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Besonders für große Ensembles ist gemeinsames Proben zurzeit nicht möglich. Sie wünschen sich eine Perspektive für ihre Teilnahme am Wettbewerb „Jugend musiziert“ 2021. Foto: Erich Malter
Besonders für große Ensembles ist gemeinsames Proben zurzeit nicht möglich. Sie wünschen sich eine Perspektive für ihre Teilnahme am Wettbewerb „Jugend musiziert“ 2021. Foto: Erich Malter
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Ein bisschen Begegnung ist möglich

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„Jugend musiziert“ im Spannungsfeld zwischen Wunsch und Verpflichtung
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In der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin Anfang Februar wurde beschlossen, dass Kontakteinschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie weiterhin bestehen bleiben. Bereits vor der Ankündigung eines verlängerten Lockdowns hatten die meis­ten Regionalwettbewerbe beschlossen, ihre Wettbewerbe in den Zeitraum der Landeswettbewerbe zu verschieben und mit diesen zu verschmelzen. Im März sind nun in vielen Bundesländern landesweite Wettbewerbe geplant, fast überall in digitaler Form. Welche Perspektive ergibt sich damit für den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, der vom 20. bis 27. Mai in Bremen und Bremerhaven geplant ist?

Eher selten finden Sitzungsergebnisse des Beirats von „Jugend musiziert“ direkt ihren Weg in die Öffentlichkeit. Das hängt damit zusammen, dass das Gremium für die künstlerische Beratung, Begleitung und Weiterentwicklung von „Jugend musiziert“ eingesetzt wurde und alle Beschlüsse, die in diesem Rahmen gefasst werden, zunächst behutsam im Rahmen von Pilotprojekten in der Praxis getestet werden. Die Ergebnisse von Sitzungen umgehend einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, verfestigte Ideen vorschnell und liefe damit der Idee des offen geführten Diskurses aller für „Jugend musiziert“ Verantwortlichen entgegen. Denn der bietet auch immer die Möglichkeit, Korrekturen und Kursänderungen anzubringen oder zunächst tauglich wirkende Ideen wieder zu verwerfen.

Die Coronakrise hat vieles verändert und beschleunigt, auch die Kommunikationswege der Beschlüsse und Empfehlungen der „Jugend musiziert“-Gremien: Teilnehmer*innen, Lehrkräfte und Eltern erwarten in diesen Zeiten rasch Antworten der Wettbewerbsverantwortlichen. Bundes-Ebene und Beirat veröffentlichen seit Wochen regelmäßig die aktuellen Infos auf der Website des Bundeswettbewerbs. Gleichzeitig versucht der bundesweite, dreistufig angelegte Wettbewerb „Jugend musiziert“, wie so viele Kulturprojekte und -einrichtungen auch, mit den von politischen Gremien beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie Schritt zu halten und an das eigene Format zu adaptieren. Am 7. Februar hatte sich die Ministerpräsident*innenrunde erneut mit der Kanzlerin beraten. Am 11. Februar berieten die Verantwortlichen für „Jugend musiziert“ auf Landes- und Bundesebene die Folgen für „Jugend musiziert“ 2021 vor dem Hintergrund der Verlängerung des Lockdowns bis 7. März, den damit verbundenen Fragen zur Schulöffnung in den Bundesländern und den praktischen Möglichkeiten des Probens, die sich für „Jugend musiziert“-Teilnehmer*innen daraus ergeben.

Im privaten Umfeld ist das gemeinsame Proben von zwei Schüler*innen erlaubt, die jeweilige Lehrkraft kann per Video-Zuschaltung coachen. Da aber ein Großteil aller „Jugend musiziert“-Teilnehmer*innen Unterricht an einer kommunalen Musikschule erhält und auch größere Ensembles Probemöglichkeiten suchen, adressierte der Verband deutscher Musikschulen (VdM) nach der Veröffentlichung der Kanzlerbeschlüsse sehr schnell die Forderung an die Politik, die Öffnung der Musikschulen an die Öffnung der allgemeinbildenden Schulen zu koppeln. Eine Antwort steht zum aktuellen Zeitpunkt noch aus.

Verschieben, Verschmelzen, Visualisieren

Nun stehen die Landesausschüsse derzeit vor der Herausforderung, Wettbewerbe für alle Bewerberinnen und Bewerber ihres Bundeslandes zu organisieren, denn die bekannte Vorstufe „Regionalwettbewerb“ kann in diesem besonderen Jahr in den meisten Bundesländern nicht angeboten werden. So sind alle eingeladen, sich direkt im Rahmen eines landesweiten Wettbewerbs zu präsentieren. Gemeinsamer Wille ist hier, alle Bewerberinnen und Bewerber zuzulassen, den Wettbewerb aber zeitlich zu entzerren: Ab der Altersgruppe der 13- bis 14-Jährigen soll im März „Jugend musiziert“ als Videowettbewerb durchgeführt werden, den jüngsten Nachwuchsmusiker*innen, also allen unter 12 Jahren, will man jedoch zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr einen Live-Wettbewerb anbieten, sofern möglich.

Da es speziell für Ensembles mit mehr als zwei Mitgliedern weiterhin keine Perspektive für gemeinsame Proben gibt, ist geplant, den Zeitraum der „späten“ Landeswettbewerbe auch für die „Schlagzeug-Ensembles“ und „Besondere Besetzungen“ zu öffnen. In einem nächsten Schritt würden dann weitergeleitete Ensembles, vielleicht im September, zum bundesweiten Vergleich miteinander eingeladen werden. Ob diese Kategorien dann in Präsenz oder digital stattfinden, wird die Corona-Lage entscheiden.

Was ist technisch erlaubt?

Bis Anfang März können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in allen Solo- und Duo-Kategorien ihr Wertungsspiel aufzeichnen und als Video an den jeweiligen Landesausschuss senden. Dafür hatte das „Jugend musiziert“-Gremium schon im November technische Anforderungen definiert, die nun jüngst nochmals ergänzt wurden. Sie berücksichtigen die Idee des gemeinsamen Musizierens, weshalb nicht alle digitalen Möglichkeiten zugelassen sind. So sind Aufnahmen mit E-Piano erlaubt, denn nicht in jeder Wohnung ist ein Klavier oder ein Flügel vorhanden. Weitere Optionen der Aufnahme, wie beispielsweise die Begleitung einer Solowertung mit einer vorbereiteten Audio-Datei, oder in Ausnahmen ein Vortrag ohne jede Begleitung, sind in Sonderfällen zugelassen. Hier lohnt sich der Blick auf www.jugend-musiziert.org/wettbewerbe/landeswettbewerbe.html.

Sowohl – als auch

Und wie ist die eingangs angedeutete Perspektive für den Bundeswettbewerb? Er wird weiterhin zum vorgesehenen Termin 20. bis 27. Mai in der Hansestadt Bremen und Bremerhaven geplant. Aber als hybride Variante, denn sie ermöglicht es den Planerinnen und Planern, flexibel auf die im Mai geltenden Corona-Rahmenbedingungen zu reagieren und die Raum- und Zeitplanung den Teilnehmerzahlen anzupassen. Das Motto lautet „So viel wie möglich in Präsenz, so viel wie nötig digital“, denn alle wünschen sich, einen großen Teil des Bundeswettbewerbs – die Wertungsspiele, das Rahmenprogramm, die Konzerte – vor Ort durchführen zu können, am liebsten mit Publikum, nicht zuletzt die beiden Gastgeberstädte. Sie tragen das Konzept für den Bundeswettbewerb 2021 mit, für dieses Vertrauen bedankt sich „Jugend musiziert“ an dieser Stelle herzlich! Etwa einen Monat vor Bundeswettbewerbsbeginn wird man realistisch einschätzen können, welche Teile in Präsenz und welche digital stattfinden können. Auch die Weiterleitungszahlen der landesweiten Wettbewerbe spielen bei der weiteren Planung rund um die Frage „Präsenz- oder Videowettbewerb“ eine wesentliche Rolle. Es wird ein spannender Bundeswettbewerb, versprochen!

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