dachten über ein Ensemble nach, das nicht nur an der Aufführung zeitgenössischer Musik orientiert ist, sondern auch Musik aus besonderen Perspektiven wie Live-Elektronik und verschiedenen Regionen der Welt, Pop, Jazz und Folklore einbezieht und reflektiert. Jeder Komponist hat seine eigene Sprache. So haben wir eine international besetzte Gruppe gebildet, die solche Spektren aktueller Musik darstellen und professionell etablieren möchte“, erzählt Diana Syrse. Gemäß dieser Konzeption sind Werke wie der Songzyklus „Cogra“ für Rockband und Sängerin von Samuel Penderbayne oder Programme wie „Mexico reloaded“ (Originale in neuen Arrangements) entstanden. Multikulturalismus ist ein konstitutives Prinzip. Zum Breakout Ensemble gehören nun zwölf Musikerinnen und Musiker, die aus Italien, Tunesien, Mexiko, Deutschland, Australien und England kommen und kulturgeographisch eine große Vielfalt repräsentieren. Diese divergierenden Persönlichkeiten und Stile in das Ensemble zu integrieren, „ist immer wieder eine Herausforderung. Wir haben ein Team, und jeder Komponist stellt ein Fragment oder einen Song oder ein ganzes Werk vor, und dann legen wir alles zusammen. So entstand zum Beispiel jetzt ein Programm namens ‚Temptations‘ (Versuchungen/Verführungen). Wir gestalten es mit einer mexikanischen Choreografin. Dazu gehören auch Kompositionen aus der Hochschule für Musik und Theater. Wir fügen dann alle Komponenten zusammen. Manchmal ergänzen wir eigene Kompositionen, manchmal liegen fertige Stücke vor. So können wir jeweils eine Übersicht der verschiedenen Einflüsse, die wir als Komponisten haben, kenntlich machen“, erklärt Diana Syrse.

Eine weitere Besonderheit vom Breakout Ensemble ist Variabilität in der Darstellung musikalischer Konzepte: „Die erste Idee war, ein Künstlerkollektiv zu gründen, das offen für neue Dinge und Arbeit in interdisziplinären Projekten sein sollte. Zuerst haben wir es so versucht, aber dann haben wir herausgefunden, dass es effektiver sein würde, wenn wir in kleinen Gruppen arbeiten. Deshalb haben wir das Kollektiv in ein Instrumental-, ein Vokal- und ein Elektronikensemble geteilt. Wenn wir alles zusammenbringen, spielen wir manchmal instrumental mit einer Gesangstimme, oder manchmal mit drei Instrumenten und fünf Sängern. Die Instrumentation hängt davon ab, was einzelne Programme erfordern.“

Die Aufgaben zur Organisation sind auf drei artistische Direktoren verteilt: der Komponist Samuel Penderbayne dirigiert und koordiniert die Vokalgruppe. Diana Syrse ist Dirigentin fürs Instrumentalensemble und fürs gesamte Kollektiv. Um die Elektronikabteilung und Öffentlichkeitsarbeit kümmert sich Jacopo Salvatori, und für die Ensemble-Koordination ist Katharina Susanne Müller verantwortlich, sodass Breakout wie eine kleine Institution aufgestellt ist. Dennoch können nicht alle ausschließlich von der Arbeit im Breakout Ensemble leben, sondern müssen etwa durch Instrumentalunterricht oder Kompositionsaufträge zusätzlich Geld verdienen. Immerhin konnte das Breakout Ensemble bisher sieben Konzerte mit Erfolg veranstalten. „Ich hatte wirklich Glück, in München engagierte Menschen getroffen zu haben, die als Komponisten und Ausführende Interesse haben, etwa mit Improvisationen und multikulturellen Ideen zu experimentieren, um dadurch einem Ensemble eine größere Spannweite an Möglichkeiten zu geben“, resümiert Diana Syrse optimistisch dieses Projekt. So ist Breakout einzigartig und bereit, zeitgenössische Musik offensiv fürs Publikum zu verändern.   

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