Banner Full-Size

Arabisch-europäische Mischung

Untertitel
Bericht von einer Konzertreise nach Tunis
Publikationsdatum
Body

In wenigen Wochen beginnt der 45. Bundeswettbewerb “Jugend musiziert“, und während vom 10. bis 17. Mai in Saarbrücken das große achttägige Finale ausgetragen werden wird, studiert man bereits landauf, landab die Regularien für die Teilnahme am 46. Wettbewerb 2009. Die sogenannte Ausschreibung ist Ende Mai 2008 über die Bundesgeschäftsstelle “Jugend musiziert“ erhältlich.

Dieses Büchlein enthält neben zahlreichen detaillierten Anweisungen auch regelrechte Aufforderungen zu Abenteuergeschichten aus aller Welt: „Preisträgerinnen und Preisträger können zu ihrer weiteren Förderung (…) zu nationalen und internationalen Einrichtungen wie Musik-Camps, Ferienlagern und Jugendorchestern, ferner zur Mitwirkung bei musikalischen Veranstaltungen, Konzerten und internationalen Jugendmusikwettbewerben eingeladen werden.“ So steht es am Ende des Kapitels „Sonderpreise und Förderprämien“ zu lesen. Das Tagebuch einer musikalischen Abenteuer-Reise zum Schauplatz Tunis, wo vom 13. bis 17. Februar 2008 die „Woche der internationalen Begegnung“ stattfand und die mit finanzieller Unterstützung des Goethe-Instituts zustande kam, verfassten die beiden Ersten Bundespreisträger “Jugend musiziert“ 2007, die 19-jährige Pianistin Katrin Illian aus Erftstadt und der 18-jährige Posaunist Nils Saatkamp aus Neuss:

„Tunis liegt im Norden von Afrika. Dort findet seit einigen Jahren das internationale Musikfestival „Jeunes Virtuoses à Ennejma Ezzahra“ für junge Künstler statt. In einem Zeitraum von zwei Wochen wird dort jeden Abend ein Konzert mit einer Mischung aus arabischer und europäischer Musik vorgetragen. Dafür treffen sich junge Musiker aus verschiedensten Teilen der Welt, in diesem Jahr kamen sie zum Beispiel aus Frankreich, Spanien, Holland, Russland, Türkei, Syrien oder Deutschland. Das Festival ist außerdem eine Möglichkeit für alle Teilnehmer, andere Musikrichtungen kennen zu lernen, Freundschaften mit den anderen Teilnehmern zu knüpfen und sich auf einer internationalen Bühne vorzustellen.
So reisten wir, Katrin Illian, Klavier, und Nils Saatkamp, Posaune, am 13. Februar von Frankfurt nach Tunis. Nervös, aber auch voller Freude, was uns erwarten würde, stiegen wir in die Maschine ein. Wir kamen kurz nach Mitternacht in Tunis an. Dort wurden wir von einem netten Fahrer abgeholt und zum Hotel gefahren. Leider konnten wir uns nicht so gut unterhalten, da er ausschließlich Französisch redete. Dennoch klappte die Verständigung mit Handzeichen sehr gut, und wir hatten jede Menge Spaß.

Am nächsten Morgen genossen wir erst einmal die wunderschöne Aussicht über Tunis von der Dachterrasse des Hotels aus. Obwohl es viel wärmer ist als in Europa, ziehen die Einwohner dicke Winterklamotten an, was wir merkwürdig fanden. Kurze Zeit später wurden wir von unserem Chauffeur vom Hotel abgeholt, um uns die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Was uns am meisten beeindruckt hat, war die Fahrweise der Einheimischen. Obwohl Verkehrsschilder und Ampeln vorhanden sind, fährt jeder so wie es ihm gefällt.

Am Abend sind wir dann nach Sidi Bou Said gefahren um uns ein Konzert anzuhören. Die Mischung von arabischer Musik in der ersten und europäischer Musik in der zweiten Hälfte, hat uns sehr gefallen. Wir lernten auch die anderen Musiker kennen, die ebenfalls zum Zuhören gekommen waren. Auch trafen wir hier zum ersten Mal unsere Kontaktperson vom Goethe-Institut, Dorothee Abdelhamid, die uns unser Mitwirken in einem weiteren Konzert und eine Begegnung mit anderen Musikstudenten am nächsten Morgen in der Musikhochschule in Aussicht stellte. Mit dem Taxi ging es spät abends wieder ins Hotel, wo im Speisesaal extra für die Festival-Teilnehmer das Essen aufgestellt geblieben war.

Am nächsten Morgen ging es also in die Musikhochschule. Die Begegnung mit dem Publikum und den Studenten dort war sehr interessant, da sie nach unserem Vorspiel Fragen zu europäischen Instrumenten stellten. Instrumente wie die Posaune sind den Tunesiern nicht sehr vertraut, wie wir auch ihre Instrumente wie Laute oder Zither nicht häufig hören. Am späten Nachmittag wurden die Musiker, die den Konzertabend gestalten sollten, zum Konzertsaal gebracht. Die erste Hälfte des Abends wurde von einem türkischen Duo (Zither/Perkussion) bestritten, die zweite von uns. Wir spielten das Concerto f-moll von Launy Grøndahl, von Kazimierz Serocki „Sonatina“, von Johann Sebastian Bach aus dem Wohltemperierten Klavier II „Präludium und Fuge XI F-Dur“, von Camille Saint-Saëns „Cavatine” und schließlich die „Sonatine” von Jacques Castérède.

Es hat Spaß gemacht vor den etwa 300 tunesischen Konzertbesuchern zu spielen, und es gab viel Applaus.

Da die beiden Tage vorher ziemlich anstrengend waren, hatten wir uns für den dritten Tag unseres Aufenthaltes nicht viel Programm vorgenommen. Mit anderen Musikern gingen wir in die Stadt und ließen uns von den tunesischen Perkussionisten herumführen. In den Basaren, die zahllos die schmalen Gassen säumten, konnte man dann auch Mitbringsel für die Freunde kaufen. Wir fanden schnell Spaß am Handeln, was hier auch unbedingt nötig ist. Vor allem an diesem Tag haben wir die anderen Teilnehmer des Festivals sehr gut kennen gelernt. Alle waren schon mitten im Studium, und manche hatten es sogar schon abgeschlossen. Es war aufschlussreich, die verschiedenen Perspektiven des Musikerberufs in Abhängigkeit vom Instrument oder Land kennen zu lernen, wir hätten das Gespräch gerne noch ausgedehnt. Leider ging unser Rückflug schon in dieser Nacht. Aber mit Hilfe der modernen Kommunikationstechnik wird es sicher kein Problem sein, Kontakt zu halten.

Print-Rubriken
Unterrubrik