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Vom Mut, einen steinigen Weg zu gehen

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Mit erfrischender Selbstverständlichkeit positioniert sich das Henschel Quartett auf einem hart umkämpften Markt
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Das Henschel Quartett ist jung und existiert doch schon seit über zehn Jahren. Wettbewerbsgewinnen in Salzburg, Evian, Banff und Osaka folgte schnell eine steile Konzertkarriere. Heute gibt das Ensemble jährlich rund 80 Konzerte und behauptet sich neben Namen wie Leipziger Streichquartett, Artemis, Auryn, Hagen, Petersen oder Rosamunde Quartett im internationalen Streichquartettmarkt.

Das Henschel Quartett ist jung und existiert doch schon seit über zehn Jahren. Wettbewerbsgewinnen in Salzburg, Evian, Banff und Osaka folgte schnell eine steile Konzertkarriere. Heute gibt das Ensemble jährlich rund 80 Konzerte und behauptet sich neben Namen wie Leipziger Streichquartett, Artemis, Auryn, Hagen, Petersen oder Rosamunde Quartett im internationalen Streichquartettmarkt.Ich muss Euch eine Nase geben“, sagte der Hamburger Agent Rolf Sudbrack am Anfang der gemeinsamen Arbeit zum Quartett, „diese Nase kann nicht riesengroß und gleichzeitig zierlich sein“. Ein Erkennungszeichen? Freilich, das ist das eine; ein zweites: Die Nase muss ihren Weg finden, sie muss riechen lernen – und wie lernt man riechen? Nicht mit Nischenkultur, zeitgenössischen Extravaganzen und Crossover, sondern in der harten Schule des traditionellen Repertoires, nach dessen Beherrschung man sich erst auf spezielle Vorlieben, auf ein wirklich eigenes Profil konzentrieren kann. Und ein dritter Punkt kommt dazu: In dieser harten Schule des traditionellen Repertoires sind relativ klare Kriterien vorhanden; das Ensemble wird beurteilbar. Die Programme des Henschel Quartetts stehen so in der klassisch-romantischen Tradition und reichen von Beethoven bis Bartók. Sie sind überlegt, fein abgestimmt und beschreiten immer wieder auch neue Wege. Namen wie Alberto Ginastera, Chris Theofanidis, Vagn Holmboe oder die Zusammenarbeit mit der jungen amerikanischen Komponistin Heather Anne Schmidt sind dabei auf selbstverständliche Weise integriert. Immer wieder spielt das Henschel Quartett auch in erweiterten Besetzungen zusammen mit Musikern wie Radovan Vlatkovic, Eduard Brunner, Hariolf Schlichtig oder im Oktett mit dem Auryn, Minguet, Camerata oder Panocha Quartett.

Was hat dem Henschel Quartett auf diesem Weg geholfen, was bedeuten Wettbewerbe, CD-Einspielungen, was sind die Erwartungen an Agenten, wie wird eine Quartett-Karriere aufgebaut? Begleitet von der Arbeit mit dem Amadeus Quartett und Professor Franz Beyer, von Begegnungen mit Mitgliedern des Melos, des Alban Berg und Cherubini Quartetts fiel die Entscheidung, ausschließlich Quartett zu spielen, sehr früh; so früh, dass im Interesse der vier Musiker allein die Entwicklung des Ensembles stehen konnte. In den ersten Jahren hatten Wettbewerbe ein großes Gewicht. Sie waren Trainingslager und Starthilfe zugleich.

Wettbewerbsgewinne waren ein Steinchen im Mosaik der Karriere des Henschel Quartetts. Ein anderes Steinchen waren und sind CD-Einspielungen. Sie sind die klingende Visitenkarte des Ensembles. Auch hier betreibt das Ensemble keine Nischenpolitik. Mit Arte Nova hat das Henschel Quartett seit einiger Zeit ein Label gefunden, das einen weltweit ausgezeichneten Vertrieb hat und das den Musikern die Freiheit gibt, die Werke aufzunehmen, die ihnen am Herzen liegen. Neben einer Einspielung mit Streichquartetten von Franz Schubert erschien vor kurzem eine CD mit Streichquartetten des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera.
Wettbewerbe und CD-Einspielungen, das ist die eine Seite, die andere ist die der Zusammenarbeit mit Veranstaltern, Rundfunk- und Fernsehanstalten und natürlich mit Agenturen in verschiedenen Ländern. Das Henschel Quartett gibt jährlich rund 80 Konzerte, davon ungefähr die Hälfte in Deutschland. Die Liste der Länder, in denen das Ensemble konzertiert, ist so lang wie die Liste der Rundfunk- und Fernsehanstalten, mit denen die Musiker schon zusammengearbeitet haben. Ein besonders wichtiger Auslandsmarkt für das Henschel Quartett ist Japan, wo der nationale Sender NHK vor einigen Monaten eine einstündige Fernsehsendung produziert hat. 80 Konzerte im Jahr, das bedeutet jeden vierten bis fünften Tag ein Konzert, oder von Agenten und Veranstaltern eng geplante Tourneezeiten.
Eine Konzertreise der etwas anderen Art hat das Henschel Quartett in diesem Jahr im Auftrag des Goethe-Instituts durch Südamerika unternommen: zum Bachjahr ein kontemplatives, anspruchsvolles Programm mit Werken von Bach und Mozart an acht Orten, an denen der kommerzielle Kammermusikmarkt (bisher) nicht funktioniert und aufgrund der wirtschaftlichen Situation außerhalb der Metropolen finanziell nicht tragfähig ist. Freier Eintritt, ungemein begeisterungsfähiges Publikum, freudige Erwartung ohne „zurückgelehnte Erwartungshaltung“ machen die Konzerte auch für die Musiker zu einem ungewohnten Erlebnis, bei dem sich das Gefühl der Genugtuung, der vollen Berechtigung einstellt für das, was man tut und was Musik vermitteln kann. Es entzieht sich fast der Vorstellung unseres europäischen Konzertlebens, dass ein Konzert eines Streichquartetts unter anderem mit Bachs Kunst der Fuge, Bearbeitungen von zwei Choralvorspielen, Mozarts Adagio und Fuge in der Kathedarale einer mittelgroßen südamerikanischen Stadt nicht alle Zuhörer fassen kann und so das Konzert auf Großleinwand nach draußen live übertragen werden muss und ein Publikum, im Glauben entrückt, einem Streichquartett lauscht und sich bekreuzigt. Es bleibt zu hoffen, dass im Zuge der Diskussion um Fusionen in der auswärtigen Musikpolitik die Möglichkeiten und Chancen dieser Arbeit nicht aus dem Blick geraten.

Ausbildung und Wettbewerbe waren die ersten Schritte, CD-Einspielungen, Agenten, Veranstalter, Rundfunk- und Fernsehanstalten waren weitere Aspekte auf dem Weg zu einer internationalen Karriere im Musikmarkt. Musik auf höchstem Niveau erzählen, das Publikum fesseln – auch damit hat der Erfolg des Henschel Quartetts zu tun.

Diskografie

  • Alberto Ginastera: Streichquartette Nr. 1 und 2 (Arte Nova/BMG 74321 72125 2)
  • Franz Schubert: Streichquartette D 112 und D 810 (Arte Nova/BMG 74321 59220 2)
  • Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzerte KV 413, 414 und 415 in der Fassung für Klavier und Streichquartett, Klavier: Patrick Dechorgnat (EMI Classics „Debut“ 7243 5 72525 2 2)
  • Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartette op. 44 Nr. 1 und 2 (MED 72.161)
  • Joseph Haydn: Streichquartette op. 33/3, op. 64/5, op. 74/3 (MED 72.148)

: www.henschel-quartett.de

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