Nach 45 Jahren wurde mit der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz erstmalig wieder eine deutsche Stadt für das große europäische Festival EUROPA CANTAT 2006 ausgewählt - das erste EUROPA CANTAT fand 1961 in Passau statt.
Das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Mainz sind stolz darauf, durch die Initiative des Kultursommers Rheinland- Pfalz Gastgeber von EUROPA CANTAT 2006 zu sein, denn Rheinland-Pfalz ist ein Land der Chöre – und die Stadt Mainz bietet mit ihrer ausgesprochen vitalen Chorkultur, ihren einzigartigen Veranstaltungsorten und ihrer weltoffenen Atmosphäre einen optimalen Rahmen für das internationale Kulturereignis. Bis zu 3000 junge Sängerinnen und Sänger werden Mainz in eine singende Stadt verwandeln, alte und neue Werke entdecken und Kirchen, Säle und Plätze mit Chormusik aus aller Welt füllen.
EUROPA CANTAT heißt Miteinander: Sich begegnen, gemeinsam singen und sich gegenseitig zuhören, miteinander wohnen und die Tage verbringen vom Frühstück über gemeinsame Proben und Konzerte bis zum gemütlichen Tagesausklang; heißt Menschen aus anderen (musikalischen) Kulturen treffen und neue Freundschaften schließen. So geschieht interkulturelles Lernen...
Motto des Festivals EUROPA CANTAT Mainz 2006 ist Brückenschlag und Dialog: zwischen alter und neuer Musik, zwischen Chorsängern und Komponisten (einige Komponisten leiten eigene Werke), zwischen ganz jungen und etwas älteren Chorsängerin-nen und -sängern (erstmals in Mainz ein Atelier für Knabenchöre, dazu das Projekt „Songbridge“), zwischen erfahrenen älteren und erstmals eingeladenen jüngeren Atelierleitern, zwischen Komponisten verschiedener Nationalitäten.
Neu in Mainz ist die große Flexibilität des Programms; sie ermöglicht eine Teilnahme am gesamten Festival oder an einem der beiden je 5-tägigen Teile ebenso wie kürzere Aufenthalte oder einen eintägigen „Schnupperbesuch“. Auch Tagesgäste können in Sonderkonzerten Chormusik auf höchstem Niveau erleben, an einem Tagesatelier teilnehmen (die Angebote reichen von Gregorianik bis Rap, vom Obertonsingen bis zu Vocal Percussion und Improvisation) und zusammen mit den Teilnehmern im Offenen Singen vielfältigste Chormusik aus Europa und Übersee singen. Eine weitere Besonderheit ist die Ergänzung um ein regionales Programm, das vor, während und nach dem Festival die Begegnung ausländischer und regional ansässiger Chöre ermöglichen soll – auch hier Brückenschlag und Dialog.
Musikalisch bietet das Festival eine große Bandbreite von Gregorianik über Klassik aller Stile, Folkore, Pop und Jazz, Chormusik aus vielen europäischen Ländern sowie aus Asien, Afrika und Amerika. Einen besonderen Stellenwert wird die deutsche Chormusik mit Werken von Bach, Brahms, Bruckner, Cornelius, Mozart, Schubert, Mendelssohn, Schumann u.a. haben, für deren Interpretation die Musikkommission des Festivals junge wie erfahrene und renommierte künstlerische Leiter (Berger, Fassbender, Genslein, Ortner, Rademann, Rahe, Schröfel) berufen hat. Besondere Höhepunkte im Musikprogramm sind Sonderkonzerte des SWR Vokalensembles, des Weltjugendchores, der EuropaChorAkademie (mit einer Aufführung der Lukas- und Johannespassion von C. Ph. E. Bach), der Vokalensembles Singer Pur und amarcord, des schwedischen Chor-Theaters Amanda sowie eine Aufführung der Bach’schen Johannespassion mit Helmuth Rilling und die Carmina Burana zum Mitsingen auf dem Theaterplatz.
Chormusik erklingt also (fast) rund um die Uhr von Auftritten in der Mainzer Fußgängerzone um die Mittagszeit bis hin zu Nachtkonzerten. Am 30. Juli und am 2. August haben Teilnehmende und Publikum die Qual der Wahl zwischen Parallel-Konzerten, in denen sich zahlreiche Teilnehmerchöre mit Musik ihrer Länder präsentieren. Das Festival endet in einem wahren Konzert-Marathon am 4. und 5. August mit den „Atelierkonzerten“, in denen die im Laufe des Festivals erarbeiteten Werke vorgestellt werden. Dabei kommen klassische oratorische Werke wie des Jubilars Mozart Krönungsmesse ebenso zur Aufführung wie zeitgenössische Kompositionen, die Misa Criolla, das Lindberg-Requiem für Chor und Bigband, Schostakowitschs russische Folksongs oder das Chorkonzert von Alfred Schnittke, das Frieder Bernius mit ausgewählten Chören erarbeiten wird.
Seit mehr als vier Jahren laufen die Vorbereitungsarbeiten, um das Festival mit einer solch großen Teilnehmerschaft und Dutzenden von Konzerten in diesen zehn Tagen zu organisieren. Dazu wurde 2004 eigens der Trägerverein Europa Cantat Mainz 2006 e.V. gegründet. Ihn tragen Europa Cantat (Bonn), die Stadt Mainz, das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung Forschung und Kultur Rheinland-Pfalz und der Kultursommer Rheinland-Pfalz sowie der Arbeitskreis Musik in der Jugend und die Deutsche Chorjugend, einige ihrer regionalen Mitgliedsverbände und die regional nahen Gliederungen des Deutschen Chorverbandes. Den Vorsitz hat der Präsident von Europa Cantat e.V. (Bonn), der Niederländer Jeroen Schrijner; 2. Vorsitzender ist der Mainzer Kulturdezernent Peter Krawietz.
Kurzum: Mainz wird für zehn Tage zum Zentrum der Europäischen Chormusik. Darüber hinaus wird das Mittelrheintal am 1. August Schauplatz eines besonderen Chorerlebnisses sein, der „Euro-Choreley“ mit dem berühmten schwedischen Chorleiter Robert Sund auf der Loreley-Freilichtbühne. Damit kehrt das Festival EUROPA CANTAT zu seinen Wurzeln zurück: ein deutsch-französisches Jugendtreffen in den 50er-Jahren auf der Loreley führte führende Vertreter der französischen Chorbewegung „A Coeur Joie“ (ACJ) und des „Arbeitskreis Musik in der Jugend“ (AMJ) zum ersten Mal nach dem Krieg auf dem Boden des gemeinsamen musikalischen Erbes zusammen und ließ den Gedanken an eine europäische Chororganisation reifen. Die Gründungsversammlung der „Europäischen Föderation Junger Chöre“ – so der damalige Name – erfolgte 1960 und wurde 1963 durch die offizielle Vereinsgründung nach deutschem Recht „legalisiert“. Heute ist Europa Cantat die große europäische Jugendchor-Organisation mit über 40 Mitgliedsverbänden in 28 europäischen Ländern. Auf Wiedersehen in Mainz!?Aktuelle Informationen: http://www.ec2006.de