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Bewegtes und Bewegendes

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Der EUROTREFF 2007 in Wolfenbüttel zum Thema „Chor – bewegt“
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Als das internationale Jugendchorfestival EUROTREFF erstmals stattfand, lag die Stadt Wolfenbüttel noch im sogenannten „Zonenrandgebiet“. 21 Jahre später befindet es sich nun glücklicherweise in der Mitte Europas. Die musikalische Vielfalt Europas war für fünf Tage in der niedersächsischen Barockstadt zu erleben, denn insgesamt nahmen Chöre aus 13 Nationen an diesem Festival teil.

Das diesjährige Thema des EUROTREFFs lautete „Chor – bewegt“. In den sieben Workshops des Festivals erkundeten die teilnehmenden 18 Chöre, unterstützt von internationalen Fachleuten wie Stan Engebretson (USA), Catherine Fender (Frankreich) oder Markus Detterbeck (Bensheim) Möglichkeiten, wie Chormusik darstellerisch und szenisch gestaltet oder in Bewegung umgesetzt werden kann.

Die Ideen zur Umsetzung stammten aber nicht alle von den renommierten Workshopleitern, sondern auch von den 700 jungen Sängern selbst. Workshopleiter Cornelius Trantow aus Hamburg beispielsweise forderte seine gemischten Chöre auf, selbst Vorschläge zur Chorimprovisation über das „Locus iste“ von Anton Bruckner zu erarbeiten und mit den anderen Sängern zu gestalten. Und auch Sanna Valvanne aus Finnland entlockte den Kinderchören aus Italien, Norwegen und Halle bewegende Rhythmen und Klänge. So entstand in der knapp bemessenen Zeit der täglichen Workshoparbeit ein neuer, äußerst kreativer Prozess zwischen Chören und Workshopleitern. Alle Teilnehmer präsentierten ihre Arbeit gemeinsam in dem großen Abschlusskonzert am Samstagabend. Einigen Workshops standen dabei Choreographen (Panda van Proosdij, Niederlande und Marion Wilmer, Deutschland) zur Seite, die das Motto des Festivals „Chor – bewegt“ in derart swingende Aktionen umsetzten, dass es das Publikum kaum auf den Stühlen hielt. Dabei agierten die Choreographen teilweise direkt hinter den Dirigenten, um den Chören die geplanten Bewegungen zu verdeutlichen. Das Programm der sieben Workshops zog regelrechte Begeisterungsstürme des Publikums nach sich. Einen besonders spannenden Part übernahmen die Workshopleiter Wolfgang Beuschel (Zürich) und Klaus Brecht, Dozent an der Landesmusikakademie Baden-Württemberg. „Ihre“ Mädchenchöre aus Italien, Estland und Weißrussland setzten drei Stücke aus Michael Endes Chorliederbuch in bewegende Körpersprache um, produzierten dabei Töne auf Flaschen und verblüfften durch die verständliche Aussprache des nicht einfachen deutschen Textes.

Neben der Workshoparbeit fanden abends zahlreiche Konzerte in den Kirchen in und um Wolfenbüttel statt. Hier – und auch beim traditionellen Singen in der Fußgängerzone am Samstagvormittag – bekam nicht nur das Publikum ein breites Spektrum europäischer Chormusik geboten. Durch die geschickte Programmgestaltung der Veranstalter in den Begegnungskonzerten war es auch allen jungen Sängern möglich, Konzertprogramme anderer Chöre zu erleben und so einen Einblick in die Literatur der anderen Teilnehmer zu erhalten. Alle teilnehmenden Chöre haben darüber hinaus Kostproben ihres Könnens in Schulen, Seniorenheimen und weiteren sozialen Einrichtungen gegeben und den Zuhörern auch in anschließenden Gesprächen etwas von der eigenen Kultur nahegebracht.

Das gegenseitige Kennenlernen fand jedoch nicht nur in den Workshopproben statt: Während der Mahlzeiten im großen Essenszelt vor dem Wolfenbüttler Schloss, das auch in diesem Jahr von ehrenamtlichen Helfern des Deutschen Roten Kreuzes geführt wurde, kam es zu zahlreichen Begegnungen und spontanen Gesangseinlagen. Viele E-Mail-Adressen und Telefonnummern wurden ausgetauscht, um auch weiterhin in Kontakt zu bleiben.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff, der die Schirmherrschaft für den EUROTREFF übernommen hat, äußerte sich zum EUROTREFF: „Es ist immer wieder beeindruckend, wie Musik, die Weltsprache schlechthin, in der Lage ist, Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzuführen und in freundschaftlicher und friedvoller Weise auf ein gemeinsames Erlebnis einzustimmen.“

Wolfram Fette, Generalsekretär des Arbeitskreises Musik in der Jugend, geht davon aus, dass mit dem Festival und seinem Motto „Chor – bewegt“ ein Samen in der Chorbewegung gesät worden sei. „Ich bin mir sicher, dass das Thema Bewegung auch in Zukunft bei der Chorarbeit eine große Rolle spielen wird.“

Der AMJ wird die Erfahrungen aus der Workshoparbeit zum Thema „Chor – bewegt“ auch in seinen Chorleiterfortbildungen als besonderen Baustein einbauen. „Bewegung ist ein guter Weg, um Chormusik lebendig zu halten“, meint der Generalsekretär.

AMJ-Bildungsreferentin und EUROTREFF-Organisatorin Katrin Kleinschmit, die für einen reibungslosen Ablauf dieses Musikfestivals sorgte, fügt hinzu: „Begeisterung zeigten bei diesem EUROTREFF alle – die Besucher, aber vor allem auch die Choristen sowie die Chor- und Workshopleiter. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen.“

Der nächste EUROTREFF findet im September 2009 statt – die Vorfreude darauf wächst schon jetzt mit jedem Tag.

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