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800 Teilnehmende brachten Schwung in die Barockstadt Wolfenbüttel.  Foto: Dominik Schrader
800 Teilnehmende brachten Schwung in die Barockstadt Wolfenbüttel. Foto: Dominik Schrader
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Wolfenbüttel baut Brücken

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Ein Bericht zum 15. EUROTREFF 2011
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Zum 15. Mal fand vom 7. bis 11. September 2011 der EUROTREFF in Wolfenbüttel statt. Rund 800 Jugendliche kamen auf Einladung des Arbeitskreises Musik in der Jugend (AMJ), um gemeinsam zu proben, zu konzertieren und Wolfenbüttel kennenzulernen. Der EUROTREFF will als Begegnungsplatz für Jugendliche aus der ganzen Welt dienen, denen durch das gemeinsame Singen die Möglichkeit eröffnet wird, sich musikalisch weiterzubilden, aber auch Freundschaften über alle Ländergrenzen hinweg zu schließen.

Ding Dong in Wolfenbüttel, ringsum singt’s und klingt’s und alles singt mit!“, ertönt es im Kanon. 1200 Sängerinnen und Sänger stehen in der Lindenhalle in Wolfenbüttel, klatschen synchron in die Hände und auf ihre Oberschenkel und bilden einen großen Chor. In der Mitte der Halle steht Michael Gohl aus der Schweiz und macht vor, wie es geht – mit Erfolg. „Super, ihr seid ja richtig gut!“, freut er sich und erhöht das Tempo. Zehn Minuten offenes Singen, und schon ist ein Gemeinschaftsgefühl zu spüren, wie man es selten erlebt.

Zum Eröffnungskonzert des 15. EUROTREFFs 2011 sind 800 Jugendliche mit ihren Chören aus aller Welt nach Wolfenbüttel gereist. In den nächsten Tagen werden sie in sieben Ateliers zum Thema „Brücken | Bridges“ miteinander proben, Konzerte geben und gemeinsam in Wolfenbüttel leben. Heute darf sich jeder Chor mit einem Lied den anderen Teilnehmern und Besuchern vorstellen. Insgesamt 13 Nationen sind dabei vertreten. Damit auch das Publikum erfahren kann, wie es ist, in einer großen Gemeinschaft zu singen, werden sie kurzerhand von Atelierleiter Michael Gohl zum Mitsingen verpflichtet – und finden schnell Gefallen daran: „Dürfen wir beim Abschlusskonzert auch wieder mitsingen?“, werden die Helfer an diesem Abend wohl am häufigsten gefragt. Während am nächs-ten Tag die Chöre in den Ateliers schon mit den Proben beginnen, treffen zehn Chorleiterinnen und Chorleiter in Wolfenbüttel ein, die sich zu einem besonderen Kurs angemeldet haben: der Study Tour, die begleitend zum EUROTREFF Einblicke in die Probenarbeit in den Ateliers gewährt. Brigitte Siebenkittel, die selbst langjährige Chorleiterin und Vorstandsmitglied des AMJ ist, leitet den Kurs und erklärt, was für Vorteile er mit sich bringt: In jedes Atelier könne man hinein schauen, die Proben, die ansonsten nicht öffentlich sind, besuchen und dabei Kontakte knüpfen. Nicht nur untereinander, sondern auch mit den Atelierleitern: Sieben sind es in diesem Jahr, sie kommen aus Lettland, Großbritannien, Schweden, der Schweiz und Deutschland. Gleich im ersten Atelier, das die Study Tour besucht, ist eine Weltpremiere zu hören: Das Balalaika-Orchester aus Weißrussland spielt zusammen mit zwei Mädchenchören aus Bulgarien und Spanien neu arrangierte Sätze deutscher Volkslieder. „In diesem Raum werden vier unterschiedliche Muttersprachen gesprochen – und trotzdem verstehen wir uns ohne Probleme.

Das macht für mich die Faszination des EUROTREFF aus“, berichtet Alexander Burda, der das Atelier leitet. Auch die Study Tour kommt schnell mit den Sängerinnen ins Gespräch und wird sogar zum Mitsingen eingeladen. Das gemeinsame Singen steht für die Jugendlichen im Vordergrund – nicht etwa, wie alt jemand ist oder woher er kommt. Vor allem sei sie schließlich den weiten Weg aus Bulgarien nach Wolfenbüttel gekommen, um neue Erfahrungen zu machen und nicht an alten Traditionen festzuhalten, sagt eine Teilnehmerin. Je mehr Sänger also, desto besser.

Beeindruckend ist die Entwicklung der Sängerinnen und Sänger in der großen Gruppe. Scheint es am Anfang für sie noch ungewohnt, mit so vielen gleichaltrigen Sängern zusammen Musik zu machen, so ist diese Scheu auch schnell wieder vergessen. Gemeinsame Choreografien werden erarbeitet. Besonders im Atelier für Kinderchöre von Yoshihisa Matthias Kinoshita sind diese ein großer Bestandteil der gemeinsamen Arbeit. Jedes Kind ist ein Teil des Prozesses und begreift sich als Mitglied der Gruppe: Jede Bewegung, aber besonders jede Stimme zählt. Das begeistert die Kinder so sehr, dass das ein oder andere neu erarbeitete Stück noch schnell mit in das Konzertprogramm aufgenommen und in den gemeinsamen Konzerten am Abend präsentiert wird. 

Beim gemeinsamen Gespräch können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Study Tour unterdessen Fragen an die Atelierleiter stellen. Was die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen für sie so besonders macht, ist die ers-te Frage. Malcolm Goldring aus England antwortet: „Die Arbeit mit jungen Menschen ist jedes Mal eine neue Herausforderung. Es ist, als würde ich den Finger in die Luft halten und schauen, woher der Wind weht. Man muss jede Gruppe neu kennenlernen. Erst, wenn ich das getan habe, weiß ich auch, wie ich mit den einzelnen Gruppen arbeiten kann.“ Das Ergebnis sei für ihn nicht entscheidend, fügt sein Kollege Christoffer Holgersson aus Schweden hinzu. Vielmehr sei der Prozess wichtig, die gemeinsame Arbeit. Zu sehen, welche Fortschritte die Chöre machen und wie sehr das gemeinsame Singen ihnen Freude bereitet, sei die schönste Belohnung, die man sich erhoffen könne. Da sind sich alle Atelierleiter einig.

Am Samstagabend schließlich ist der Augenblick da, auf den alle Chöre und Atelierleiter in den letzten fünf Tagen hingearbeitet haben: das Abschlusskonzert, bei dem die Ergebnisse aus den einzelnen Ateliers präsentiert werden. Über drei Stunden Musik sind dabei zusammengekommen. Ein besonderer Höhepunkt ist das Stück „Bridge to flow“, das speziell für den EUROTREFF von Hans Schanderl komponiert wurde und an diesem Abend uraufgeführt wird. Und auch das Publikum darf wieder mitmachen: Zum Schluss steht Michael Gohl auf der Bühne und braucht dieses Mal gar nicht aufzufordern. Denn der Kanon vom Anfang hat sich in den letzten Tagen schon zu einer Art EUROTREFF-Hymne entwickelt: „Ding dong in Wolfenbüttel, ringsum singt’s und klingt’s und alles singt mit.“ Und wirklich: Alle singen mit.

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