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Das Foto zeigt die Bühne aus Perspektive hinter einem Gesangsmikrofon. Im Vordergrund stehen zwei Streicher, dahinter der  während des Soundchecks noch leere Zuschauerraum.

Marta Kowalczuk und Bernhard Plechinger beim Soundcheck.

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Aufgepasst: Hier spielt die Zukunftsmusik

Untertitel
Generation Zukunft bringt E- und U-Musik in Einklang
Vorspann / Teaser

Bei strahlendem Sonnenschein erreiche ich den Bahnhof in Weimar, steige aus dem Zug und die Luft der Dichter und Denker schlägt mir entgegen. Während ich durch die Stadt gehe, bemerke ich, wie Weimar förmlich vor Kultur überquillt. Musiker*innen weit und breit, Goethe und Schiller verfolgen einen auf Schritt und Tritt, und währenddessen lockt das Stadttheater mit einer kurzen Operetten-Open-Air-Vorstellung neues Publikum an. Und ich mittendrin, gespannt, auch ein Akteur dieses kulturellen Treibens.

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Denn zusammen mit meinen Mitstreiter*innen der Generation Zukunft spiele ich am nächsten Tag unser erstes Cross-Over-Konzert. Die Generation Zukunft ist der Zusammenschluss junger Komponistinnen und Komponisten innerhalb des Deutschen Komponist:innen Verbandes (DKV). Wir fanden uns auf Initiative von Marta Kowalczuk und Romeo Wecks im November 2021 erstmals in besagter Kulturstadt zusammen, inzwischen sind wir 30 Mitglieder, die bundesweit verstreut sind. Wir veranstalten monatliche digitale Netzwerktreffen, organisieren Komponist*innen­-Gespräche, tragen Themen von Berufs­anfänger*innen in den DKV und helfen uns gegenseitig, den beruflichen und künstlerischen Alltag zu meistern.

Die Idee kam früh auf, uns auf eigenen Konzerten als Generation Zukunft zu präsentieren und dabei sowohl als Komponist*innen als auch als Interpret*innen zu wirken. Wir kommen aus verschiedenen Sparten von zeitgenössischer Musik, über Theater- und Filmmusik, bis Neoklassik, Folk und Pop. Die musikalische Vielfalt sehen wir neben unserer „Jugendlichkeit“ als unser Alleinstellungsmerkmal. Mit dem Auftrittsangebot von Johannes K. Hildebrandt, Intendant der Weimarer Frühjahrstage, begannen wir, unsere Zukunftsmusik in die Tat umzusetzen.

So stehe ich nun mit meiner Gitarre in Weimar, treffe mich gleich mit meinen sieben Kolleg*innen und freue mich, mit ihnen endlich Musik zu machen. Um unserem Publikum ein abwechslungsreiches Programm zu bieten, werden einige von uns Solo-Instrumentalstücke auf die Bühne bringen, andere wiederum ihre Stücke in kleinen Ensembles aufführen. Der Spaß ist sozusagen schon vorinstrumentiert.

Die Proben sind im Konzert-, Kultur- und Jugendzentrum Mon Ami, wo auch die meisten Konzerte der Weimarer Frühjahrstage stattfinden. Während wir die Arrangements bühnenfertig polieren, wird im Nachbarraum gegen Rheuma getanzt. Die Proben laufen gut, auch wegen unserem jugendlichen Optimismus und unserer unbändigen Motivation.

+++ Mitwirkende der Zukunftsmusik bei den Weimarer Frühjahrstagen: Fabian Blum (*2000), Marta Kowalczuk (*1998), Bernhard Plechinger (*1994), Niklas Schwehm (*2002), Romeo Wecks (*1994), Andreas Wolff (*1993), Ludwig Wright (*1995) und Leon Zmelty (*1997) +++

Der größte Teil der Reisegruppe schläft im Hostel gleich gegenüber. Ich fühle mich wie auf einer Klassenfahrt, einer musikalischen, nur für Komponist*innen. Nach der erfolgreichen ersten Probe haben wir Zeit für persönliche Gespräche. Wir geben uns gegenseitig Einblicke in unsere Arbeitsweisen, reden über die Szene und lernen uns als Generation Zukunft besser kennen. Nach einer Nacht, in der ich von tanzenden Notationen träume, treffen wir uns am nächsten Tag in unserer Konzertlocation: dem Mascha. Udo Nauber, Vorsitzender des KulturTragWerk e. V. und Leiter des Mascha, und Ivonna stehen schon hinter dem Tresen, begrüßen uns herzlich. Klar, können wir weiter proben. Währenddessen lassen wir die Tür direkt neben der Bühne offen und viele Menschen schauen neugierig hinein. Von dieser Art Werbung profitieren wir später, denn als wir um 21 Uhr auf die Bühne treten, ist jeder Platz belegt, das Publikum gespannt und die Show beginnt.

Den Anfang bildet ein gemeinsames Stück The Future is Now. Einige der Gäste scheinen keine Neue Musik an diesem Abend erwartet zu haben, aber das Publikum ist dankbar, aufmerksam und interessiert. Violinen, E-Bass, Konzertgitarre, Akkordeon, Gesang, Westerngitarre und Klavier kommen in unterschiedlichen Besetzungen zum Einsatz. Und uns gelingt genau das, was wir mit unserem Projekt vorhatten: Wir wandeln mühelos zwischen E- und U-Musik. Es ist ein vielfältiger Abend, der gut ankommt. Grinsend und glücklich verbeugen wir uns nach dem letzten Ensemble-Stück und baden im Applaus.

Wir sind zufrieden, denn der Auftakt ist geglückt. Nun sollen drei weitere Aufführungen folgen: in Hamburg, in der Alten Druckerei, am 5. Oktober, in der Kulturbühne Spagat in München, am 6. Oktober und im Berliner Theater im Palais, am 7. Oktober. Für die Umsetzung hoffen wir noch auf finanzielle Förderungen. Das Feuer der Generation Zukunft ist entfacht und wir freuen uns auf viele musikbegeisterte Menschen, die einmal selbst erfahren wollen, wie Zukunftsmusik klingen kann.

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