Die staatlichen Ausgaben für Schulbücher und Lernsoftware sind 2003 auf ein Rekordtief von bundesweit nur noch rund 250 Millionen Euro abgerutscht (fast zehn Prozent weniger als im Vorjahr).
Damit hat sich auch im Jahr Zwei nach den schlechten PISA-Ergebnissen deutscher Schüler die negative Entwicklung bei den Investitionen von Ländern und Kommunen in die Erneuerung der Bildungsmedienausstattung weiter verschärft. Seit 1991 kämpft die Branche der gut 70 Bildungsmedienverlage mit einem kontinuierlichen Rückgang der öffentlichen Schulbuchausgaben, die 1991 bei noch knapp 400 Millionen Euro lagen. Die Pro-Schüler-Ausgaben der öffentlichen Hand sanken in diesem Zeitraum nach Auskunft des Branchenverbandes VdS (Verband der Schulbuchverlage e.V.) BILDUNGSMEDIEN um über 40 Prozent von 34,30 Euro auf nur noch 20,10 Euro. Positiv haben sich 2003 dagegen die privaten Investitionen in Bildungsmedien entwickelt: Sie konnten letztlich den Rückgang der staatlichen Ausgaben knapp ausgleichen. In Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt traten im letzten Jahr Neuregelungen der Lernmittelfreiheit mit Kostenbeteiligungen für die Eltern in Kraft: Zumindest in NRW und Sachsen-Anhalt bewirkte dies einen ersten lnnovationsschub bei der Lernmittelausstattung seit über zehn Jahren. Mit Ausnahme von Bremen und Hessen wurde 2003 in allen anderen Bundesländern zum Teil massiv bis zu einem Drittel des Vorjahresetats gekürzt, ohne dies durch Elternkauf auszugleichen. Zum dritten Jahr in Folge enttäuschte 2003 auch die Entwicklung im Bereich der computergestützten Lernmedien: Der Umsatz mit Lern- und Unterrichtssoftware stagnierte erneut auf dem im internationalen Vergleich extrem niedrigen Niveau von etwa 35 Millionen Euro. Den Schulen fehlen weiter die Etats zur Anschaffung der Medien. Zudem werde der Absatz dieser Medien in hohem Maße durch Raubkopieren geschädigt. Der VdS hat dagegen eine breit angelegte lnformationskampagne an den Schulen gestartet, die das Unrechtsbewusstsein zumindest bei der Lehrerschaft schärfen soll.
Durch die Sparmaßnahmen in der Mehrzahl der Bundesländer gab es 2003 trotz steigender Elternausgaben im Bundesdurchschnitt keine Verbesserung der Bildungsmedienausstattung der Schulen. Bereits Ende letzten Jahres monierte der erste Nationale Bildungsbericht der Kultusministerkonferenz, dass die Lernmittel der Schulen stark überaltert sind und die Ausleihzeiten von Lehrwerken im Bundesdurchschnitt mittlerweile bei 9 Jahren liegen. Es wird hier konsequentes Handeln der Bildungspolitik gefordert: „Wer umfassende Reformen einleitet, damit das deutsche Bildungswesen wieder international Anschluss findet, der kann nicht gleichzeitig die Bildungsinvestitionen weiter herunterfahren.“ Mit den in den Schulen vorhandenen überalterten Lernmitteln ließen sich die Lese- und Lernschwächen der Schüler definitiv nicht verbessern. Wem dazu das Geld fehle, der müsse den politischen Mut finden, die Eltern an der Finanzierung der Lernmittel zu beteiligen, so fordert beispielsweise der VdS. Schließlich erhielten die Eltern dadurch auch einen deutlichen Vorteil für ihre Kinder – nämlich eigene und aktuelle Schulbücher statt völlig verbrauchte Ausleihbücher. Mit Blick auf die laufenden Diskussionen um eine Neuregelung der Lernmittelfreiheit in Bayern und Niedersachsen ist der Verband verhalten optimistisch, dass es mittelfristig zu einer Verbesserung kommen könne. Allerdings warnt der VdS vor einem kompletten Rückzug des Staates aus der Lernmittelfinanzierung: Die erhöhten Kosten sind für die Eltern nur dann zumutbar, wenn diese im Gegenzug auch eine bessere Lernmittelausstattung für ihre Kinder erhalten und nicht einfach nur die staatlichen Sparmaßnahmen kompensieren sollen.