Zu den Preisträger-Beglückungen im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ gehören neben den Bundespreisen auch eine Reihe von Geldpreisen und weiteren Förderungen. Sie beenden im Programmbuch die lange Liste der Auszeichnungen und führen dort zunächst ein vergleichsweise blasses Dasein. Einige Zeit nach dem Bundeswettbewerb entfalten sie jedoch eine ungeheure Strahlkraft für diejenigen, die als Stipendiatinnen und Stipendiaten in ihren Genuss kommen.
Zu den seit über einer Dekade jährlich ausgelobten Stipendien gehören die der „Epoche_f“. Ins bundesdeutsche Musikleben gerufen wurde diese Förderung für Bundespreisträgerinnen und -preisträger erstmals im Jahr 2008. Namensgeberin war die Tatsache, dass „Jugend musiziert“ die Musik-Epochen von „a“ (Renaissance und Frühbarock) bis „f“ kategorisiert. Die Stilepoche „f“ bezeichnet Kompositionen ab 1910, die in mindestens einer musikalischen Eigenschaft (tonal, thematisch, motivisch, metrisch, formal, spiel- oder gesangstechnisch oder in der Notation) von der Tradition deutlich abweichen.
Damals und bis heute sichern die Stiftung Niedersachsen und die Stiftung „Jugend musiziert“ Niedersachsen die jährliche Durchführung. Konzeptionell und künstlerisch verantwortlich ist, ebenfalls von Anbeginn, die Internationale Ensemble Modern Akademie (IEMA). 2008 hatten sich 15 Bundespreisträgerinnen und -preisträger für die Teilnahme beworben, inzwischen bewegt sich die Teilnehmerzahl jedes Jahr solide zwischen 20 und 25. Auch Preisträger vergleichbarer internationaler Jugend-Musikwettbewerbe können sich mittlerweile für den Meisterkurs bewerben, seit die EMCY (European Union of Music Competitions for Youth) sich vor einigen Jahren ebenfalls dem Projekt angeschlossen hat. Seit vergangenem Jahr wurde daher der Name auf „Epoche_f international“ erweitert.
Erwartet werden von den Bewerbern für „Epoche_f“ ein an professionelle Anforderungen heranreichendes technisches und künstlerisches Niveau und ein ausgeprägtes Interesse an Neuer Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Indem „Epoche_f“ fest mit dem Ensemble Modern verknüpft ist, ist die künstlerische Attraktivität der Förderung gesichert. Nach beinahe 40 Jahren auf internationalen Konzertbühnen ist das Ensemble Modern das älteste deutsche Ensemble, das sich ausschließlich zeitgenössischer Musik des 20. und 21. Jahrhunderts widmet. Neben Konzerten in seiner Heimatstadt Frankfurt ist das Ensemble weltweit bei den renommiertesten Festivals und in herausragenden Spielstätten zu erleben – eine authentischere Anleitung für Spiel-, Rhythmik- und Improvisationstechniken und Aspekte der Musikvermittlung ist kaum vorstellbar.
„Epoche_f“ fand in diesem Jahr vom 6. bis 15. Juli im Kloster Frenswegen statt. Unter Anleitung durch 5 Mitglieder des Ensemble Modern und durch den Dirigenten Clemens Heil gewannen die 21 Stipendiaten aus 7 Bundesländern im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, dazu eine Preisträgerin des schweizerischen und ein Preisträger des slowakischen Jugendmusikwettbewerbs, Einblicke in die musikgeschichtliche Entwicklung der Neuen Musik und erarbeiteten Repertoirewerke mit kammermusikalischer Besetzung sowie größere Ensemblewerke.
Besonderer Höhepunkt sind in jedem Jahr die beiden öffentlichen Abschlusskonzerte, in denen die Teilnehmer, gemeinsam mit dem Ensemble Modern, eine Auswahl der erarbeiteten Werke präsentieren. Auf dem Programm 2018, am 13. Juli in Nordhorn und am 14. Juli in Oldenburg standen unter anderem Werke von Hans Abrahamsen, Arnold Schönberg, Magnus Lindberg, Michael Maierholf und Mayke Nas.
Da Stillstand bekanntlich Rückschritt bedeutet, entwickeln die Kooperationspartner „Epoche_f“ kontinuierlich weiter. Seit 2014 werden weitere Formate ausprobiert und implementiert. Dazu gehören Rhythmus-Workshops, Moderationstechniken, die Beschäftigung mit und Annäherung an neue Notationsformen. All dies, um die Nachwuchskünstlerinnen und -künstler mit den facettenreichen Herausforderungen der heutigen Existenz im künstlerischen Umfeld umfassend bekannt zu machen.
Und weil die Musikvermittlung vor Live-Publikum ein wichtiger Bestandteil der Kursarbeit ist, werden die jugendlichen Musiker angeleitet, mit eigenen Worten und vor dem Hintergrund des eigenen künstlerischen Horizonts in die einzelnen Werke einzuführen. Dass dies in diesem Jahr einmal mehr gelungen ist, davon zeugte die anerkennende Kritik in der örtlichen Zeitung, den „Grafschafter Nachrichten“ vom 17. Juli, wo Jörg Leune schrieb: „Nicht nur die Präsentation war durchweg meisterhaft, sondern das Gehörte wurde vom Publikum mit wahrer Begeisterung aufgenommen.“ „Jugend musiziert“ bedankt sich bei allen Beteiligten für jahrelanges Engagement, denn es ist nicht selbstverständlich.