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Die große Schnitzeljagd hat begonnen

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„Jugend musiziert“ sucht Interpreten aus fünf Jahrzehnten Bundeswettbewerb
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Zu den sicherlich schönsten Momenten eines jungen Musikerlebens gehört es, wenn die Teilnahme am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ mit einer Mitwirkung in einem der Preisträgerkonzerte gekrönt wird. Seit dem Preisträgerkonzert im ersten Bundeswettbewerb 1964 haben rund 3.500 junge Musikerinnen und Musiker diesen besonderen Augenblick erlebt. Zum 50. Geburtstag des Wettbewerbs sollen sie alle zu hören sein.

Erinnern Sie sich noch an den Augenblick, als Sie beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ die Konzertbühne betraten? In einem prachtvollen Konzertsaal, mehr als tausend Augen und Ohren erwartungsvoll auf Sie gerichtet? Die Musik, die über Monate vielleicht nur der eigene Lehrer gehört hatte, entfaltete auf einer großen Bühne plötzlich einen ungeahnten Zauber. Und nach Ihrem Auftritt donnernder Applaus und Bravorufe! Ein besonderes Highlight war die Aufnahme und Ausstrahlung des eigenen Auftritts durch den Rundfunk, in vielen Fällen fanden diese Musikbeiträge ihren Weg auf eine „Jugend musi-ziert“-Langspielplatte oder -CD.

Im Jahr 2013 wird „Jugend musiziert“ 50 Jahre alt. Die Mitschnitte aller „Jugend musiziert“-Preisträgerkonzerte, dieser riesige musikalische Schatz aus fünf Jahrzehnten, schlummert bislang im Archiv – höchste Zeit, ihn zu heben. Eine CD-Edition mit den Beiträgen ­aller Preisträgerkonzerte ist der Bundesgeschäftsstelle „Jugend musiziert“ allerdings zu wenig.

So soll der 50. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im Jahr 2013 in Erlangen, Fürth und Nürnberg der Ort und Zeitpunkt sein, an dem all diese Musikbeiträge aus den Preisträgerkonzerten zum ersten Mal zu hören sein sollen. Das Projekt trägt aktuell den Arbeitstitel „Hörkoje“. Während der Wettbewerbstage soll dieses sensationelle „Gesamtwerk“ vor Ort über ein Terminal mit zahlreichen Kopfhörern präsentiert werden, die Musik kann man dann über eine Auswahlfunktion abrufen. Im Anschluss an den Bundeswettbewerb 2013 will die Bundesgeschäftsstelle alle Musikbeiträge auf der Website www.jugend-musiziert.org hörbar machen, allerdings ohne die Möglichkeit zum Download.

Den Interpreten auf der Spur

Damit dieses ambitionierte Vorhaben gelingt, hat sich „Jugend musiziert“ eine nicht minder ehrgeizige Aufgabe gestellt: All jene, welche jemals in einem Preisträgerkonzert eines Bundeswettbewerbs konzertiert haben, werden in den kommenden Monaten Post erhalten und darin um Zustimmung zur Veröffentlichung ihres Musikbeitrags im Rahmen der „Hörkoje“ gebeten.

Nun stößt die Recherche nach den damaligen Mitwirkenden mittels der „Jugend musiziert“-eigenen Software jedoch relativ schnell an ihre Grenze: Die Bundesgeschäftsstelle erfasst Jahr für Jahr die persönlichen Daten all derer, die sich für den Bundeswettbewerb qualifizieren. Aber die Adressdatenbank spiegelt den Zustand wider, in dem sich der junge Mensch in seiner Eigenschaft als „Jugend musiziert“-Teilnehmer befunden hatte. Natürlich ­ändert sich die Adresse im Laufe des Lebens mehrmals, vielleicht zum ersten Mal mit dem Eintritt ins Studentenalter, und es ändert sich, insbesondere bei den ehemaligen Teilnehmerinnen, der Nachname bei Eheschließungen.

Andererseits sind sehr wohl er­mutigende Erfolge nach der Aussendung eines ersten Briefs zu verzeichnen: Er wurde an die rund 1.300 Konzertmitwirkenden der Bundeswettbewerbe 1992 bis 2010 versendet. Inhalt des Briefes war die erwähnte Bitte um Zustimmung, aber auch weitere Informationen: Da sich unter Umständen nicht jeder an das Jahr und das Datum „seines“ Preisträgerkonzerts und das gespielte Werk erinnern kann, lis­tete der Brief alle diese Fakten auf und – welche Überraschung: Mehr als die Hälfte der Briefe wurde positiv beantwortet, viele brachten ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass dieser ­Musikschatz einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.

Wer kennt wen, der wen kennt

Je länger die Teilnahmen am Bundeswettbewerb zurückliegen, desto unzuverlässiger wird die haus­eigene ­Datenbank jedoch, sodass nun in einem zweiten Schritt die intensivere Recherche beginnt. Durchforstet werden Vorlesungsverzeichnisse der Musikhochschulen, natürlich das Internet, die Fach- und Einzelverbände im Deutschen Musikrat werden um Mithilfe gebeten, auch dieser Artikel soll der Findung „Ehemaliger“ dienen: Gesucht werden Mitwirkende an Preisträgerkonzerten seit 1964 bis heute, gesucht werden aber auch solche, die mit ihren damaligen Ensemblemitgliedern noch in Kontakt stehen, und solche, die wissen, dass der Nachbar, die Ehefrau, der eigene Lehrer, die beste Freundin, der Onkel einmal im Bundeswettbewerb auf einer Konzertbühne gestanden hatten. All diese Wissenden und Mitwisser bittet die Bundesgeschäftsstelle um eine Nachricht per Mail oder per Telefon und um Übermittlung einer aktuellen Adresse.

Vergleichsweise leicht ist die Suche nach denen, die später einen Musikberuf ergriffen haben. Hier kann ­„Jugend musiziert“ das große Netzwerk nutzen und seine Partner um Mithilfe bitten. Wer aber nach seiner „Jugend musiziert“-Zeit in einem anderen Berufsfeld zu arbeiten begonnen hat, ist ungleich schwerer ausfindig zu machen. Viele von ihnen haben die Musik „nur“ zum wertvollsten Hobby ihres ansonsten erfüllten Architekten-, Lehrer- oder Medizinerlebens gemacht. Viel muss hier also noch recherchiert werden. Denn eines soll die „Hörkoje“ auf gar keinen Fall: sich in einen Papiertiger verwandeln!

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