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“Jugend musiziert”-Preisträger-Konzerte auf der EXPO 2000

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200.000 Gäste täglich besuchen mittlerweile die Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover. Vom Besucherstrom profitiert auch das Kulturprogramm im Deutschen Pavillon: Seit Wochen erfreuen sich die ”Jugend musiziert”-Konzerte „Junges Forum: Auftakte” einer wachsenden Zuhörerschaft. 164 Preisträger bei ”Jugend musiziert” haben vom 10. Juni bis 24. Oktober in insgesamt 27 Konzerten einen Einblick in die aufstrebende deutsche Musikkultur gegeben. Welche Wirkung zeitigten 35 Stunden Musik in den Köpfen der EXPO-Besucher? Schlaglichtartig sei an den optimistischen Auftakt des „Events” EXPO 2000 erinnert:

A n 153 Tagen von morgens bis abends, manchmal auch in der Nacht, werden wir ein Programm anbieten, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht – keine technische Präsentation, sondern Künstler, die den Besuchern aus aller Welt etwas von dem vermitteln, für das unser Land oft beneidet wird, nämlich unsere vielfältige, lebendige Kulturlandschaft.“

Ein ambitionierter Anspruch, den der damalige künstlerische Leiter August Everding formuliert hatte, und den das engagierte und am Rande der Selbstausbeutung arbeitende Team um den künstlerischen Leiter Peter Baumgardt im Deutschen Pavillon mit nachgerade übermenschlicher Kraft täglich aufs Neue realisierte.

Währenddessen schallte den Kulturschaffenden der versammelte Chor der EXPO-Skeptiker entgegen: Zu teuer, defizitär, nicht repräsentativ, dem Zeitalter der Globalisierung nicht mehr angemessen. Ein See aus demotivierenden Argumenten, in dem man wahrhaftig hätte Gefahr laufen können, unter zu gehen.

Für die Dauer der EXPO 2000 hatte man im Deutschen Pavillon ein eigenständiges Kulturprogramm erarbeitet und unter anderem drei Konzertreihen generiert, die sich aus Mitteln des Bundes finanzierten. „Musik¦20“ unter der künstlerischen Leitung Alicja Mounks, „Lied:Strahl“ unter Yaron Windmüller und Axel Bauni und „Junges Forum“ in der künstlerischen Verantwortung von Prof. Gerd Albrecht und Hans Peter Pairott.

„Junges Forum“ wiederum gliederte sich in die Reihen „Auftakte“, „Zeitensprung“ und „Debut“. Alle drei Konzertreihen gestalteten aktuelle und ehemalige “Jugend musiziert”-Preisträger aller Bundesländer. Gemäß der Aussage Gerd Albrechts, dass nirgendwo in der Welt in solcher Konzentration die Förderung begabter Nachwuchsmusiker betrieben, Deutschland um die Vielfalt und den Reichtum des Musiklebens von der Welt beneidet werde und ein Großereignis wie die EXPO 2000 deshalb besonders geeignet sei, Deutschland durch Konzerte mit jungen, hochbegabten Musikern zu präsentieren.

So veranstaltete der Deutsche Pavillon in der Reihe „Junges Forum: Auftakte“ vom 10. Juni bis 24. Oktober 27 “Jugend musiziert”-Konzerte: 17 Konzerte im Rahmen der sogenannten Länderwochen, fünf zusätzliche „Themenkonzerte“ und fünf Konzerte im Rahmen der Woche „Grenzgänge“, für die der Bund verantwortlich zeichnete.

164 Nachwuchsmusikerinnen und -musiker, Solisten mit ihren Spielpartnern, Kammermusikensembles von bis zu zehn Mitgliedern setzten sich auf Bitten der Bundesgeschäftsstelle im Laufe der kommenden Monate Richtung Hannover in Bewegung, gastierten wechselweise im Konzertsaal oder im Foyer des Deutschen Pavillons und – musizierten hingebungsvoll! In eindrucksvoller Professionalität, leidenschaftlich, voller Heiterkeit und Emphase, während die Besucher sie umstrudelten.

Vermessen wäre die Behauptung, dass allein diese Konzertreihe das angeschlagene Image der Weltausstellung allmählich zu polieren begann. Aber: Die Qualität des Kulturprogramms, überhaupt die Attraktionen der gesamten EXPO 2000 sprachen sich allmählich in der Republik herum. Und die Zuhörer, so vereinzelt sie sich zu Beginn der „Auftakte“ im August-Everding-Saal eingefunden hatten, sie blieben! Lauschten mit wachsendem Respekt beispielsweise der Virtuosität eines 16-jährigen Cellisten, ließen sich von den versierten Moderatoren über Absicht, Verlauf und Geschichte von “Jugend musiziert” und der Herkunft von Instrumentenfamilien informieren und setzten sich begeistert mit Kammermusik aus vier Jahrhunderten auseinander.

Alle Beteiligten hatten nach maximal neunzig Minuten Konzertdauer an Erfahrung dazu gewonnen. Nicht zuletzt die jungen Interpreten. Spontan auftretende Ministerpräsidenten, gleichzeitig angesetzte Saalproben anderer Musikprojekte oder schlichtweg die wohlmeinende Hilfestellung mancher Pavillon-Mitarbeiter verlangten ihnen dort Besonnenheit ab, wo mancher Profi entnervt und gekränkt auf dem Absatz kehrt gemacht hätte.

So sind die Erfolge des Wettbewerbs “Jugend musiziert” für die Verantwortlichen gerade auch dort zu verbuchen, wo sie von der Öffentlichkeit nur mittelbar wahr genommen werden: in praktischer Toleranz, im Einüben des Faktors „Spaß“, der die hohe Professionalität für Zuhörer überhaupt erst spürbar macht, der gebündelten Konzentration auf das eigene Erlernte und das seiner Spielpartner und nicht zuletzt der unverstellte Eifer, die erarbeiteten Werke einem Publikum vorzuspielen.

Belohnt wurde das Konzept von “Jugend musiziert” schließlich durch eine Einladung der besonderen Art: In der Woche vom 2. bis 8. Oktober warb der Bund auf der EXPO 2000 unter dem Titel „Grenzgänge“ für Toleranz und friedliche Koexistenz in Deutschland. Die Bundesgeschäftsstelle “Jugend musiziert” wurde um die Gestaltung der fünf begleitenden einstündigen Konzerte mit ersten Preisträgern aus dem Ausland gebeten. Seit Jahren werden ausländische Nachwuchsmusiker mit festem Wohnsitz in Deutschland und Schülerinnen und Schüler der deutschen Schulen im Ausland in das Projekt “Jugend musiziert” integriert.

So konzertierten in der Woche „Grenzgänge“ Jugendliche aus der Ukraine, aus Japan, Deutschland, Korea und Russland – neun Musiker, erste Bundespreisträger “Jugend musiziert” aus fünf verschiedenen Nationen und alle bedrückten Politikerreden wurden glaubwürdiger, weil hier auf musikalische Art der Beweis für die Machbarkeit von Integration geführt wurde.
„Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder...“ – Mit diesem Schlager wirbt die EXPO 2000 um Besucher, bevor sich die Pforten am 31. Oktober endgültig schließen. Mag das für eine Weltausstellung auf deutschem Boden gelten, “Jugend musiziert” ist zumindest seriell einmalig! In jedem neuen Wettbewerbsjahr, in jedem seiner Abschlusskonzerte führt der Wettbewerb diesen Beweis. Wie gut, dass auch die vielen EXPO-Besucher an dieser friedvollen Idee teilhaben konnten!

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