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Schubert und ein kleiner grüner Kaktus

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Die Singphoniker auf dem Grat zwischen E und U
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Die Singphoniker gehören zu den wenigen Vokalensembles, die sich auf dem sehr kleinen und engen Markt der vokalen Kammermusik etabliert haben. Vor über zwanzig Jahren hat sich das sechsköpfige Vokalensemble in München gegründet. Das Repertoire reicht von der Gregorianik bis zur Neuen Musik. Heute geben die Singphoniker rund 50 Konzerte im Jahr und behaupten sich international neben Vokalensembles wie den King’s Singers, dem Hilliard Ensemble, den Gothic Voices und in Deutschland Singer Pur oder Cantus Cölln.

Die Singphoniker gehören zu den wenigen Vokalensembles, die sich auf dem sehr kleinen und engen Markt der vokalen Kammermusik etabliert haben. Vor über zwanzig Jahren hat sich das sechsköpfige Vokalensemble in München gegründet. Das Repertoire reicht von der Gregorianik bis zur Neuen Musik. Heute geben die Singphoniker rund 50 Konzerte im Jahr und behaupten sich international neben Vokalensembles wie den King’s Singers, dem Hilliard Ensemble, den Gothic Voices und in Deutschland Singer Pur oder Cantus Cölln.Der Markt für vokale Kammermusikensembles scheint seit einigen Jahren zu boomen. Das Publikum, auch ein junges, nimmt Konzerte in diesen Besetzungen meist mit Begeisterung an. Und doch ist im Gegensatz zur instrumentalen Kammermusik der Markt so klein, dass man die Singphoniker, das Hilliard Ensemble oder auch Singer Pur ungeachtet der unterschiedlichen Besetzungen und Repertoireschwerpunkte in einem Atemzug nennen kann. Die Singphoniker, das sind sechs Männerstimmen a capella oder mit Klavier. Der künstlerische Radius gleicht einem Spagat quer durch die Musikgeschichte von zeitgenössischer Musik bis ins früheste Zeitalter kirchlicher Vokalkunst, von den Comedian Harmonists bis Orlando di Lasso. Kontrastreich changieren sie zwischen E- und U-Musik und vermögen, wie in einem der themenbezogenen Programme „Adieu 20. Jahrhundert“, die Zuhörer von einer Musik in die andere zu leiten. Höchste musikalische Ansprüche und niveauvolle Unterhaltung schließen einander nicht aus. Die musikalische „Heimat“ der Singphoniker jedoch liegt in der Musik des 19. Jahrhunderts: bei Schubert, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Brahms und vielen mehr.

Wie etabliert sich ein Vokalensemble im internationalen Markt der Kammermusik? Welche Rolle spielen Agenturen, Veranstalter, Festivals, Preise, Wettbewerbe und CDs? Der Anfang: Sechs Studenten der Hochschule für Musik und Theater finden sich auf den Reisen des Madrigalchores der Hochschule und stellen eine Musik des 20. Jahrhunderts auf die Beine, die so gar nichts mit Schönberg, Ligeti, Bartók oder Penderecki oder anderen Komponisten der Zeit gemein zu haben scheint. Das Vorbild Comedian Harmonists stand am Anfang, und das zu einer Zeit, in der das Ensemblesingen in dieser Besetzungsgröße noch nicht die Popularität von heute hatte. Das Repertoire ging sehr schnell in die Breite, und aus der studentischen Unterhaltungstruppe auf Chorreisen wurde ein professionelles Ensemble, das seinen Schwerpunkt heute in der Musik des 19. Jahrhunderts und ganz besonders in der deutschen Romatik sieht.

Rund 50 Konzerte im Jahr geben die Singphoniker heute, ungefähr die Hälfte davon in Deutschland. Das Ausland, besonders Frankreich und auch Italien, ist für die Singphoniker ein immer wichtigerer Konzertmarkt. Die Wettbewerbe für vokale Kammermusik spielten und spielen auch heute noch eine eher marginale Rolle. An einem einzigen Wettbewerb in Italien nahmen die Singphoniker teil, und diesen einzigen Wettbewerb in Gorizia gewannen sie 1988. Den Weg zur internationalen Konzertkarriere haben die Singphoniker sich im wahrsten Sinne des Wortes „spielend“ beziehungsweise „singend“ verdient. Für einzelne Länder sind von den Singphonikern verschiedene Agenturen beauftragt, jedoch nicht exklusiv. Im festen Glauben daran, dass dies zu einem lebendigen Geschäft gehöre, behalten sich die Singphoniker so das Recht vor, auch selbst Konzerte auszuhandeln.

Der Kammermusikmarkt ist ein hart umkämpftes Terrain. Ist die Zahl der Veranstalter und Festivals schon für Streichquartette, Klaviertrios, Duos und alle anderen instrumentalen Kammermusikformationen relativ überschaubar, so wird die Luft für vokale Kammermusikformationen wirklich dünn. Nur wenige Ensembles wie die Singphoniker können sich in diesem Markt der Kammermusik – ohne Mikrofone und große Hallen – einen Platz erobern. Jährlich rund 50 Konzerte erscheint da eine beachtliche Zahl.

Beachtlich auch ist die Zahl der mittlerweile über 20 CDs, die die Singphoniker produziert haben und die international mit Preisen ausgezeichnet sind. Erschienen sind die meisten bei CPO, einem Klassiklabel mit ambitionierter und preisgekrönter Programmpolitik aus dem Hause JPC, einem der größten, wenn nicht dem größten deutschen Plattenversand. Neben Conradin Kreutzer, Felix Mendelssohn Bartholdy und Michael Haydn sind auch die fünf Schubert-CDs bei CPO erschienen. Zum ersten Mal sind damit alle Gesänge für Männerstimmen Franz Schuberts in einer Edition vereint. Viele Lieder erklingen dabei seit fast zweihundert Jahren zum ersten Mal wieder, und mehr als zwei Drittel der Werke sind erstmals auf CD erhältlich. So wie Nikolaus Harnoncourt bei der Suche nach authentischer Interpretation von Instrumentalmusik eine Vorreiterrolle spielte, so verstehen sich die Singphoniker in der Vokalmusik des 19. Jahrhunderts als Vorreiter authentischen Musizierens. Es geht um Originalklang, der von der solistischen im Gegesatz zur chorischen Besetzung, über die Stimmgebung und Akzentgestaltung bis hin zur Hammerflügelbegleitung reicht.

Erstaunlicherweise weniger in Deutschland als in Frankreich wurden die CDs mit den höchsten Auszeichnungen bedacht. Im SchubertJahr wurden die Singphoniker in der französischen Presse gar als das Ensemble gehandelt, das den bedeutends-ten deutschen Schubert-Vokalbeitrag geleistet habe. Ein bisschen Wehmut klingt bei den Musikern dabei an, dass das Image der Singphoniker gerade für die deutsche Romantik im Ausland größer zu sein scheint als in Deutschland. Vielleicht schafft man das zu ändern? Das Zeug dazu hätten die Singphoniker und es wäre ihnen zu wünschen.

Auswahldiskografie

  • Singphonic Conradin Kreutzer (cpo 999 693-2)
  • Durch den Tod zum Leben (VT 501)
  • Ein Mensch ringt mit Gott (VT 502)
  • Officium – Beatae Mariae Virginis (glissando 779 007-2)
  • Singphonic Serenade (cpo 999 470-2)
  • Singphonic Schubert Complete, Edition Vol. 1 – 5 (cpo 999 397-2, 999 398-2, 999 399-2, 999 400-2, 999 570-2)
  • Singphonic Michael Haydn (cpo 999 333-2)
  • Singphonic Mendelssohn (cpo 999 091-2)
  • Singphonic Rossini (cpo 999 200-2)
  • Singphonic Comedians (cpo 999 201-2)

    www.singphoniker.de

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