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Ein „7-3-1“ auf die Kammermusik

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Ein Bericht vom 39. Deutschen Kammermusikkurs in Trossingen
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In der Zeit vom 4. bis zum 17. August fand der 39. Deutsche Kammermusikkurs „Jugend musiziert“ in Trossingen statt. 59 junge Musiker aus ganz Deutschland, allesamt Bundespreisträger/-innen bei „Jugend musiziert“ – nahmen auf Einladung des Deutschen Musikrates an diesem Förderangebot teil. Der folgende Bericht wurde von dem 18-jährigen Pianisten Johannes Mnich aus Achim/Niedersachsen verfasst:

Bereits bei unserer Ankunft am 4. August in Trossingen wurde klar, dass die Institution „Deutscher Kammermusikkurs Jugend musiziert“ die Begegnung zwischen jungen Musikern deutschlandweit fördert – die Wiedersehensfreude von Teilnehmern, die sich schon auf früheren Kursen kennen gelernt hatten, war groß. Untergebracht waren wir in der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung, die für diesen Zweck geradezu ideal ist: Einzel- und Doppelzimmer, jeweils mit Dusche/WC, eine Musikbibliothek mit riesiger Auswahl und köstliches Essen erwarteten uns (an dieser Stelle noch mal ein dickes Dankeschön an den Koch!). Ferner gab es gut ausgestattete Unterrichts- und Überäume. Für die Freizeit standen Tischtennisplatten, ein Kickertisch sowie ein Fernsehraum bereit, zudem war die Innenstadt nur etwa 15 Gehminuten entfernt.

Nachdem wir am Nachmittag die Zimmer bezogen hatten, gab es Essen, kurz darauf begrüßte uns der Kursleiter und Flötendozent Hartmut Gerhold und stellte uns die übrigen Dozenten vor. Ingo de Haas, Violine; Burkhard Glaetzner, Oboe; Ilja Scheps, Klavier; Gottfried Bach, Cembalo; Gerhard Müller-Hornbach, Komposition; Peter Wolf, Cello; Joachim Greiner, Viola und Jörg Michael Thomé, Fagott: freuten sich darauf, mit uns zu arbeiten.

Die Proben begannen gleich am Dienstagmorgen. Wir studierten Stücke für die verschiedensten Besetzungen ein. Es gab Klaviertrios, Streichquartette, Bläserquintette, Groß-Ensembles und „Besondere Besetzungen“ (zum Beispiel Klarinette, Cello und Klavier). Wir hatten uns schon vor dem Kurs für Stücke entschieden, die „Bandbreite“ reichte von Bach bis Müller-Hornbach. Letzterer nahm persönlich als Dozent teil. Die Stiftung „ars vivendi“ hatte es auch dieses Jahr möglich gemacht, einen zeitgenössischen Komponisten als Dozenten zu gewinnen. Gerhard Müller-Hornbach studierte eigene Werke mit uns ein und gab uns darüber hinaus in einem Vortrag Einblicke in das Leben eines Komponisten.

Der Probenablauf des Kammermusikkurses wurde von einem detailliert ausgearbeiteten Plan bestimmt. So war sichergestellt, dass niemand zu oft die ungeliebte 9-Uhr-Probenleiste erwischte.

Zwischen den Proben blieb Zeit zum Üben und es trafen sich auch viele Ensembles ohne Dozenten, um die vielen Anregungen und Tipps allein zu erarbeiten.
Die umfangreiche Notenbibliothek lud darüber hinaus zum selbstständigen Ausprobieren anderer Werke ein und so hörte man (auch nachts!) Fagotttrios, Klavierquartette, Triosonaten, Bläserquintette und vieles mehr.

Im Verlauf des Kurses bildete sich auch eine Rockband, die KMK-Allstars, die die Teilnehmer mit einem Live-Auftritt der besonderen Art aufmischte. Allgemeiner Treffpunkt war immer die gemütliche Eingangshalle. Abends gab es hier Süßigkeiten und kalte Getränke zu „jugendfreundlichen“ Preisen, man konnte beisammen sitzen und sich unterhalten – häufig bis in die frühen Morgenstunden, doch wir waren meist diszipliniert genug, die Proben nicht unter den Spätfolgen leiden zu lassen. Es gab vier Geburtstage zu feiern, dazu und auch zum Lob der Küche fand das bereits 2002 in Rheinsberg oft erklungene „7-3-1“ (ein rhythmisches Klatschen : :: :: : ) erneut rege Anwendung.

Für uns Teilnehmer gaben die Dozenten an einem der Abende ein Sonderkonzert. Hier sorgte die Uraufführung eines Tangos von Gerhard Müller-Hornbach wegen seines überraschenden, aber sehr lustigen Themas für allgemeine Erheiterung. Man spürte bei der Präsentation förmlich, dass auch die Dozenten Spaß an diesem Stück hatten.

Sie fühlten sich keineswegs nur als „Lehrer“, abends saßen sie mit uns zusammen, unterhielten sich mit uns und ließen sich auch mal zu einer Partie Kicker herausfordern. Auch waren sie immer bereit, außerplanmäßige Proben anzuhören und uns Tipps zu geben. Eine besondere Sache waren hier die so genannten „special-classes“, bei denen jede(r) von uns zu dem Dozenten „seines“ Instrumentes gehen konnte, um Rat und Anregungen zur Lösung diverser Schwierigkeiten zu bekommen. Wir alle haben diese Möglichkeit gerne und zahlreich angenommen. Den Abschluss des Kammermusikkurses bildeten schließlich vier Konzerte. Zunächst gab es zum Auftakt der Konzertreihe ein „Werkstattkonzert“ in der Bundesakademie, bei dem die Teilnehmer die Sätze aus dem Kursprogramm vortrugen, die aufgrund ihrer Länge die Dauer der öffentlichen Konzerte gesprengt hätten. Von einigen Ensembles wurde dieses Konzert auch als Generalprobe für die kommenden Konzertabende genutzt. Das erste öffentliche Konzert fand dann am 15. August in Tuttlingen im Konzertsaal der Musikschule statt. Der Raum war klein, aber gemütlich und gut besucht. Allerdings brachte das zahlreich erschienene Publikum auch viel Wärme mit, so dass die Musiker/-innen nicht nur vom Konzertieren rote Wangen bekamen. Trotz der tropisch anmutenden Wärme jedoch trugen die Musiker/-innen ihr Programm hervorragend vor, was allen Zuhörern einen schönen Konzertnachmittag in guter Atmosphäre bescherte.

Das zweite Konzert fand am 16. August im Chorraum des Franziskaner Konzerthauses, einem ehemaligem Kloster in Villingen-Schwenningen statt. Auch zu diesem Konzert fanden sich zahlreiche Zuhörer ein, denen neben Werken von Françaix, Schostakowitsch, Klein und Ibert auch die Uraufführung des Werkes „Stille – ohne Umkehr“ für Streichseptett von Gerhard Müller-Hornbach geboten wurde. Dieses Werk wurde eigens für den diesjährigen Kammermusikkurs „Jugend musiziert“ komponiert und von dem Ensemble unter Anleitung des Komponisten einstudiert.

Den Abschluss der Konzertreihe bildete am 17. August eine Matinee in der Bundesakademie in Trossingen, bei der der Schwerpunkt auf der „Alten Musik“ lag. Neben Werken von Telemann, Rameau und Mozart, die jeweils mit Cembalo vorgetragen wurden, wurde jedoch auch die größte Ensemblebesetzung des Kurses, die Serenade op. 7 von Richard Strauss in der Besetzung mit zwölf Bläsern und Kontrabass, aufgeführt.

Insgesamt war der Kammermusikkurs wieder eine unvergessliche Zeit. Neue Bekanntschaften wurden geschlossen, wir hatten die Möglichkeit, mit vielen talentierten Musikern zu spielen und wurden von erstklassigen Dozenten unterrichtet. Dafür muss der Kursleitung, Herrn Gerhold, der nimmermüden Organisatorin Frau Clausen sowie unserem „Ansprechpartner“ Kristof gedankt werden. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

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