Während in Helsinki bei minus 15 Grad Außentemperatur nur wenig Leben auf den Straßen zu sehen war, ging es an der Deutschen Schule Helsinki heiß her. Rund 100 Schüler deutscher Auslandsschulen aus Budapest, Oslo, London, Temeswar, Dublin, Moskau, Warschau, Stockholm, Prag und Helsinki standen Schlange im Anmeldebüro und warteten ungeduldig auf schicke Teilnehmerausweise, die aussahen wie Backstagepässe und giftgrüne T-Shirts. Kurze Zeit später präsentierte die Deutsche Schule Helsinki eine Eröffnungsmatinee im schwedischen Theater. Auf der Bühne spielten, tanzten und sangen 240 Schüler; ein STOMP-Orchester mit Plastikeimern, Mülltonnen und Basketbällen verwandelte sich in rasanter Geschwindigkeit in Mozartmusik. Es wurde finnisch „gejoikt“ und bayrisch geblasen. Ehemalige Bundespreisträger wurden gefeiert wie Popstars. Kurz darauf begann das zweite Konzert in der deutschen Botschaft mit Preisträgern des Vorjahres.
Am nächsten Tag stellten sich die Teilnehmer der Klassikwertung - (Blas- und Zupfinstrumente) - einer Jury aus acht Ländern, die vom Projektleiter Hans Peter Pairott geleitet wurde. Hier wurde besonders in den Wertungen Querflöte und Gitarre Solo auf hohem Niveau musiziert, während die Leistungen in den Duowertungen weniger den Erwartungen der Jury entsprachen. In den anschließenden Beratungsgesprächen trat zu Tage, dass die Teilnehmer unter völlig unterschiedlichen Bedingungen auf den Wettbewerb vorbereitet werden. Während die Deutsche Schule Helsinki über optimale große Übungsräume mit Flügeln verfügt und von den hiesigen Musikschulen großzügig unterstützt wird, gibt es auch Schulen, die nicht einmal ein ordentliches Klavier besitzen geschweige denn einen ausgebildeten Musiklehrer.
Wertung Musical
Weiter ging es am nächsten Tag mit der Wertung Musical. Nachdem ein als Transvestit verkleideter Teilnehmer aus Budapest die Bühne betrat, blieb selbst dem souveränen Juryvorsitzenden die Luft weg. Und das war nur der Anfang: Am anderen Tag folgte die Wertung Popmusik mit Solowertungen für elektronisch verstärkte Instrumente sowie Popgesang. Studenten des Pop-Jazz-Konservatoriums Helsinki saßen mit Euphorie hinter den Mischpulten für Licht und Sound und ermöglichten den Teilnehmern mit Bandbegleitung optimale Live-Auftritte, die vom Publikum im überfüllten Saal beklatscht und gefeiert wurden.
Einen besonderen Höhepunkt der Wettbewerbswoche bildete das „Europäische Konzert“.
Neben dem bekannten Domknabenchor von Helsinki Cantores Minores war auch das Bundespreisträger-Trio Tempestoso (Maximilian Krome/Klarinette, Victoria Pauline Duffin/Horn, Yuko Kamo/Fagott) eingeladen worden. Auf Empfehlung der EMCY (European Music Competition for Youth) war das Trio Energico (Eldbjørg Hemsing/Violine, André Hæhre/Klavier, Tine Thing Helseth/Trompete) aus Norwegen angereist. Über 800 begeistere Zuschauer, unter denen sich 38 Diplomaten verschiedener Botschaften befanden, erlebten in der tempelförmigen Felsenkirche ein Konzert der Spitzenklasse. Ein so volles Haus zu einem Konzert am Sonntagabend ist auch in Finnland eine Seltenheit.
Finale in der Großraumdisco
Während die letzten Teilnehmer am Folgetag noch beim Beratungsgespräch Freud und Leid teilten, probten die anderen mit Schülern der französischen, englischen, russischen und internationalen Schule bereits im Streichorchester für einen Auftritt in der Großraumdisco „Highlight-Cafe“ mit der bekannten finnischen HipHop Gruppe „Rockin da North“. Sogar Fans aus Lappland waren zu diesem Event angereist. Zunächst aber erhielten die Teilnehmer Ihre Urkunden und Preise vom deutschen Botschaftsvertreter. Dem Organisationsleiter Robert Bär wurde gebührend gedankt, der diesen Dank an sein Organisationsteam weitergab. Die Liste der fleißigen Mitarbeiter nahm kein Ende, denn schließlich finanzierten über 30 deutsche und finnische Firmen den Wettbewerb und die Eltern der Deutschen Schule präsentierten sich als hervorragende Gastgeber.
Die Abschlussparty bildete den Ausklang einer rasanten Festwoche. Telefonnummern wurden ausgetauscht, Kinder aus vielen Nationen umarmten sich und versprachen einander im nächsten Jahr wieder zu kommen. Wohin? Das blieb noch offen…