Im Frühjahr 2024 beschloss ich, meinen lang ersehnten Wunsch in die Tat umzusetzen, in die Welt des Regisseurs einzutauchen und einen mit künstlicher Intelligenz generierten Science-Fiction Kurzfilm zu realisieren. Vorausgegangen war ein von mir bereits fertiges Drehbuch, analog geschrieben, und die seit meiner Jugend große Liebe zum Genre Science-Fiction. So begann die Arbeit an meinem Film TRANSFORMATION (13 Minuten).
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Transformation Picture Stills City Spaceship – Copyright by TFM
Transformation
Insgesamt habe ich sechs Monate an diesem Projekt gearbeitet. Zusätzlich zum Drehbuch habe ich auch Schnitt, Mischung, Filmmusik, Sounddesign und Synchron auf herkömmliche Weise selbst realisiert. Aus der KI stammen das gesamte Szenenbild inklusive aller „Schauspieler“ (Characters), Sprachen und Voice Over.
Die Realisierung eines mit KI generierten Films ist eine Herkulesaufgabe, weil durch das Prompten (die lange Textbeschreibung einer Szene) viele Hürden zu überwinden sind. Um eine*n Schauspieler*in zu führen, mit Bewegungen, Gesten, lippensynchron, dazu unzählige zusätzliche Informationen, die ein realistisches Szenenbild erfordert, bedarf es bis zu 30 Prompts (Drehs) mit ellenlangen Textformaten für eine einzige Szene.
Dem allen geht, ob Real- oder KI-Film, ein gutes und schlüssiges Drehbuch voran. Plot, Dramaturgie und Emotionen sind gleichermaßen relevant. Ich habe bis zu 3.000 Szenen für meinen Film geprompt, die dann im Schnitt und der gesamten Post Production einen „realistischen“ Film entstehen lassen. Dazu ist eine Arbeitsweise ganz wichtig: Anschlussszenen müssen, wie im herkömmlichen Dreh, gleiche oder ähnliche Informationen erhalten.
Diese Arbeitsweise gehört zu der allerschwierigsten im KI-Bereich, da man aus den vorigen Szenen penibel genau Informationen im Bild austauschen, ergänzen, löschen oder herausfiltern muss. Viele Utility Softwares erfordern das Komplimentieren des fertigen KI-Bildes, wie Bildzertrenner, Character Softwares, Voice oder Lip Synchron Generators.
Bereits 2023 habe ich mich intensiv mit dem Studieren von KI-Softwares beschäftigt. Die Förderungen habe ich umgangen, ich wollte möglichst schnell mit TRANSFORMATION international auf Festivals und den Filmmarkt. Zudem wäre der Film mit herkömmlicher CGI-Technik in Deutschland nicht finanzierbar gewesen, ich hätte circa 9 Millionen Dollar dafür benötigt.
Wer nun aber glaubt, mal schnell einen guten KI-Film realisieren zu können, wird schnell scheitern, denn im Grunde gelten die gleichen Regeln wie bei einem herkömmlichen Dreh. Kamerafahrt, Belichtung, Farben, Tiefenschärfe, Look, all das muss im Prompt auch umgesetzt werden. Erst als ich auf dem „International Peace Festival“ in Toronto im September 2024 für TRANSFORMATION den IPF Merit Award (Friedenspreis) gewonnen habe und im November dieses Jahres den renommierten RIFF Award, den Hauptpreis „Best International Short“ auf dem Rome Independent Film Festival, hat sich meine Vision erfüllt, meine Arbeit als Regisseur für KI-Filme konsequent fortzusetzen. Vier weitere internationale Preise sind hinzugekommen, zum Beispiel der „Trendsetter Audience Award“ auf dem Lift-Off Festival in London. Außerdem lief TRANSFORMATION bis dato auf 22 internationalen Festivals im Wettbewerb. Ich bin bereits in der Realisierung meines nächsten Science-Fiction Films, der um einiges aufwendiger wird als mein Debut. Und ich habe dieses und kommendes Jahr noch eine lange Festivalauswertung mit TRANSFORMATION vor mir.
Die Debatten um KI kann ich sehr gut nachvollziehen, am Ende geht es um verlorene Berufungen und Aufträge. Bild, Ton, Geräusche, Schauspieler, Musik und Stimmen können ersetzt werden, Stimmen mittlerweile in vielen Sprachen dieser Welt. Die Weiterentwicklung von KI schreitet rasant voran, die nächste Generation von KI-Softwares ist so gut, dass demnächst ein analoges Bild kaum mehr von einem KI-Bild unterschieden werden kann.
Es ist eine ernst zu nehmende Debatte um Ethik, Berufe und Zukunft in der Film- und Musikindustrie entstanden, zu Recht. Der Einzug von KI-Filmen nimmt mit großer Geschwindigkeit zu, bereits einige Majors in den USA sind am Start. Neue Technologien lassen sich nicht aufhalten. Regularien sind sehr wichtig, allerdings sehe ich in dieser neuen Machart auch eine neue Berufung. Erinnern wir uns an die 70er Jahre, in denen der Beruf des Hintergrundzeichners durch die ersten Animationssoftwares ersetzt wurde. Viele Filmgewerkschaften in den USA haben damals dagegen gekämpft, kaum jemand älteren Semesters konnte bei den Studios in der Computertechnik umgeschult werden. Die meisten wurden arbeitslos und die neue junge Generation von Animationsspezialisten nahm Einzug.
Bis dann CGI wieder viel veränderte. Und wieder sind wir bei einer globalen technologischen Wende, nur hat diese für die Branche ein deutlich größeres Ausmaß.
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