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Interessen wahren im Dialog

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Porträt der FEM, Fachgruppe E-Musik, im Deutschen Komponistenverband
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Die FEM wird manchmal mit Gruppen verwechselt, die sich auf das französische „femme“ beziehen. Doch FEM hat zuerst einmal mit einer musikalischen Sparte zu tun: Fachgruppe E-Musik im Deutschen Komponistenverband (FEM) lautet der Name ausgeschrieben. Sie wurde 2011 innerhalb des DKV gegründet und sollte ursprünglich „Fachgruppe Neue Musik“ heißen. Doch bereits in der Gründungsversammlung zeigte sich, dass sie mehr Persönlichkeiten als nur die Komponierenden der Neuen Musik ansprach. So fand man sich dann mit dem etwas verstaubten Begriff E-Musik im Namen ab. Augenzwinkernd bedeutet „E“ hier allerdings nicht nur „ernste Musik“, sondern auch „experimentelle, elektronische, elektroakustische und extravagante Musik“. Durch diese extravagante Breite ist sie derzeit die größte Fachgruppe innerhalb des Deutschen Komponistenverbandes.

Die Schaffung von spartenspezifischen Fachgruppen neben den traditionellen Landesverbänden wurde aus zwei Hauptgründen heraus vonnöten: die deutsche Förder- und Musiklandschaft disversifizierte sich trotz aller Bekenntnisse zur Aufhebung von Abgrenzungen zwischen den Stilen immer mehr. So wurde es selbst für einen Spezialverband wie den Komponistenverband nötig, die damals wichtigsten Sparten eigens in Fachgruppen zu bündeln. So gelang es der FEM, den Deutschen Komponistenverband an der Gründung des Musikfonds mit so unterschiedlichen Spartenverbänden wie Deutsche Jazzunion, Deutsche Gesellschaft für Elektronische Musik, Gesellschaft für Neue Musik, Initiative Musik und weiteren wie dem Tonkünstlerverband gemeinsam mit dem Deutschen Musikrat zu beteiligen.

Ein weiterer Aspekt für ein Sparten widerspiegelndes Säulensystem ist die Mitgliedschaft des DKV in der ECSA – European Composer and Songwriter Alliance, die nach den Sparten-Säulen Ernste bzw. Neue Musik, Filmmusik und Songwriting aufgestellt ist. Dort ist die FEM im European Composers Forum (ECF) vertreten. Die ECSA war zum Beispiel bei der Novelle der EU-Urheberrechtsrichtlinie in Brüssel auf Ebene des EU-Parlaments im Austausch bei deren Entstehung Ansprechpartner für die Belange der komponierenden Urheberschaft mit dabei. Daneben widmet sich die ECSA mit dem ECF der europäischen Kulturarbeit. Das bisher wichtigste Projekt war hierbei ECCO – European Contemporary Composers Orchestra, ein bisher turnusgemäß stattfindender Call for Scores, der vorwiegend jüngere Komponistinnen und Komponisten des DKV in Kontakt mit unterschiedlichen Ensembles in ganz Europa brachte wie zum Beispiel dem Quatuor Diotima oder den BBC Singers.

Innerhalb der zeitgenössischen Musikszene dürfte die Fachgruppe E-Musik vor allem durch die jährlich stattfindende Verleihung der FEM-Ehrennadel bekannt geworden sein. Diese Auszeichnung wird im Rahmen der Donaueschinger Musiktage an Persönlichkeiten oder Institutionen verliehen, die durch ihr Schaffen und Wirken vorbildliches Engagement für die Neue Musik zeigten. Die erste Nadel ging 2015 an Gerhart Baum. Es folgten Auszeichnungen 2016 an die Redakteure Frank Kämpfer und Theo Geissler, 2017 an die Reihe „Unerhörte Musik“ aus Berlin an Martin Daske und Rainer Rubbert, 2018 an die Komponistin Younghi Pagh-Paan, 2019 an die Flötistin Carin Levine, 2020 an die Redakteurin und Festivalleiterin Lotte Thaler und 2021 an den Dirigenten Lothar Zagrosek. Die oder der Preisträgerin für 2022 wird demnächst bekanntgegeben, diesmal wird es wieder eine Institution sein, die sich um die Neue Musik verdient gemacht hat.

Ein Hauptaugenmerk der FEM ist die Vertretung der Interessen der in ihr vertretenen Sparten gegenüber Musikverwertern und Veranstaltern. Im Bereich des Urheberrechts steht die FEM im Dialog mit der GEMA, wenn es um die Belange der E-Musik geht und unterstützt dort wichtige Anträge in der Mitgliederversammlung, kooperiert dabei kollegial mit anderen Sparten, wie es eben  solidarische Tradition dieser musikalischen Verwertungsgesellschaft ist.

Das wichtigste kommt zum Schluss: die Honorierung von Kompositionen. Die Honorarrichtlinie E-Musik, die Prof. Matthias Drude noch lange vor der Gründung der FEM verfasste, wurde zunächst von der Fachgruppe per Inflationsausgleich kontinuierlich angepasst und inzwischen vollkommen neu gefasst: Werke werden nun nach Minimumhonorar, fairer beziehungsweise guter Bezahlung unterschieden. Sprich, wer zum Beispiel eher ehrenamtlich strukturiert ist, konzentriert sich wohl auf das Minimum und Ausnahmeregeln, wer eine traditionsreiche Institution wie eine Rundfunkanstalt oder ein staatliches, kommunales Festival ist, von durchgängig professionellen Kräften geleitet, schaut (hoffentlich) auf die faire beziehungsweise gute Bezahlung – zu finden ist dies unter www.femusik.de.

Und wie wird man Mitglied der FEM? Beim Eintritt in den DKV wird man nach Interesse an einer Fachgruppe befragt und kreuzt einfach dies im Falle des Falles an. Neben dem DKV-Mitgliedsbeitrag kostet die Mitgliedschaft derzeit 30 Euro Jahresbeitrag ab dem vollendeten 35. Lebensjahr.

 

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