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Und weiter geht‘s: 40 Jahre ensemble xx. jahrhundert. Foto: Fodor
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Vom Widerstand gegen ästhetische Einengung

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Das ensemble xx. jahrhundert aus Wien feiert sein 40-jähriges Bestehen
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Möchte man sich heutzutage mit Neuer Musik und ihrer Realisierung befassen, so stößt man auf Solistenensembles, die sich auf die Interpretation von Werken des 20. und 21. Jahrhunderts spezialisiert haben. Und der inzwischen ansehnlichen Gruppe von Verfechtern des Neuen ist es maßgeblich zu verdanken, dass man sich in Konzerten und Aufnahmen den Kompositionen aus dem letzten Jahrhundert auf hohem Niveau nähern kann. Doch dass dem nicht immer so war, zeigt ein Blick in die noch gar nicht so ferne Vergangenheit, denn in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war die sogenannte Hochkultur der musealen Musikpflege verbunden und eine Szene für Zeitgenössisches fast ausschließlich im Verborgenen zu finden.

Dieser wenig zufriedenstellenden Situation setzte der Dirigent Peter Burwik 1971 mit der Gründung des ensemble xx. jahrhunderts (exxj) eine Formation entgegen, die es sich in einer Zeit des Aufbruchs und der steigenden geistigen Offenheit zum Ziel setzte, die Vielfalt des Konzertrepertoires wie auch jene des Publikums zu erweitern. Einen Verbündeten fand er im damaligen Direktor des Wiener Museums des 20. Jahrhunderts (20er Haus), Alfred Schmeller, der das Museum an Sonntagvormittagen während der Öffnungszeit für Proben zu Verfügung stellte und es so ermöglichte, dass zufällig Anwesende mit Werken der Klassischen Moderne und danach entstandenen Kompositionen in Berührung kamen. Zeigten sich Museumsbesucher über die „Zwangsbeglückung“ empört, so entgegnete Schmeller einer Anekdote zufolge, dass es ihnen ja offenstehe, das Haus zu verlassen.

Auch nach vier Jahrzehnten des Bestehens leitet Burwik weiterhin das aus Musiker/-innen der großen Wiener Orchester und freischaffenden Instrumentalist/-innen zusammengesetzte Ensemble, was die Vermutung der Beständigkeit aufkommen lässt. Doch zeigt sich die bestimmende Konstante der Arbeit des Dirigenten nicht in Gleichförmigkeit, sondern in der neugierigen Suche nach Werken, die mit Sensibilität, Wachheit und Offenheit auf die Strömungen der Zeit eingehen. Einer bestimmten Ästhetik fühlt sich Burwik dabei nicht verpflichtet und so umfasst das Repertoire unterschiedlichste Stile: Werke der Zweiten Wiener Schule finden sich darin ebenso wie Minimal Music, Wiener Lied und Jazz. Und so war es das exxj, das Komponisten wie Steve Reich, Vinko Globokar oder Morton Feldman aufführte, als diese in österreichischen Gefilden noch kaum bekannt waren. Auch umgekehrt trägt das exxj zum internationalen Austausch bei, indem es heimische Komponisten in die Fremde trägt.

Da die musikalische Verständigung allerdings speziell im Bereich der Neuen Musik nicht selbstverständlich ist, liegt ein beständiges Interesse des exxj in der Vermittlungsarbeit. Diese zeigte sich bereits in den Anfangsjahren, als Kompositionsaufträge vergeben wurden, bei denen auch die in Neumarkt an der Raab im Burgenland ansässige Bevölkerung einbezogen werden sollte. So wurden Grundschüler/-innen, Laienchöre und die örtliche Blasmusik in der Praxis an zeitgenössische Kompo­sitionen herangeführt. Auch heute ist die Vermittlung ein wichtiger ­Aspekt, dem in der gemeinsam mit dem Österreichischen Komponistenbund veranstalteten Konzertreihe „Tribüne der österreichischen Komponistinnen und Komponisten – Lauschergreifend“ durch Gespräche mit Komponist/-innen­ und Musiker/-innen Rechnung getragen wird.

War schon der Beginn des exxj eng mit einem Museum verbunden, so fand man sich auch zur Feier des 40-jährigen Jubiläums am 6. Mai in einem solchen ein, um sich im Bank Austria Kunstforum bei Diskussionsrunden im Rahmen eines Symposions über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Ensembles für Neue Musik und der musikalischen Landschaft auszutauschen. Ausgangspunkt war die Entstehungsgeschichte des exxj (Burwik) und die zunächst katastrophale Aufführungs­situation Neuer Musik in den 1970er-Jahren (Klaus Ager, Komponist, Gründer des oesterreichischen ensembles für neue musik und Präsident des Österreichischen Komponistenbundes), mit der auch die Frage nach den Kriterien der Werk­auswahl einherging. Harald Ossberger, bereits seit 37 Jahren Pianist des exxj, strich die gesellschaftliche Relevanz einer Komposition für die Aufnahme ins Repertoire hervor. Damit Neue Musik auch beim Publikum ankommt, setzt sich die Komponistin Manuela Kerer für die Vermittlung ein, die speziell bei den alten Stilrichtungen gegenüber offenen jungen Menschen anfangen sollte. Welch ungeheure Bedeutung Ensembles durch die Aufführung neuer Werke für Veranstalter spielen, unterstrich der Dramaturg und Journalist Christian Baier, der es zudem als unumgänglich betrachtet, stets eine Antwort auf die Frage des „Wozu“ geben zu können – denn nur ein triftiger Grund rechtfertige das Aufbringen von oft erheblichen Ressourcen für die Realisierung von Werken. Neben den künstlerischen Aspekten stellte die finanzielle Lage ein bestimmendes Thema dar: Die ungleichmäßige Verteilung der Subventionen wurde von Burwik angeprangert und eine neue Organisation der Förderungen gefordert, während Lothar Knessl die Finanzierung durch Sponsoren anregte und der Komponist Wolfgang Mitterer die Meinung vertrat, dass eine Quote für heimische Komponist/-innen die Situation merklich verbessern würde. Abschließend forderte Burwik ein Haus für Neue Musik, um die Kompetenzen der diversen Interessensgruppen zu bündeln, die Zusammenarbeit der Ensembles zu verbessern und ­einen Ort zu bieten, der speziell mit Neuer Musik verbunden und darauf ausgerichtet ist.

Von der Republik Österreich wurde der aus Hamburg stammende Burwik für sein Wirken als Leiter des exxj mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst bedacht. Eine Auszeichnung, die der Geehrte nicht als Abschluss seiner bisherigen Tätigkeit betrachtet, sondern als Ansporn für die Weiterführung der Arbeit – dem kann man sich nur anschließen und hoffen, dass die Ehrung in Zeiten der finanziellen Kürzungen im Kunst- und Kulturbereich nicht nur der Beschwichtigung dient, sondern auch wieder positive politische Taten folgen lässt. Ein Wunschtraum?

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