Die Zeichen stehen gleichermaßen auf Abschied und Neuanfang: Die neue Saison von „Jugend musiziert“ hat ja bereits mit der Publikation der Ausschreibung für das kommende Wettbewerbsjahr begonnen. Gleichzeitig endet das Jubiläumsjahr des ältesten „Jugend musiziert“-Kindes. 50 Jahre wurde er alt, der „Deutsche Kammermusikkurs“. Und hat in diesen 50 Jahren nicht nur eine enorme Breitenwirkung entfaltet, sondern auch für eine große Sippe gesorgt.
Im Jahr „Zwei“ seines Bestehens initiierten die Erfinder des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ weitergehende Projekte, die es den über das Wettbewerbsmodul entdeckten Nachwuchstalenten ermöglichen sollte, sich vertieft und qualifiziert mit klassischer Musik zu beschäftigen. So entstanden das Bundesjugendorchester und sehr früh der 14-tägige Kurs „Neues Laienmusizieren“ (die nmz berichtete in der Ausgabe 04/2014), der seitdem einmal jährlich, und inzwischen unter dem Namen „Deutscher Kammermusikkurs“, an wechselnden Musikakademien der Bundesrepublik Bundespreisträgerinnen und -preisträger mit renommierten Dozenten zu einem Intensivtraining zusammenführt.
Angesichts des dreigliedrigen Aufbaus von „Jugend musiziert“ lag es nahe, nicht nur für Bundessieger, sondern auch für Regional- und Landespreisträgerinnen und -preisträger Fördermöglichkeiten einzurichten. Die Landesmusikräte riefen im Laufe der Jahrzehnte Ensembles für Zupfinstrumente oder Akkordeons ins Leben, Chöre wurden gegründet, Blas-, Barock- und Sinfonieorchester. Der Deutsche Kammermusikkurs stand Pate bei Kursen für instrumentales Zusammenspiel und Kammermusik auf Länderebene.
Gut für den Bund, gut für die Länder
Zahlreiche Bundesländer bieten eigene Kammermusikkurse an, verantwortet von den jeweiligen Landesmusikräten oder Landeausschüssen „Jugend musiziert“. Ein weiterer Mosaikstein im vielfältigen Musikleben der Bundesrepublik Deutschland. Die Jugendorchester, Big Bands, Förder- und Fortbildungskurse erreichen eine große Anzahl von Musikern auf ihrem jeweiligen musikalisch-künstlerischen Niveau: den leidenschaftlichen Hobbymusiker ebenso wie das Ausnahmetalent und den angehenden Profi.
Musikalisch weiter gebracht
Eine kleine Umfrage unter den Teilnehmern des Jubiläums-Kammermusikkurses gibt einen Einblick in die Wünsche, aber auch in die prinzipiell angemessene Ausrichtung des Kurses. Da das Angebot ja unter anderem lautet, sich mit Werken der Kammermusik vertraut machen zu können, richtet es sich zunächst an Solisten, die den Willen zu einer Ensemblegründung auf Zeit mitbringen. Auch feste Ensembles können sich für den KMK anmelden, müssen aber damit rechnen, auch in neuen Besetzungen zu spielen. Da heißt es zunächst, sich menschlich und musikalisch miteinander bekannt zu machen, ein Grund für die vergleichsweise lange Dauer des Kurses.
Laura Hildebrandt, 18 Jahre, Violine:
Der Unterricht mit den Dozenten war sehr bereichernd und auch die Programmauswahl hat mir recht gut gefallen. Ich denke, dass teilweise die einzelnen Mitglieder eines Ensembles vom Leistungsstand her auf unterschiedlichem Niveau waren, aber ansonsten hat es mit den Zusammensetzungen eigentlich gut funktioniert, auch wenn man sich vorher nicht kannte.
Thomia Ehrhardt, 16 Jahre, Fagott:
Die Dozenten haben die Stücke verständlich und interessant vorgestellt. Ich habe viele Anregungen für die Aufführung und die Interpretation mitgenommen. Die beiden Wochen haben sich richtig gelohnt. Die Stücke waren gut ausgewählt. Ich fand es schön, dass Werke aus verschiedenen Epochen gespielt wurden und dass man in verschiedenen Besetzungen gespielt hat.
Jakob Aumiller, 13 Jahre, Klavier:
Der KMK 2014 hat mich musikalisch weiter gebracht und viele nette Kontakte ermöglicht. Meine Ensemblemitglieder waren sehr gut vorbereitet. Die Länge der Unterrichtseinheiten und den Wechsel zwischen Ensemble- und Einzelunterricht fand ich ideal.
Marten Götz, 15 Jahre, Horn:
Ich denke, für das Zusammenspiel mit anderen Holz- oder Blechbläsern wieder einiges gelernt zu haben. Jeder Dozent hat andere Schwerpunkte und eine andere Methode, das bereichert meine Sicht. Die Stücke haben mir gefallen, besonders das Octett op. 156 von Franz Lachner. Insgesamt gab es im Kurs viele interessante moderne Stücke, besonders für Schlagwerk und Flöte, die mir gefallen haben, obwohl ich sonst lieber romantische Musik spiele. Das System der Unterrichts-einteilung gefiel mir auch, denn man hatte immer mal Zeit, um auch zwischen den Kursstunden üben zu können oder sich auszuruhen.
Lisa Lainsbury, 17 Jahre, Flöte:
Die Auswahl der Werke war für mich perfekt. Beide Stücke haben mir sehr zugesagt.
Sophie Klaus, 19 Jahre, Cello:
Ich fand sowohl die Arbeitsatmosphäre, als auch die Stückeauswahl sehr gut! Es hat mir riesigen Spaß gemacht, auf so hohem Niveau große Werke der Kammermusikliteratur zu erarbeiten und mit den wirklich freundlichen Dozenten daran zu feilen. Meine „Hauptdozenten“ haben mich beide sehr inspiriert und ich hatte das Gefühl, dass es auch ihnen Spaß gemacht hat mit uns zu arbeiten.
Simeon Ohlsen, 18 Jahre, Klavier:
Mir hat besonders der Einzelunterricht gefallen.
Lisanne Traub, 15 Jahre, Fagott:
Auch außerhalb der Proben hatte man genügend Zeit, andere Kammermusikstücke zu erarbeiten und selbst einzustudieren. Was ich außerdem gelungen fand, waren die internen Konzerte.
Maike Kupries, 15 Jahre, Klarinette:
Fast hätte ich es wegen den ganzen schulischen Aufgaben nicht mehr geschafft ein Feedback zu geben: Die Gemeinschaft mit so vielen unterschiedlichen Leuten, die auf so einem hohen Niveau spielen können, hat mich begeistert. Es hat mir Spaß gemacht, dass ich einige Leute, die ich schon vorher kannte, wiedergesehen habe und gleichzeitig viele nette Menschen neu kennenlernte.
Tradition und Strahlkraft
Was bleibt? Stolz auf das Erreichte, die Aussicht auf weitere attraktive Kammermusikkurse, die künftig wie immer im August, aber an einem festen Ort stattfinden: der 51. Kammermusikkurs lädt im März Bundespreisträgerinnen und -preisträger 2014 nach Trossingen ein. Die künstlerische Leitung liegt in den Händen von Diethelm Jonas, Professor für Oboe an der Musikhochschule Lübeck. Die Strahlkraft des Kurses haben die Teilnehmer in ihren Händen: Jedes Jahr von neuem sind sie voller Frische, Musizierlust und Tatendrang.